74/J XXI.GP

 

ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Dr. Kurzmann und Kollegen

 

an den Herrn Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten Dr. Wolfgang Schüssel

 

betreffend ,,Vergangenheitsbewältigung“ in Slowenien

 

Wie zahlreichen Meldungen in ausländischen Medien der letzten Monate zu entnehmen

ist, kommen immer häufiger die grausamen Nachkriegsverbrechen der damaligen

kommunistischen Machthaber in Slowenien ans Tageslicht. So wurden unlängst von

Mitgliedern der ,,Regierungskommission für Wiedergutmachung von

Nachkriegsverbrechen“ in der Nähe von Windischgraz und Gonobitz Massengräber mit

tausenden Opfern der Massaker an der Zivilbevölkerung, Heimwehrleuten und

deutschen Flüchtlingen aus den Jahren 1945/46 ausfindig gemacht und besichtigt.

Heftige Kritik wurde dabei vor allem an der Staatsanwaltschaft, den Gerichten und der

Polizei Sloweniens geübt, da bisher nichts unternommen wurde, um die Schuldigen

dieser Massaker ausfindig zu machen und einer gerechten Strafe zuzuführen. Sogar in

einer Petition wird die Generalstaatsanwältin Zdenka Cerar aufgefordert, die

strafrechtliche Verfolgung der bekannten und unbekannten Täter, die für diese

schrecklichen Verbrechen verantwortlich sind, noch intensiver als bisher zu führen.

Auch gegen die Einstellung des Wiederaufnahmeverfahrens gegen Bischof Gregor

Rozmann wurde nachdrücklich protestiert, der damals vehement gegen die

kommunistischen Verbrechen der Nachkriegszeit aufgetreten war und deshalb von

einem Militärgericht in Laibach verurteilt worden war. Nach Aussagen eines der besten

Kenner der Nachkriegsereignisse, Janez Cernej, vor dieser Regierungskommission

übersteige die Zahl der Nachkriegsopfer bei weitem die Schreckensgrenze von 300.000

Menschen. An einer vollständigen Aufklärung dieses tragischen Kapitels der

slowenischen Nachkriegsgeschichte führt kein Weg mehr vorbei. Auch ist vehement auf

einen Beschluß der Europäischen Konferenz betreffend der Opfer der kommunistischen

Gewalt hinzuweisen, wonach Slowenien noch immer verantwortlich sei, die Verbrechen

der Nachkriegszeit wieder gutzumachen.

 

Die unterfertigten Abgeordneten richten daher an den Herrn Bundesminister für

auswärtige Angelegenheiten Dr. Wolfgang Schüssel nachstehende

 

 

ANFRAGE

 

1) Sind Ihnen die oben angeführten tragischen Enthüllungen rund um die

    kommunistischen Nachkriegsverbrechen im heutigen Slowenien und die daran

    geknüpfte Diskussion bekannt?

    Wenn ja, wann haben Sie davon Kenntnis erlangt und welche politische

    Reaktion Ihrerseits folgte diesen nun aufgedeckten Erkenntnissen?

2) Welche konkreten Schritte werden Sie setzen, um eine vollständige Aufklärung

    und gerichtliche Verfolgung der verantwortlichen Nachkriegsverbrecher in

    Slowenien politisch voranzutreiben.

 

3) Wie beurteilen Sie diese schrecklichen Verbrechen und die damit

    zusammenhängende schleppende Aufarbeitungsarbeit der slowenischen

    Regierung und ihrer Behörden im Zusammenhang eines möglichen Beitrittes

    Sloweniens in die EU?

 

4) Welche konkreten Maßnahmen werden Sie ergreifen, damit der Beschluß der

    Europäischen Konferenz, worin Slowenien aufgefordert wird seine Verbrechen

    der Nachkriegszeit aufzuarbeiten und wieder gutzumachen, auch tatsächlich

    vollständig umgesetzt wird?