608/J XXI.GP

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Lunacek, Freundinnen und Freunde

an die Bundesministerin für Auswärtige Angelegenheiten

betreffend österreichische Beteiligung an der internationalen Verbreitung

nachrichtendienstlicher Erkenntnisse über die Operation Hufeisen

 

In internationalen Medien wird die Entstehungsgeschichte und die

Kommunikationspolitik rund um die „Operation Hufeisen“ einer immer schärferen

Kritik unterzogen. So ist inzwischen sogar der deutsche Verteidigungsminister

Scharping unter Druck geraten, der den „Hufeisenplan“ als eine zielgerichtete

Strategie der Bundesarmee gegen die albanische Zivilbevölkerung und als Argument

für eine rasche Nato - Intervention mit deutscher Beteiligung ins Treffen geführt hatte.

 

Den Erkenntnissen des österreichischen HNA zu Folge, wollten die jugoslawischen

Streitkräfte, im Kosovo die UCK in hufeisenförmiger Anordnung bekämpfen. Die den

HNA - Berichten folgenden Darstellungen des damaligen Außenministers Wolfgang

Schüssel und des damaligen Verteidigungsministers Werner Fasslabend legten

nahe, daß es sich um einen Plan zur Vertreibung der albanischen Bevölkerung

gehandelt habe. Inzwischen stellte sich heraus (s. Hamburger Abendblatt

22.03.2000), daß selbst unklar ist, ob die Bezeichnung der Aktion „Potkova“

(kroatisch) oder „Potkovica“ (serbisch) aus der Bundesarmee Jugoslawiens, oder

aus nachrichtendienstlichen Quellen in Österreich stammte. Jedenfalls stellte die

Operation Hufeisen in der Öffentlichkeit einen wesentlichen Grund und Anlaß für die

völkerrechtswidrigen Angriffe der Nato auf Jugoslawien dar.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

1. Wann wurde in Ihrem Ressortbereich erstmals die Aktion Hufeisen

    wahrgenommen?

 

2. Wurden die Berichte des Heeresnachrichtenamtes durch das BmAA auch in

    einer Ministerratssitzung thematisiert und wenn ja, wann ist das geschehen?

 

3. Wann wurde der Bericht an die Mitglieder des Rates der Europäischen Union

    weitergegeben?

 

4. Wurde die Nato oder das US - Außenamt über die österreichischen Erkenntnisse

    in Südosteuropa informiert?

5. Ist Ihnen bekannt, ob andere Nachrichtendienste (Bundesnachrichtendienst,

    NSA o.a.) von österreichischen Steilen informiert wurden?

 

6. Ist Ihnen bekannt, auf welchem Weg der HNA - Bericht schließlich an das US -

    State Department weitergegeben wurde?

 

7. Wurde in diesen ersten Berichten von Operation Hufeisen, von Potkova oder

    von Potkovica gesprochen?

 

8. Haben Angehörige des Ressorts mit dem jugoslawischen Botschafter über

    diese Berichte gesprochen?

 

9. Haben Sie jemals ein Originaldokument geprüft oder vorgelegt bekommen, das

    dem Bericht des HNA an die Bundesregierung zu Grunde liegt?

 

10. Welche Staaten haben seither auf diese Berichte aus Österreich auf welche

      Weise reagiert?

 

11. Sind Sie der Auffassung, daß die Weitergabe dieser Berichte an spätere

      Kriegsparteien neutralitätsrelevante Sachverhalte darstellen?