862/J XXI.GP

 

ANFRAGE

 

des Abgeordneten Brosz, Freundinnen und Freunde

 

an die Bundesministerin für Wissenschaft, Bildung und Kultur

 

betreffend den geplanten Umbau des Salzburger Hauptbahnhofes ohne

Berücksichtigung geltender Denkmalschutzbestimmungen

 

Laut Bescheid des Bundesdenkmalamtes Zl. 30.729/4/98 vom 3. November 1998

stehen die Gebäude des Salzburger Hauptbahnhofes, insbesondere der

Mittelbahnsteig, der Marmorsaal und das Kaiserzimmer unter Denkmalschutz.

Nichts desto trotz haben die ÖBB die Planung des Umbaus des Mittelbahnsteigs

zwecks Legung einer zusätzlichen Gleisanlage ohne Berücksichtigung des

bestehenden Denkmalschutzes in Auftrag gegeben.

Der Entwurf von Prof. Dr. Kada sieht unter anderem die Verlegung des Marmorsaals

vor, der derzeit einen Teil des Bahnhofsrestaurants darstellt und seit der Zeit der

Kaiserin - Elisabeth - Bahn als Speisesaal diente.

Hieraus ergeben sich jedoch verschiedene Probleme. Laut einem Gutachten von

Univ. - Prof. Mag. Dr. Tichy über die Marmorarten im Speisesaal des

Bahnhofsrestaurants in Salzburg wurden in besagtem Marmorsaal vor allem der

„Adneter Rottropf" sowie der „Adneter Marmor“ und „Untersberg Rosa“ verwendet.

Diese drei Kalksteinarten sind überaus selten, da sie nur sehr lokal begrenzt in der

Gegend um Adnet und Untersberg zu finden sind. Eine Verlegung des Marmorsaals

ist aus diesem Grund nicht empfehlenswert da gebrochene Platten nicht oder nur

sehr schwer ersetzbar wären. Weiters ist an der von Prof. Dr. Kada geplanten Stelle

keine Küche vorgesehen, wodurch der Marmorsaal seinen eigentlichen Zweck, den

eines Bahnhofsrestaurants, nicht mehr erfüllen könnte. Dadurch wäre der Saal nicht

mehr einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Und zuletzt stellt gerade die Lage das

Marmorsaals, nämlich direkt auf dem Mittelbahnsteig, einen besonderen Reiz der

Anlage dar.

Als die ÖBB von verschiedenen Seiten auf die bestehenden

Denkmalschutzbestimmungen hingewiesen wurde, gab sie nicht etwa die Änderung

der Pläne in Auftrag, sondern stellte einen Antrag auf Aufhebung des

Denkmalschutzes. Diesem Antrag wurde stattgegeben, da das Bundesdenkmalamt

die Gebäude eineinhalb Jahre nach der unter Schutzstellung offenbar für nicht mehr

schützenswert hält, weil die Gebäude auf dem Mittelbahnsteig durch Kioske und

Automaten widerrechtlich verunstaltet wurden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

ANFRAGE:

 

1.) Sind dem Bundesdenkmalamt die Pläne des Architekten Dr. Kada bekannt?

     Gibt es seitens des Bundesdenkmalamtes Einsprüche? Wenn ja, welche?

 

2.) Gibt es alternative Vorschläge, die die Erhaltung der denkmalgeschützten

     Hochbauten ebenso berücksichtigen wie die notwendige Erweiterung des

     Nahverkehrs in Salzburg?

     Wenn ja, welche?

 

3.) Wie steht das Bundesdenkmalamt der geplanten Verlegung des Marmorsaals

      gegenüber?

      Gibt es Gutachten über die Transportierbarkeit der kostbaren Platten ohne

      diese zu beschädigen?

 

4.) Wie steht das Bundesdenkmalamt zu den Plänen den Marmorsaal nach der

     Verlegung nicht mehr als Restaurant zu nutzen?

 

5.) Wenn der Marmorsaal nicht mehr als Restaurant zur Verfügung steht, in

     welcher Form wird er der Bevölkerung künftig zugänglich sein?

 

6.) Wieso erachtet das Bundesdenkmalamt Bauten eineinhalb Jahre nach der

      Unterschutzstellung für nicht mehr erhaltenswert?

      Wieso hat das Bundesdenkmalamt den Schutz der Bauten zurückgezogen?

 

7.) Hat das Bundesdenkmalamt ein Einspruchsrecht gegen das Anbringen von

     Schaukästen, Automaten und dergleichen sowie gegen den Bau von Kiosken

     an und um denkmalgeschützte Gebäude?

     Wenn ja, wie werden diese gelten gemacht?