1961/AB XXII. GP
Eingelangt am 03.09.2004
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möglich.
BM für
auswärtige Angelegenheiten
Anfragebeantwortung
Die Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Christine Lapp, Kolleginnen
und Kollegen, haben
am 9. Juli 2004 unter
der Nummer 2005/J-NR/2004 eine schriftliche parlamentarische
Anfrage betreffend Förderungen, Aufwendungen, Projekte und sonstige Leistungen
des
Ressorts für das Bundesland Wien an mich
gerichtet.
Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:
Zu Frage 1:
Während
das Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten grundsätzlich
gesamtösterreichische Interessen zu
vertreten hat, können gewisse außenpolitische Initiativen
und Leistungen meines Ressorts im besonderen Interesse aller oder
stärker im Interesse
einzelner Bundesländer stehen. So habe ich am 6. Juni 2001 die Initiative der
„Regionalen
Partnerschaft" ins Leben gerufen, die nicht nur Gesamtösterreich, sondern
auch allen
österreichischen Bundesländern und den an
Österreich grenzenden, neuen EU-Mitgliedstaaten
zugute kommt.
Mein Ressort tritt im Rahmen der EU konsequent für die
Verankerung von Anliegen der
Regionen
und Länder und für die Einbindung der regionalen und kommunalen Ebene ein.
Auch die vom Außenministerium
wahrgenommene, zusammenfassende Betreuung der
Angelegenheiten der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen den
Gebietskörperschaften
und den Nachbarstaaten ist für die Bundesländer von wesentlicher
Relevanz und wird mit der Zielsetzung der Förderung von gutnachbarschaftlichen
Beziehungen und stabilem
Wirtschaftswachstum auf beiden Seiten der Grenze als politische
Priorität wahrgenommen.
Wichtige
Leistungen des Außenministeriums, die insbesondere auch im Interesse des
Bundeslandes Wien unternommen werden, sind
Maßnahmen zur weiteren Stärkung der
Attraktivität Wiens als Amtssitz internationaler Organisationen und zur
Ansiedlung
zusätzlicher internationaler Organisationen
und Einrichtungen.
Im Berichtszeitraum hat mein Ressort für den Amtssitz
Wien durch Zurverfügungstellung von
mietfreien Büros für
internationale Organisationen, Förderung der Ansiedlung neuer
Organisationen, Durchführung von Konferenzen in Wien und die Unterstützung von
Botschaften aus Entwicklungsländern insgesamt Leistungen in Höhe von €
15.867.339,09
erbracht. Diese Ausgaben setzen sich wie
folgt zusammen:
Ausgaben 29.10.-31.12. 1999 € 2.240.287,74
Ausgaben 2000 € 4.676.777,99
Ausgaben 2001 € 2.645.837,76
Ausgaben 2002 € 2.545.500,17
Ausgaben 2003 € 2.845.856,11
Ausgaben 1.1.-31.7.2004 € 913.079,30
Summe € 15.867.339,07
Zusätzlich wurden im Berichtszeitraum noch folgende
sonstige Leistungen für den Amtssitz
Wien
erbracht:
ü 1999 - 2004: Leitung
der Task Force für die Asbestentsorgung des Vienna
International
Centre (VIC) und Leitung der österreichischen Delegation bei den
diesbezüglichen Verhandlungen mit den im VIC angesiedelten internationalen
Organisationen
(VBOs);
ü 2000 - 2002: Leitung
der Verhandlungen für eine Neuregelung des Gemeinsamen
Reparaturfonds des
VIC für die Jahre 2002 - 2006. Dies führte zur Änderung des
Abkommens zwischen der Republik Österreich, den Vereinten Nationen, der
Internationalen Atomenergieorganisation,
der Organisation der Vereinten Nationen für
Industrielle Entwicklung und der Vorbereitenden Kommission für die
Organisation
des Vertrages über das umfassende Verbot
von Nuklearversuchen über die Errichtung
und Verwaltung eines Gemeinsamen Fonds zur Finanzierung größerer
Reparaturen
und Erneuerungen in deren Amtssitzen im Internationalen Zentrum Wien, BGBl. III
Nr. 131/2003;
ü 2002 - 2004: Verhandlungen mit den
VBOs über den Bau eines weiteren, in das VIC
zu integrierenden Konferenzzentrums, wodurch der Amtssitz Wien und Wien als
Konferenzstadt eine wesentliche Stärkung
erfahren wird (vgl. auch die entsprechende
Änderung des Bundesgesetzes betreffend die Finanzierung des
Internationalen
Amtssitz- und Konferenzzentrums Wien (IAKW-Finanzierungsgesetz),
BGBl. Nr. 150/1972 idgF, durch BGBl. I Nr. 40/2004);
ü 2003 - 2004: Leitung der
Verhandlungen mit den VBOs unter Einbeziehung des BMI
und des BMF sowie der Stadt Wien zur Verbesserung der Sicherheitssituation des
VIC;
ü 2002 - 2004:
Verhandlungen mit der OSZE unter Einbeziehung des BMWA sowie der
Stadt Wien über die
Errichtung eines permanenten OSZE-Amtssitzes im Zentrum
Wiens (Wallnerstraße 6 - 6a, der Baubeginn ist für Herbst 2004 geplant);
ü 2002 - 2003: Verhandlungen mit der
OPEC unter Einbeziehung der Stadt Wien über
die Renovierung des OPEC-Amtssitzes und eine entsprechende Kostenteilung;
ü 2000 - 2003: Renovierung der Konferenzfazilitäten der OSZE in der Hofburg.
Im Berichtszeitraum konnten folgende internationale
Organisationen und Einrichtungen in
Wien angesiedelt werden:
1. Europäische Stelle zur Beobachtung von Rassismus und
Fremdenfeindlichkeit (EUMC),
1999,
vgl. Amtssitzabkommen zwischen der Republik Österreich und der Europäischen
Stelle
zur
Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, BGBl. III Nr. 84/2001
2. UNOPS -
United Nations Office for Project Services, 2000
3.
Migration
and Asylum Initiative (MAI), 2001, im Rahmen des ICMPD
4.
Zentrale Kontaktstelle des Haager Verhaltenskodex zur
Verhinderung der
Weiterverbreitung
ballistischer Raketen (HCOC), 2002
5. Office of Internal Oversight Services (OIOS) der VN,
2003
6. Renewable
Energy and Energy Efflciency Partnership (REEEP), 2003
7.
European
Space Policy Institute (ESPI) der European Space Agency (ESA), 2004
Darüber hinaus wurden
im Berichtszeitraum folgende neue Amtssitzabkommen mit
internationalen
Organisationen in Wien geschlossen bzw. bestehende Amtssitzabkommen
oder -regelungen geändert:
•
Vereinbarung über die Durchführungsmodalitäten zum
Protokoll über die
Vorrechte
und Befreiungen der Europäischen Gemeinschaften zwischen der
Österreichischen
Bundesregierung und der Kommission der Europäischen
Gemeinschaften,
BGBl. III Nr. 24/2000;
•
Abkommen
zwischen der Republik Österreich und dem Internationalen
Zentrum
für Migrationspolitikentwicklung (ICMPD) über den Amtssitz des
Internationalen
Zentrums für Migrationspolitikentwicklung,
BGBl. III Nr. 145/2000;
•
Änderung
des Abkommens zwischen der Republik
Österreich und der
Organisation der erdölexportierenden Länder
über den Amtssitz der
Organisation der
erdölexportierenden Länder, BGBl. III Nr. 99/2001;
•
Abkommen
zwischen der Republik Österreich
und der Internationalen
Kommission
zum Schutz der Donau über den Amtssitz der Internationalen
Kommission zum Schutz
der Donau; BGBl. III Nr. 227/2001;
•
Änderung des Bundesgesetzes über die Rechtsstellung von
Einrichtungen der
OSZE
in Österreich, BGBl. I Nr.
157/2002.
Zur stärkeren Positionierung des Amtssitzes konnten auch
öffentlichkeitswirksame und
thematische Schwerpunkte gesetzt werden:
Der internationale Bekanntheitsgrad von Wien wurde durch
die Verleihung eines
„United Nations
Vienna Civil Society Award" gestärkt.
Die
Ansiedlung des Haager Kodex gegen die Verbreitung ballistischer Raketen
(115 Mitgliedstaaten) führte nicht nur zu
einer intensiven Konferenztätigkeit dieser Einheiten
in der Bundeshauptstadt, sondern stärkte Wien zusätzlich zu den
Tätigkeiten von IAEA und
CTBTO als internationales Zentrum der Non-Proliferation und Verifikation. Wiens
zunehmende Bedeutung auf dem Gebiet der Nicht-Verbreitung von
Massenvernichtungs-
waffen und Trägersystemen hat auch UNO-Generalsekretär Annan im Juli dieses
Jahres
ausdrücklich hervorgehoben.
Im
Bereich der Terrorismusbekämpfung konnte 2002 aufbauend auf einem freiwilligen
Beitrag meines Ressorts in Höhe von USD 1 Million und mit dem von Österreich
und dem
UNODC organisierten Terrorismussymposium ein Prozess initiiert werden, der nach
den
Budgetverhandlungen in New York zu einer
Stärkung der Terrorismusarbeit des UNODC in
Wien führte.
Aber
auch andere Themen konnten einem breiten internationalen Publikum präsentiert
werden: Zum Weltwassertag 2002 und zum Weltwasserjahr 2003 wurden über die
Koordinationstätigkeit des Außenministeriums
und der Stadt Wien die Leistungen der Wiener
Wasserversorgung vorgestellt.
Neben
den Maßnahmen aus Amtssitzinteressen setzt mein Ressort eine Fülle weiterer
umfangreicher Initiativen, die auch den Bundesländern - und dabei wieder
insbesondere Wien
- zugute kommen. So werden Auslandsreisen von RepräsentantInnen der
österreichischen
Bundesländer von den österreichischen
Vertretungsbehörden im Ausland in direktem Kontakt
oder im Wege des Bundesministeriums für auswärtige Angelegenheiten
unterstützt.
Ebenso
werden im Rahmen der bilateralen und multilateralen Tätigkeit des
Außenministeriums wirtschaftliche Anliegen des Bundeslandes und/oder von
Unternehmen
mit Wien-Bezug, die vor allem im Export tätig sind, unterstützt. Eine
Unterstützung erfolgt
dabei in Form von aktiven Interventionen im
jeweiligen Partnerland sowie im Rahmen meiner
Amtsgespräche, wobei in der Regel zwecks Nachverfolgung entsprechende
Memoranda
übergeben
werden.
Darüber hinaus schließt mein Ressort auch Abkommen mit
verschiedenen Ländern ab, die der
Bewahrung oder
Besserung von internationalen Rahmenbedingungen dienen. So verbessern
Investitionsschutzabkommen und Doppelbesteuerungsabkommen die
Geschäftsbedingungen
für österreichische und damit in Wien
ansässige Firmen wesentlich.
Als
Serviceleistung erörtert das Außenministerium auch EU-Fachfragen mit
VertreterInnen
der Bundesländer. So führt die Europäische Kommission mit der Republik
Österreich
sogenannte "Paketsitzungen" über die Anwendung des Gemeinschaftsrechts
durch, die von
meinem Ressort und dem Bundeskanzleramt gemeinsam organisiert werden. Ziel ist
es, die
Anwendung und Umsetzung des
Gemeinschaftsrechts in Österreich durch eine Aussprache zu
fordern und zu beschleunigen. Gegenstand des Informationsaustausches
sind sowohl neue
Beschwerdefälle bzw. anhängige Vertragsverletzungsverfahren als auch die
Transformation
der einschlägigen Rechtsakte der Union in das österreichische Recht.
Im
Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit und der Auslandskulturpolitik des
Außenministeriums werden auch Initiativen
einzelner Österreicherinnen und Österreicher
gefördert. Bedingt durch die Konzentration des künstlerischen und
wissenschaftlichen
Schaffens in der Bundeshauptstadt entfallen rund 25% der jährlichen Förderungen
und
Aufwendungen im Bereich der Auslandskultur
auf Wien. Für kulturelle Vorhaben wurden
zugunsten des Bundeslandes Wien folgende Summen verwendet:
■
für 639 Einzelprojekte und Veranstaltungen im Jahr 2000
ein Gesamtkostenumfang
von Euro 1.558.105,07
■
für 622 Einzelprojekte und Veranstaltungen im Jahr 2001
ein Gesamtkostenumfang
von Euro 1.214.559,62
■
für 629 Einzelprojekte und Veranstaltungen im Jahr 2002
ein Gesamtkostenumfang
von Euro 1.359.945,64
■
für 613 Einzelprojekte und Veranstaltungen im Jahr 2003
ein Gesamtkostenumfang
von Euro 1.175.557,74
Die
aufgewendeten Mittel für Förderungen und Veranstaltungen der Kulturpolitischen
Sektion des Außenministeriums sowie der
Kulturforen und Vertretungsbehörden im Ausland
für das Bundesland Wien liegen wahrscheinlich jedoch wesentlich höher.
Detaillierte
Aussagen können aber nicht getroffen werden, da sich die Erfassung und
Zuordnung von
Ausgaben im Einzelfall nicht immer
eindeutig auf ein Bundesland beziehen. Beispielsweise
werden Leistungen und Aufwendungen, die für zwei oder mehrere
Bundesländer getätigt
werden, mit dem Hinweis „keinem Bundesland zuordenbar" erfasst.
Aufgrund
der Fülle der Aktivitäten meines Ressorts können nur einzelne Beispiele
hervorgehoben werden. Viele
Dienstleistungen und Tätigkeiten meines Ressorts, etwa
hinsichtlich der konsularischen Hilfeleistungen für in Not geratene
Staatsbürger, der
protokollarischen Betreuung österreichischer Delegationen oder der finanziellen
Unterstützung von Einzelpersonen oder Vereinen im Rahmen der
Entwicklungszusammenarbeit, sind nicht länderspezifisch
ausgerichtet, werden aber häufig
auf direktes
Ersuchen, in Zusammenarbeit oder in Abstimmung mit den Bundesländern,
darunter auch Wien, erbracht.
Zu Frage 2:
Folgende Vorhaben sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt absehbar:
•
Asbestsanierung
des Vienna International Centre (VIC);
•
Verhandlungen
für eine Novelle zum Abkommen über den
Gemeinsamen
Reparaturfonds des
VIC für die Jahre 2007 bis 2011;
•
Bau einer weiteren Konferenzhalle im VIC zur Stärkung des
Amtssitzes und
Konferenzortes Wien;
•
Verbesserung
der Sicherheitssituation des VIC;
•
Errichtung eines permanenten Amtssitzes für die OSZE in
Wien 1,
Wallnerstraße 6-6a;
•
Kostenbeteiligung des Bundes und der Stadt Wien an der
Renovierung des
OPEC-Amtssitzes;
•
Bemühungen um die Ansiedlung weiterer internationaler
Organisationen und
Einrichtungen in den
Bereichen Abrüstung, Energie und Wirtschaft;
•
Bemühungen um Abhaltung zusätzlicher Großkonferenzen in
Wien, sobald mit der
zweiten
Konferenzhalle im VIC die Kapazitäten verfügbar sind;
•
Abschluss
eines Abkommens zwischen der Republik
Österreich und der
Europäischen
Organisation zur Sicherung der Luftfahrt (EUROCONTROL) über
den Amtssitz der Bezirkskontrollzentrale des
oberen Luftraums für die
zentraleuropäischen
Flugsicherungsdienste (CEATS) im Herbst 2004;
•
Koordination der Veranstaltungen zum Jubiläum „25 Jahre
Vienna International
Centre“,
inklusive der Organisation eines internationalen Symposiums am 18.
Oktober
2004.