45/J XXI.GP

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Inneres

 

betreffend privater Wachdienste

 

Am 1. November 1999 wurde die unterfertigte Abgeordnete Zeugin eines

aufklärungsbedürftigen Vorganges im Bereich der neuen Einkaufszone am Franz - Josef -

Bahnhof: Ein Organ eines privaten Wachdienstes verwies einen sich völlig korrekt und

unauffällig verhaltenden jungen Mann, der die Obdachlosen - Zeitung "Augustin“

kolportierte, aus der überdachten Vorhalle der Geschäftszone. Auf Fragen der

unterfertigten Abgeordneten gab das Wacheorgan an, einen entsprechenden dienstlichen

Auftrag ausführen zu müssen. Es konnte in Erfahrung gebracht werden, dass zwar die

Geschäftsleitungen der BILLA -  und BIPA - Filialen kaum Schritte gegen Augustin -

Kolporteure in der Vorhalle verlangten, wohl aber das Management der McDonalds -

Niederlassung.

 

Aus Sicht der unterfertigten Abgeordneten mutet es befremdlich an, dass internationale

Konzerne mit ihren privaten Wachdiensten zwar ihre Profitmaximierung an Feiertagen,

an Sonntagen und weit über die üblichen Geschäftszeiten hinaus absichern, gleichzeitig

jedoch die Opfer des immer hemmungsloseren Casino - Kapitalismus aus ihrem

Gesichtskreis verbannen wollen.

 

Gleichzeitig erhebt sich die Frage, ob private Wachdienste auf Anordnung von privaten

Firmen in öffentlichen Räumen, die der allgemeinen Geschäftsanbahnung dienen,

willkürlich bestimmte Personen von der Benützung der Räumlichkeiten ausschließen

können. Dies könnte im Extremfall dazuführen, dass Menschen mit anderer Hautfarbe,

mit körperlichen Gebrechen, mit kleinen Kindern oder mit alter bzw. altmodischer

Kleidung in Hinkunft auch ausgeschlossen werden können.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Inneres

folgende

 

                                                                              ANFRAGE:

 

1. Sind Sie mit den Praktiken des privaten Wachdienstes im Bereich des Franz -

   Josef - Bahnhofs vertraut und wie stehen Sie dazu?

2. Die unterfertigte Abgeordnete hat schon in der Vergangenheit Anfragen zur

    Tätigkeit der privaten Wachdienste im Bereich Franz - Josef - Bahnhof gestellt.

    Welche Konsequenzen wurden aus den damaligen Vorfall (quälen, schikanieren

     und verletzen von Obdachlosen) gezogen?

 

3. Welche allgemeinen Regeln haben die privaten Wachdienste im Interesse der

    öffentlichen Ruheordnung und Sicherheit einzuhalten und wer kontrolliert die

    Tätigkeit der privaten Wachdienste?

 

4. Teilen Sie die Auffassung, dass Projekte wie die Obdachlosen - Zeitung Augustin

    eine wichtige gesellschaftliche Funktion erfüllt und daher im Interesse der

    öffentlichen Ordnung und der sozialen Sicherheit ist?

 

5. Halten Sie es für angebracht, dass ein in weiten Teilen der Bevölkerung begrüßtes

    Projekt wie der Augustin auf Geheiß von privaten Konzernen in seiner Tätigkeit

    gehindert und beeinträchtigt wird?

 

6. Was werden Sie tun, um diese Praktiken abzustellen?

 

7. Werden Sie veranlassen, dass die Polizei in Hinkunft stärker achtet, dass private

    Wachdienste nicht in schikanöser, rechtswidriger und diskriminierender Art und

    Weise gegen bestimmte Personengruppen vorgehen?