545/J XXI.GP

 

ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Öllinger, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr

 

betreffend Ihrer Aussagen als Mitglied der Bundesregierung

 

 

Die rechtsextreme Zeitschrift „Aula“ berichtet in ihrer Ausgabe Nr. 5/99 unter der

Überschrift „Die Gefahren der EU - Osterweiterung“ über die Bildung eines

Aktionskomitees „Nein zur EU - Osterweiterung! Die freiheitliche Offensive für die

Steiermark“, „an deren Spitze sich Landesobmann DI Michael Schmid stellte, um

über die negativen Folgen eines überhasteten Beitrittes aufzuklären“.

In der Nr. 8/98 des steirischen „Südost - Journal“ wird über ein Aktionskomitee „Rettet

das Grenzland“ berichtet, das sich „unter der Führung von FP - Chef Michael Schmid“

formiert hat und „als Plattform für alle von der EU - Osterweiterung Betroffenen sieht.

Eine kompetente Mannschaft analysiert die Probleme und wird ein Aktionsprogramm

zur Rettung des Grenzlandes ausarbeiten“.

Im „Südost - Journal“ werden die Betroffenen näher angeführt: „Vor allem Sorgen

machen sich die Freiheitlichen um die Zukunft der steirischen Landwirte“, die „durch

die Billigprodukt - Schwemme aus den südöstlichen Nachbarländern“ vor allem im

Grenzlandbereich „in die Knie gezwungen werden... Auch die Arbeitslosigkeit wird

weiter steigen. ‚Dank‘ der EU - Ostöffnung werden Tausende Billigarbeiter aus dem

Ausland den heimischen Markt stürmen, im Gegenzug könnten österreichische

Betriebe in den Osten abwandern, weil sie dort bessere Rahmenbedingungen

(niedriges Lohnniveau) für die Produktion vorfinden, Die Ostmafia darf sich ebenfalls

die Hände reiben.“

In der Feldbacher „Bildpost“ Nr. 11/1998 wird ebenfalls die steirische FPÖ zitiert, die

in Ratschendorf ihr Aktionsprogramm gegen die EU - Osterweiterung und zur Rettung

des Grenzlandes präsentiert hat und „ihren Befürchtungen vor dem Beitritt der

sogenannten MOEL - Länder.. mit einem kategorischen ‚Nein, danke‘ Ausdruck“

verleihen will:

„Die EU - Osterweiterung würde die Lebensqualität nicht nur im grenznahen Raum,

sondern in der ganzen Steiermark bedrohen. Schmid spricht von faulen Äpfeln. Zu

gesunden gelegt, verderben sie auch diese“.

Da auf der Homepage der steirischen FPÖ die Seite, die über das Aktionskomitee

„Nein zur EU - Osterweiterung informiert hat (www.fpoe-stmk.or.at/eu.htm), nach

dem Regierungseintritt der FPÖ gelöscht wurde, ist es uns leider nicht möglich, von

dort nähere Details über die diversen Aktionskomitees, die Problemanalysen der

kompetenten Mannschaft, deren Aktionsprogramm und über die faulen und

gesunden Äpfel zu erhalten.

Da Sie als Mitglied der Bundesregierung die Präambel „Verantwortung für Österreich

- Zukunft im Herzen Europas“ mittragen, in der es heißt:

 

„Die Bundesregierung tritt für Respekt, Toleranz und Verständnis für alle Menschen

ein, ungeachtet ihrer Herkunft, Religion oder Weltanschauung. Sie verurteilt und

bekämpft mit Nachdruck jegliche Form von Diskriminierung, Intoleranz und

Verhetzung..... In der Vertiefung der Integration und der Erweiterung der Union liegt

auch Österreichs Zukunft. Österreichs Geschichte und geopolitische Lage sind ein

besonderer Auftrag, den Integrationsprozess voranzutreiben und den europäischen

Gedanken noch stärker im Alltag der Menschen zu verankern“, stellen die

unterzeichneten Abgeordneten folgende

 

 

ANFRAGE:

 

 

 

1). Mit welchen Vorschlägen und Instrumenten werden Sie als Mitglied der

Bundesregierung bzw. im Rahmen Ihres Ressorts die Arbeit des

Aktionskomitees „Nein zur EU - Osterweiterung“ unterstützen?

 

2). Halten Sie als Minister und Mitglied der Bundesregierung an dem kategorischen

„Nein Danke“ zur EU - Osterweiterung, das Sie als Leiter des Aktionskomitees

vertreten, fest?

 

3). Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die Präambel zum

Regierungsprogramm, die davon spricht, daß „in der Vertiefung der Integration und

der Erweiterung der Union (...) auch Österreichs Zukunft (liegt).“? Bleiben Sie bei

Ihrer Aussage von der ZIB 2 am 8. 3. 2000, wonach Sie dieses Anliegen „als

herausgenommenen Satz und Kernaussage“ nicht unterstützen? Unterstützen Sie

das Ganze, aber nicht einzelne Teile und Sätze, bzw. welche nicht?

 

4). Wen oder was genau verstehen Sie unter „faulen Äpfeln“, die zu gesunden

gelegt, auch diese verderben, im Zusammenhang mit der EU - Osterweiterung?

 

5). Wie beurteilen Sie die Auswirkungen der im Koalitionsabkommen festgelegten

Quote für Saisonniers (8.000) und Erntehelfer (7.000) im Zusammenhang mit der

Befürchtung Ihres Komitees, wonach dank der EU - Ostöffnung „Tausende

Billigarbeiter aus dem Ausland den heimischen Markt stürmen“ würden? Werden

Sie als Mitglied der Bundesregierung Schritte unternehmen, um diesen

massenhaften Einsatz von Saisonniers und Erntehelfern dank der FPÖ - ÖVP

- Bundesregierung zu verhindern?

 

6). Sind Sie nach wie vor als Leiter des Aktionskomitees „Nein zur EU -

Osterweiterung“ bzw. als Leiter des Aktionskomitees „Rettet das Grenzland“ tätig?

Wie vereinbaren Sie diese Tätigkeiten mit Ihrer Arbeit als Bundesminister zeitlich

und inhaltlich?

 

7). Gibt es einen Unterschied zwischen den beiden in Frage 6 genannten

Aktionskomitees, die unter Ihrer Leitung stehen oder standen, oder sind sie ident?

Gibt es weitere Aktionskomitees unter Ihrer Leitung, bzw. wenn ja, welche?

8). Haben Sie die Leitung des (eines) Aktionskomitees zurückgelegt bzw. hat es sich

aufgelöst, ohne daß zuvor die „kompetente Mannschaft“ ein „Aktionsprogramm zur

Rettung des Grenzlandes“ ausgearbeitet hat? Wenn ja, wann und warum?