629/A(E) XXII. GP

Eingebracht am 12.05.2005
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

des Abgeordneten Brosz, Freundinnen und Freunde

 

betreffend Neuordnung der Leistungsbeurteilung im Schulsystem

 

 

 

Die Zukunftskommission verweist in ihrem Endbericht auf erhebliche Mängel in der derzeitigen Leistungsbeurteilungspraxis. Das Notensystem bewirke, dass viele SchülerInnen Lernen nur dann für sinnvoll halten, wenn es unmittelbar zu Noten führt. Sie arbeiten folglich nicht kontinuierlich für die Schule, sondern konzentrieren sich punktuell auf das Bestehen von Prüfungen. Die ExpertInnen der Zukunftskommission betonen, dass darunter vor allem die Nachhaltigkeit des Lernens  leidet, weil ein langfristiger durch regelmäßiges Üben gestützter Kompetenzerwerb nicht gefördert wird.

 

In ihrem Endbericht legen die ExpertInnen  eine Menge weitere Probleme des derzeitigen Beurteilungssytems dar:

 

 

Analysen zur Entwicklung der Notengebung zeigen außerdem, dass die Notendurchschnitte aus den Hauptgegenständen während der Schullaufbahn kontinuierlich schlechter werden. Laut ExpertInnen der Zukunftskommission hat dies jedoch nichts damit zu tun, dass die SchülerInnen immer weniger in der Lage sind, die Anforderungen der Schule zu erfüllen. Eher zeigt sich hier eine Diskrepanz zwischen einem immer mehr steigenden Anspruchsniveau und der Fähigkeit, diese Ansprüche im Rahmen des Unterrichts einzulösen.

Insgesamt vermuten die ExpertInnen, dass das Verhältnis Aufwand zu (Noten)-Ertrag während der Schullaufbahn nicht stimmig ist und vielleicht einen der Gründe bildet, warum die Lernmotivation immer weiter zurückgeht.

 

 

Dieses Bündel an vorhandenen Problemen – so die Zukunftskommission – sollte den Anstoß für ein grundsätzliches Überdenken der gesamten derzeitigen Leistungsbeurteilungspraxis führen.  Die Zukunftskommission ergreift hier besonders harte Worte:

 

„Über den defizitären Zustand der derzeit üblichen Leistungsbeurteilung werden seit mehr als drei Jahrzehnten stichhaltige empirische Studien und Analysen vorgelegt. Nichts davon hat zu einer ernsthaften Neuorientierung geführt – weder die psychologisch schwer wiegenden Argumente noch der wiederholte Nachweis der eminenten Ungerechtigkeit im objektiven Vergleich. Auch nicht die Weiterentwicklung der Beurteilungsmethoden in einer großen Zahl anderer Länder. Es ist dringender Handlungsbedarf gegeben.“ (96)

 

De Zukunftskommission empfiehlt hierzu ein vom BMBWK in Auftrag gegebenes Projekt, das die Neuordnung der Leistungsbeurteilung im Schulsystem zum Ziel hat. Unterrichts- und BildungsforscherInnen sollen gemeinsam ein neues, einfaches und faires Konzept erstellen, das die konkreten Vorschläge der Zukunftskommission (lernzielbezogene/ kriterielle Rückmeldung, Bildungsstandards, System-Monitoring, verbale Beurteilungen, Portfolios, etc.) einbezieht. Dieses neue Leistungsbeurteilungskonzept solle in den „klasse:zukunft“-Modellschulen einige Jahre angewandt werden, wofür die LehrerInnen entsprechend ausgebildet werden. Die Anwendungen werden sorgfältig wissenschaftlich begleitet, danach soll das Beurteilungssystem flächendeckend im System angewandt werden.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:

 

 

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

 

Die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur wird aufgefordert, entsprechend der Empfehlungen der Zukunftskommission, Maßnahmen für die Neuordnung der Leistungsbeurteilung im Schulsystem zu setzen. Die Bundesministerin hat als ersten Schritt Unterrichts- und BildungsforscherInnen zu beauftragen, ein neues Leistungsbeurteilungskonzept unter Einbezug der Vorschläge der Zukunftskommission zu entwickeln.

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Unterrichtsausschuß vorgeschlagen.