633/J XXI.GP

 

Anfrage

 

 

der Abgeordneten Ulli Sima

und Genossinnen an

den Bundesminister für Land und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

betreffend Umsetzung des Kyoto - Zieles

 

Das in Österreich vom Parlament beschlossene Toronto - Ziel sieht vor, dass die

Treibhausgas - Emissionen im Jahr 2005 um 20% unter dem Niveau des Jahres 1988 liegen

müssen. Im Unterschied zur Kyoto - Konferenz waren die Ergebnisse von Toronto

deklaratorischen Charakter. Im Vorfeld der Verhandlungen zu Kyoto hat der damalige

Umweltminister Bartenstein angekündigt, dass sich Österreich, unabhängig vom

Verhandlungsergebnis - zu einer Reduktion der C02 - Emissionen um 25% selbst

verpflichten wird. Letztendlich hat sich in Kyoto die EU als Verhandlungspartner auf ein

Reduktionsziel von 8% im Vergleichszeitraum 2008 - 2010 verbindlich festgelegt. Im

Rahmen des EU - Burden Sharing beträgt der Reduktionsanteil von Österreich 13%

ausgehend von der Situation von 1990.

Als Basis für die österreichische Klimaschutzpolitik dient der Kyoto - Optionen Bericht, eine

Studie der Kommunalkredit von 1999. Bis März diesen Jahres hätte aber der EU bereits über

,,Policies und Measures“ im Klimaschutz Bericht gelegt werden sollen, was Österreich

verabsäumt hat. Einige EU - Staaten haben bereits einen konkreten nationalen

Klimaschutzplan vorgelegt, der somit auch als Verhandlungsposition in die im November

folgende Klimaschutzkonferenz miteinfließen kann. Solange Österreich keinen nationalen

Klimaschutzplan vorlegen kann, wird es auch bei den Verhandlungen in Den Haag kaum

miteinbezogen werden.

Außerdem war es in Österreich bis dato unbestritten, dass das Kyoto - Reduktionsziel über

Maßnahmen im Inland erreicht werden soll. In letzter Zeit wird allerdings der Ruf nach den

sogenannten „flexiblen Mechanismen“ immer lauter.

 

Die unterzeichnenden Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Land- und

Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft folgende

 

 

Anfrage:

 

 

1. Bildet das Toronto - Ziel noch immer die Grundlage der österreichischen

    Klimaschutzpolitik?

 

2. Wenn ja, wie wollen Sie es erreichen?

3. Die in der Kommunalkredit - Studie vorgeschlagenen Maßnahmen sind extrem

    förderungslastig. Welche dieser Förderungen oder Anreizinvestitionen werden im Jahr

    2000 bereits budgetiert?

 

4. Wenn ja, in welcher Höhe?

 

5. Welche der vorgeschlagenen ordnungspolitischen Maßnahmen haben Sie bereits in

    Angriff genommen?

 

6. Eine sinnvolle Maßnahme wäre die Privatisierung des Energiemanagements in

    Bundesgebäuden. Wann wird die thermische Gebäudesanierung in Bundesgebäuden via

    Contracting - Modellen in Angriff genommen?

 

7. Wann können Sie einen konkreten nationalen Klimaschutzplan vorlegen, der in die

    Verhandlungsposition der EU bei der Klimaschutzkonferenz in Den Haag miteinfließen

    kann?

 

8. Bis Herbst muß der EU auch ein Finanzierungsübereinkommen von Bund und Ländern

    vorliegen (§ 15 a Vertrag).

 

    a) Welchen finanziellen Beitrag erwarten Sie sich von den Ländern und Gemeinden zur

        Erreichung des nationalen Klimaschutzzieles?

 

    b) Sind die Verhandlungen mit den Gebietskörperschaften bereits über das „Stadium

        von Arbeitskreisen“ hinausgegangen?

 

    c) Gibt es bereits konkrete Verhandlungsergebnisse?

 

    d) Wird das Finanzierungsübereinkommen rechtzeitig vor Den Haag fertiggestellt und

        durch die Landesparlamente bestätigt werden?

 

   e) Wann wird der Klimaschutzbeirat wieder einberufen?

 

9. Die Kommunalkredit - Studie sieht eine ganze Reihe von Maßnahmen vor, die alle

    verwirklicht werden müssen, um das Kyoto - Ziel zu erreichen. Welche Maßnahmen sind

    vorgesehen, falls in einem der Bereiche das Reduktionsziel nicht erreicht werden kann?

 

10. Bei den im Kyoto - Optionen - Bericht angeführten Einzelmaßnahmen wird im Bereich

      Abfallwirtschaft eine Entbürokratisierung des Genehmigungsverfahrens und

      Beschleunigung des Bürgerbeteiligungsverfahrens bei der Errichtung von

      Müllverbrennungsanlagen vorgeschlagen. Wie sind die Begriffe Entbürokratisierung und

      Beschleunigung in diesem Zusammenhang zu verstehen?

 

11. Welche Maßnahmen, die nicht im Optionenbericht enthalten sind, haben Sie geplant?

 

12. Halten Sie Öko - Steuern für eine sinnvolle Maßnahme, um das Kyoto - Ziel zu erreichen?

 

13. Halten Sie das Lkw - Road Pricing für eine sinnvolle Maßnahme, um das Kyoto - Ziel zu

      erreichen?

 

14. Bei einer Podiumsdiskussion am 3. April in der WU - Wien („Wie kann Österreich seine

      C0² - Verpflichtungen erfüllen?“) haben Sie festgestellt, dass Kyoto möglichst national

      umzusetzen ist, aber Sie haben die „flexiblen Mechanismen“ im Einklang mit

      Nachhaltigkeit nicht ausgeschlossen.

 

      a) Sehen Sie die flexiblen Mechanismen als Möglichkeit für Österreich das Kyto - Ziel zu

          erreichen?

      b) Werden Sie sich in Österreich und in der EU für ein Ceiling einsetzen und wieviel

           Prozent der Emissionsreduktion sollen Ihrer Ansicht nach zumindest national erreicht

           werden?

 

15. Die flexiblen Mechanismen, wie sie in Kyoto festgelegt wurden, sind Emission Trading

      (ET), Jomt Implementation (JT) und Clean Development Mechanism (CDM).

      Expertenschätzungen gehen davon aus, dass sich der Preis von Emissionszertifikaten

      für 1 Tonne C0² zwischen 20 und 60 USD bewegen wird.

      a) Wieviele der notwendigen 16 Mio. Tonnen C0² - Einsparungen sollen daher über

           Emission - Trading erbracht werden?

 

      b) Welches Einsparungspotential erwarten Sie sich aus den projektbezogenen

           Mechanismen JI und CDM?

 

      c) Wieviel müßte der Bund zur Finanzierung öder Förderung dieser Projekte

          bereitstellen?

 

      d) In der Kommunalkredit - Studie werden die Netto - Beschäftigungseffekte der Bereiche

          Thermische Gebäudesanierung und Erneuerbare Energieträger mit 14.000 zusätzlich

          Beschäftigten über einen Zeitraum von 10 Jahren angegeben. Würden die flexiblen

          Mechismen aus Ihrer Sicht einen Export von Arbeitsplätzen bedeuten?