1405/AB XXII. GP

Eingelangt am 02.04.2004
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BM für Gesundheit und Frauen

Anfragebantwortung

 



 

 

 

 

Herrn                                                                          

Präsidenten des Nationalrates                                       (5-fach)

Parlament                                                                   

1010 Wien                                                                  

                                                                                  

                                                                                  

                                                                                  

GZ: 11.001/16-I/A/3/04                                        Wien,

 

 

 

Sehr geehrter Herr Präsident!

 

Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 1425/J der Abgeordneten Maga Muttonen, Steier und GenossInnen, wie folgt:

 

 

Frage 1 - 3:

Lt. „Jugendradar 2003“ zeigte sich, dass Alkoholmixgetränke, und großteils handelt es sich hier um Alcopops oder äquivalente Getränke, auch in Österreich bei Kindern und Jugendlichen unter den alkoholischen Getränken den höchsten Stellenwert einnehmen. In die gleiche Richtung weisen auch vorläufige Ergebnisse des Cross country school survey Project on Alcohol and Other Drugs (ESPAD). Die Gesamtstudie soll bis Ende 2004 vorliegen. Die Lage in Österreich unterscheidet sich nicht grundlegend von jener in österreichischen Nachbarstaaten wie Deutschland und der Schweiz, aus denen ähnliche Studienergebnisse vorliegen. Genauere Verlaufsdaten liegen aus Österreich nicht vor.

 

Die ausgeschriebene Konsumerhebung sieht dies nicht vor, es handelt sich nicht um eine Studie zum spezifischen Alkoholkonsum Jugendlicher, sondern um ein auf wissenschaftlicher Basis erarbeitetes grundlegendes Fragenset für eine Repräsentativerhebung in der Allgemeinbevölkerung zum Thema Alkohol sowie Drogen- und Alkoholkonsum, das gleichbleibend periodisch wiederkehrend abgefragt werden soll, um generelle und grundlegende Trends erkennen zu können. Allerdings wird aufgrund der Aktualität die Aufnahme einer zusätzlichen Frage zum Konsum von Alkopops erwogen.

 

Frage 4:

Ob es sich bei Alcopops um eine vorübergehende Moderescheinung handelt, oder ob die Alkoholproduktpalette damit dauerhaft erweitert werden wird, kann man derzeit noch nicht abschätzen. Dass durch Alcopops derzeit mehr Jugendliche und junge Erwachsene in einem bestimmten Alter Kontakte mit Alkohol haben, als es ohne Alcopops der Fall sein würde, ist anzunehmen. Ob Alcopops allerdings langfristig dazu beitragen werden, das gesellschaftliche Alkoholproblem relevant zu vergrößern, kann man derzeit nur spekulieren.

 

Generell kann man seit vielen Jahren feststellen, dass der Beginn des regelmäßigen Alkoholkonsums bei Jugendlichen heute früher als in vorangehenden Generationen einsetzt. Ausschlaggebend dafür dürfte sein, dass Kinder heutzutage früher pubertieren, früher körperlich entwickelt sind, früher relativ selbständig werden und sich daher auch früher Verhaltensweisen von Erwachsenen aneignen. Auch eine Angleichung des Trinkverhaltens der Mädchen an jenes der Burschen ist erkennbar.

 

Weder diese Vorverlagerung des regelmäßigen Trinkens, noch die Zunahme des Alkoholkonsums bei Mädchen scheint sich aber aus derzeitiger Sicht dahingehend  auszuwirken, dass es später im Erwachsenenalter zu stärkerem Konsum bzw. zu mehr Alkoholproblemen kommt.  Bezogen auf die Gesamtbevölkerung ist nämlich das Konsumausmaß seit nunmehr 30 Jahren rückläufig. Nach derzeitiger Datenlage sieht es so aus, dass Jugendliche zwar etwas früher mit dem häufigeren Alkoholkonsum beginnen und Mädchen sich dem höheren Konsumverhalten der Burschen annähern, später aber - dem allgemeinen Trend entsprechend - weniger Alkohol trinken.

 

Frage 5:

Über die Verkaufszahlen ist uns derzeit nichts bekannt.

 

Frage 6:

Das Thema Jugend und Alkohol ist ein Schwerpunkt meines Ressorts. Unter dem Blickwinkel der allgemeinen Bewusstseinsbildung ist u.a. die meines Ressorts gemeinsam mit dem Land Niederösterreich unter Einbindung namhafter einschlägiger Institutionen (LBISucht, AKIS) und ExpertInnen geplante und in Vorbereitung befindliche Fachtagung zum Thema „Jugend und Alkohol“ zu sehen, zu der VertreterInnen aller mit der Thematik befassten Fach- und Wirtschaftskreise eingeladen sind. Bei dieser Tagung wird der derzeitige Stand der seit der ho. Initialveranstaltung im November 2001 erzielten Arbeitsergebnisse und Projekte präsentiert, die mit in ein Alkohol-Präventionskonzept einfließen sollen. Danach sind allfällige weitere Schritte auszurichten.

 

Frage 7:

Die Strategie meines Ressorts geht davon aus, das Thema Alkohol, Tabak, illegale Drogen sowie Medikamente generell zu behandeln. In diesem Zusammenhang kommt im Bereich der Suchtvorbeugung in Österreich seit langem der Primärprävention besondere Bedeutung zu. Diese zielt generell darauf ab, die Persönlichkeit von Kindern und Jugendlichen zu stärken und damit weniger anfällig gegen problematische Konsum- bzw. Suchtentwicklung zu machen. Dies schließt selbstverständlich auch den Alkohol mit ein.

 

Eine Verteuerung von Alcopops durch hohe Steuern hätte sicherlich einen hemmenden Einfluss auf Kaufverhalten und Konsum und wäre daher aus präventiver Sicht zu begrüßen, ebenso wie Werbebeschränkungen oder Abgabeverbote in Supermärkten.

 

Eine ausschließliche Dämonisierung von „Alcopops“ in der Öffentlichkeit, insbesondere in Form von speziellen Warnhinweisen, wäre hingegen nicht sinnvoll, weil man damit nur zusätzliche Konsumanreize für Jugendliche schüfe und so indirekt die Alcopop-Industrie unterstützte. In diesem Sinne warnte z.B. der Vorsitzende der Deutschen Hauptstelle für Suchtgefahren (DHS), Professor Dr. Jobst Böning, und der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Kuratoriums der DHS Professor Dr. Karl Mann, davor, auf Alcopops den Hinweise „ab 18 Jahren“ anzubringen, wie das in Deutschland derzeit geplant ist.

 

Sicherlich ist Alkoholmissbrauch und Alkoholismus ein ernstes gesellschaftliches Problem – wenn auch primär ein Problem der Erwachsenen – bezüglich dessen Handlungsbedarf besteht. Aus ho. Sicht ist daher eine Alkoholpolitik zielführend, die ganz generell das Ziel des vernünftigen Umgangs im Sinne eines nicht gesundheitsschädlichen Gebrauchs verfolgt.

 

 

 

Mit freundlichen Grüßen

Die Bundesministerin:

 

 

 

 

Maria Rauch-Kallat