1877/AB XXII. GP

Eingelangt am 10.08.2004
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BM für Bildung, Wissenschaft und Kultur

Anfragebeantwortung

 

 

GZ 10.000/128-III/4a/04

 

 

Herrn

Präsidenten des Nationalrates

Univ.- Prof. Dr. Andreas Khol

Parlament

1017 Wien

 

       Wien, 4. August 2004

 

 

 

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 1906/J-NR/2004 betreffend österreichische Aktivitäten im Rahmen der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, die die Abgeordneten Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen am 17. Juni 2004 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

 

 

Ad 1. und 2.:

Ein österreichisches Konzept ist derzeit unter Einbindung des „Komitees für ein Nachhaltiges Österreich“ sowie des „Forums Nachhaltiges Österreich“ in Erarbeitung und soll im Herbst vor­liegen. Die Grundzüge des Konzepts sind im Arbeitsprogramm 2004 zur Österreichischen Nach­haltigkeitsstrategie enthalten.

 

Ad 3.:

Es gibt seitens des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur bereits
eine Reihe von Vorarbeiten, die in der Österreichischen Nach­haltigkeitsdatenbank
http://www.nachhaltigkeit.at/strategie.php3 angeführt sind. Dazu zählen folgende Maßnahmen:

 

·               Bildungsförderungsfonds für Gesundheit und Nachhaltige Entwicklung

·               Bildungsstrategie für Nachhaltige Entwicklung

·               Bildung und Kommunikation für Nachhaltige Entwicklung

·               Globales Lernen

·               Bildungsprojekt Nachhaltigkeit und Ernährung

·               Nachhaltigkeit und Religionen - eine Pilgerreise

·               Umweltorientierung der Berufsaus- und Weiterbildung

 

 

Ad 4.:

1.             Internationale Kooperationen:

·               EU COMENIUS 3 Netzwerkprojekt “School Development through Environmental Edu­cation“ SEED (www.seed-eu.net)

·               International decentralised OECD/CERI Network ”Environment and School Initia­tives/ENSI” www.ensi.org

·               EU-Projekt "Education for global citizenship": www.globalcitizenship.at

Das EU-Pilotprojekt Education for Global Citizenship (2003 - 2006) baut ein Netzwerk internationaler Lern- und Entwicklungspartnerschaften von NGO's und Schulen in Chile, Kamerun, Niederlande, Italien und Österreich auf. Zu den zentralen Aktivitäten gehören die Konzeption und Umsetzung eines Curriculum-Modells zu Education for Global Citizenship, die inhaltliche und methodische Betreuung eines internationalen Schulnetzwerks (ca. 2.750 SchülerInnen und Lehrkräfte aus 5 Ländern), die Gestal­tung von Unterrichtsbehelfen zum Thema, die Verankerung von Globalem Lernen in den Partnerländern, sowie begleitende Informations- und PR-Arbeit.

·               European School Week on Global Education: www.globaleducationweek.at

Jährliche europaweite Schulwoche Globales Lernen (seit 1999), jeweils im November. Initiative des Europarates, um Inhalte und Methoden des Globalen Lernens in der europäischen Bildungspolitik zu verankern. Koordination der europaweiten Schulwoche zu Globalem Lernen durch das Nord-Süd-Zentrum des Europarates in Lissabon.

·               Follow-Up des UNESCO Weltbildungsforums, Dakar 2000

Als österreichischen Beitrag zur Umsetzung des Aktionsplanes von Dakar („Erziehung für alle“) und der Weltalphabetisierungsdekade 2003-2012 führt das Bildungsministe­rium und die Österreichische UNESCO-Kommission/ÖUK in Kooperation mit PREASA (Project for the Study of Alternative Education in South Africa PRAESA), Afric Avenir /Kamerun und NACALCO (National Association of Cameroon Language Committees), der African Academy of Languages und dem Europäischen Fremdsprachenzentrum des Europarates in Graz das Projekt „Linguistic diversity and literacy in a global perspective. A comparative look at praxis in Europe and Africa (2003-2006)” durch.

·               1st UNESCO/EURED In-Service Teacher Training Course “Human Rights and Peace Education in Europe“, 2004-2006

 

 

 

Eine im Jahr 2002 begonnene Zusammenarbeit zwischen der ÖUK und dem Netzwerk EURED (European Education as Peace Education) wird fortgesetzt. Ziel dieser Ko-
­operation ist die Implementierung des von FriedenspädagogInnen aus acht europäi­schen Ländern entwickelten zweijährigen post-graduate Fortbildungskurses „Human Rights and Peace Education in Europe“ für LehrerInnen. Der Kurs steht unter der Schirmherrschaft der UNESCO Paris und der Österreichischen UNESCO-Kommission und wird in Kooperation mit dem Österreichischen Zentrum für Frieden und Konflikt­lösung in Stadtschlaining in mehreren Modulen an verschiedenen europäischen Uni­versitäten abgehalten; das erste Modul fand im Juli 2004 in Guernica/Spanien statt.

·               Das UNESCO Associated Schools Project (ASP)

Die 44 österreichischen UNESCO-Schulen sind seit 1953 Teil eines weltweiten Netz­werks von 7000 Schulen auf allen Kontinenten. Sie setzen die Ziele der UNESCO - den Dialog der Kulturen, Frieden, Toleranz, und Menschenrechte - in ihrer täglichen Arbeit um und praktizieren in jährlicher Projektarbeit globales Lernen  und Handeln.

Anlässlich des Internationalen Symposiums zu 50 Jahre UNESCO-ASPnet in Auckland, Neuseeland im August 2003 verabschiedete die Konferenz den Strategie- und Aktions­plan 2004-2009 „Quality Education in Practice“

http://www.unesco.at/user/programme/bildung/unescoschulen.htm

 

2.             Maßnahmen für alle Schularten:

Unter Hinweis auf die in der Österreichischen Nachhaltigkeitsdatenbank http://www.nachhaltigkeitsstrategie.at/mdb angeführten Maßnahmen seien genannt:

·               Schwerpunktprogramm „Ökologisierung von Schulen – Bildung für Nachhaltigkeit ÖKOLOG“, www.oekolog.at

·               Globales Lernen (Entwicklungspolitische Bildungs- und Schulstelle) www.globaleducation.at

·               Universitätslehrgang Bildung für Nachhaltige Entwicklung in der LehrerInnenbildung, www.umweltbildung.at/bine

·               Bildungsförderungsfonds für Gesundheit und Nachhaltige Entwicklung http://www.bmbwk.gv.at/schulen/pwi/init/Bildungsfoerderungsfonds1696.xml

·               “Umweltzeichen für Schulen und Bildungseinrichtungen“, www.umweltzeichen.at

·               FORUM Umweltbildung: Strategieentwicklung, Nachhaltige Universitäten, etc., www.umweltbildung.at

 

 

3.             Maßnahmen im berufsbildenden Schulwesen:

·               Übungsfirmen: In so genannten „betriebswirtschaftlichen Zentren“ werden alle typi­schen  Tätigkeiten einer Firma, wie Buchhaltung, Kostenrechung, Import-Export, Marketing u.s.w. geübt, wobei die SchülerInnen in Teams arbeiten und dabei interdisziplinär ihr erworbenes Wissen einsetzen können.

·               Techniker, Ingenieur und Wirtschaftprojekte: Bei diesen Projekten realisieren Schüler in einem Team eine konkrete Aufgabe aus der Wirtschaft oder von öffentlich-recht­lichen Einrichtungen. Dabei erwerben die Schüler neben fachlicher Praxis insbe­sondere auch  Fach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz.  So haben beispiels­weise SchülerInnen einer höheren technischen Lehranstalt die größte Holzbrücke des Burgenlandes an der Unterrabnitz erbaut. Eine umfassende Dokumentation der Tech­nikerprojekte befindet sich unter www.htl-innovativ.

·               Mobilitätsprojekte und internationale Schulpartnerschaften: Durch Kontakte mit Auslands­schulen, durch die Realisierung gemeinsamer Projekte und durch den Aus­tausch von SchülerInnen werden die Fremdsprachenkenntnisse verbessert sowie selbststän­diges Arbeiten und interkulturelles Verständnis gefördert. Jährlich wird eine große Zahl solcher Projekte durch die EU-Programme SOKRATES und LEONARDO subventio­niert.

 

4.             Maßnahmen zu Forschungs-Bildungskooperationen:

·               Im Besonderen wird auf das Forschungsprogramm "proVision“ hingewiesen. "proVision - Vorsorge für Natur und Gesellschaft" (empfohlen vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung am 8. Juni 2004 als Teil der ressortübergreifenden Initiative FORNE; erste Ausschreibung Ende September d. J.; angelegt auf 10 Jahre) ist der zentrale Beitrag des Ressorts zur Nachhaltigkeits­forschung in Österreich sowie zur Nachhaltigkeitsstrategie der österreichischen Bun­desregierung aus dem Blickwinkel der Forschung. proVision enthält als durchgängiges Element so genannte Forschungs-Bildungskooperationen, die eine intensivierte und länger­fristig angelegte Zusammenarbeit zwischen Wissenschafts-, Forschungs- und Bildungseinrichtungen anstreben (d. h. vor allem Universitäten, Akademien nach AStG und Schulen).


 

 

Ad 5.:

Für alle Schularten:

Unter Weiterführung und Weiterentwicklung der bestehenden Vorleistungen, vor allem im Rahmen des FORUMS Umweltbildung, sollen alle angesprochenen Zielgruppen erreicht werden.

 

Eine besondere Funktion haben dabei die Unterrichtsprinzipien mit ihren spezifischen Unter­stützungsmaßnahmen. Diese sind:

·        Erziehung zur Gleichstellung von Frauen und Männern,

·        Gesundheitserziehung,

·        Interkulturelles Lernen,

·        Globales Lernen,

·        Leseerziehung,

·        Medienerziehung,

·        Politische Bildung,

·        Sexualerziehung,

·        Umwelterziehung,

·        Verkehrserziehung und

·        Wirtschaftserziehung. 

 

Weiters soll Bildung für Nachhaltige Entwicklung in alle Lehrpläne im Zuge ihrer Erneuerung Ein­gang finden und damit zusammenhängend in alle approbierten Schulbücher.

 

Im berufsbildenden Schulwesen:

Österreich hat ein traditionell gut entwickeltes Berufsbildungssystem, etwa 80 % aller 16-jährigen besuchen eine berufliche Erstausbildung, wobei drei unterschiedliche Schulformen zur Verfügung stehen: berufsbildende mittlere Schulen, berufsbildende höhere Schulen und die Lehrausbildung im dualen System.

 

In allen diesen Schulformen wird die Ausbildung laufend in inhaltlicher und in pädagogischer Hin­sicht aktualisiert, um eine den Anforderungen des Arbeitsmarktes entsprechende Ausbildung an­bieten zu können.

 

 

 

 

Wegen des raschen technologischen und gesellschaftlichen Wandels und der daraus resultieren­den sinkenden Halbwertszeit des Wissens wird in allen Schultypen vermehrt auf Schlüsselqualifi­kationen, wie selbstständiges Arbeiten, Teamwork und interdisziplinäres Denken Wert gelegt.

 

Im Hochschulbereich:

Im Bereich der Universitäten ist derzeit eine Neuorientierung im Gange. Die Universitäten sind selbst dafür zuständig, haben aber aufgrund der im Universitätsgesetz 2002 vorgesehenen „leitenden Grundsätze“ und „Aufgaben“ sowie den studienrechtlichen Bestimmungen den Rahmen vorge­geben, in dem sie diese Neuorientierung durchzuführen haben. Die studienrechtlichen Regelungen des Universitätsgesetzes 2002 fördern eine Bologna-Erklärung-gemäße Entwicklung. Die Um­stellung des Diplomstudiums auf das zweigliedrige Studiensystem wird begünstigt. ECTS wird vor­geschrieben. Neben den traditionellen Doktoratsstudien können auch PhD-Studien eingerichtet werden.

 

Weitere Maßnahmen im universitären Bereich sind der Ausbau des Fachhochschulbereiches laut FH-Entwicklungs- und Finanzierungsplan III 2005/06 bis 2009/10 sowie der Ausbau der Qualitäts­sicherung im tertiären Bildungsbereich (Agentur für Qualitätssicherung, Akkreditierung von Privat­universitäten).

 

Ad 6.:

Zur bundesweiten Koordination sind die wichtigsten KooperationspartnerInnen die Mitglieder des „Komitees für ein Nachhaltiges Österreich“ und des „Forums Nachhaltiges Österreich“ und die darin mitwirkenden Ressorts, Institutionen und Organisationen.

 

Strategiegruppe Globales Lernen: Die Strategiegruppe Globales Lernen versteht sich als organi­sations- und institutionsübergreifende Arbeitsgruppe, welche Programme, Projekte und Maß­nahmen „Globalen Lernens in Österreich“ thematisiert und zur Netzwerksbildung im Bereich Glo­bales Lernen beiträgt. Sie verfolgt den internationalen Diskurs im Bereich und reflektiert dessen Bedeutung für Österreich. Koordination: Südwind-Agentur (www.suedwind-agentur.at)

 

Für das berufsbildende Schulwesen ist die Wirtschaft wichtiger Kooperationspartner für die Um­setzung der laufenden Modernisierungsbestrebungen. Über den Dialog mit den Sozialpartnern wird die Wirtschaft in die Entwicklung neuer Lehrpläne eingebunden.

 

 

Die Initiative unternehmen:bildung fördert systematisch den Dialog mit der Wirtschaft, dabei stellen insbesondere die Bildungscluster ein wertvolles Instrument dar. Durch einen freiwilligen Zusammenschluss von Schulen, Unternehmen und Sozialpartnern wird ein systematischer Dialog auf verschiedenen Ebenen gefördert und die SchülerInnen können den lokalen Arbeitsmarkt kennen lernen.

 

Im November 2004 wird in Wien mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur eine UNESCO/UNEVOC-Kon­ferenz über „skills development for employability and citizenship“ stattfinden, wobei der Schwer­punkt bei den Ländern Südosteuropas liegen soll.

 

Ad 7.:

Die Fortschrittsberichte und die neuen Maßnahmen werden im Rahmen der Arbeitsprogramme zur Umsetzung der Österreichischen  Nachhaltigkeitsstrategie erfolgen.

 

Ad 8.:

Das Parlament wird im Rahmen der Informationszusammenarbeit durch das für die Österreichi­sche Nachhaltigkeitsstrategie zuständige Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Um­welt– und Wasserwirtschaft einbezogen werden.

 

Ad 9.:

Im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur ist die Sektion V mit der ressortinternen Koordination der Maßnahmen betraut.

 

 

Die Bundesministerin:

 

E. Gehrer eh.