215/AB XXII. GP
Eingelangt am 14.05.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfragebeantwortung
Bundesministerium
für Verkehr,
Innovation und Technologie
Die schriftliche
parlamentarische Anfrage Nr. 193/J-NR/2003 betreffend Ausbau der
Westbahnstrecke
im Schneckentempo, die die Abgeordneten Heinzl und GenossInnen am 19. März 2003
an mich
gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt
zu beantworten:
Zum Motiventeil und zu den Fragen 1 und 2:
Warum wurde für
den Ausbau der Westbahn durch das Tullnerfeld eine derartig lange Bauphase
vorgesehen?
Welche
Möglichkeiten sehen Sie, angesichts der Notwendigkeiten im Transitverkehr und
der
nötigen Steigerung der Wirtschaftsstandortqualität Niederösterreichs, den
Ausbau der Westbahn
deutlich zu beschleunigen?
Antwort:
Der Bauablauf
für die Errichtung der Neubaustrecke zwischen Wien und St. Polten ist
selbstverständlich so geplant, dass unter Berücksichtigung technischer und
logistischer Vorgaben
Bautätigkeiten in mehreren Bereichen gleichzeitig aufgenommen bzw. durchgeführt
werden.
Insgesamt wird jedoch die Gesamtbauzeit maßgeblich
durch die Errichtung des
Wienerwaldtunnels beeinflusst. Zur
Beschleunigung des Tunnelbaus ist ein Vortrieb mit
Tunnelbaumaschinen geplant, der sowohl vom Bereich der zukünftigen Portale als
auch von einem
gesondert zu errichtenden Zwischenangriff ausgehen wird.
In diesem
Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass im Sinne einer wirtschaftlich und
ökologisch ausgewogenen Bauweise das Ausbruchmaterial des Wienerwaldtunnels für
den Bau
des Streckenabschnittes im Tullnerfeld herangezogen wird, wodurch eine
unmittelbare zeitliche
Verknüpfung zwischen der Errichtung der „Tunnelstrecke" und der
"Freilandstrecke" gegeben ist.
Frage 3:
Welche Maßnahmen
werden Sie setzen, um den Güterzugsverkehr auf der Westbahn weiter zu
attraktivieren?
Antwort:
Für den Güterverkehr sind primär die Parameter Marktanforderungen und
vorhandene
Trassenkapazitäten Voraussetzung für die Gestattung des Verkehrsangebotes.
Durch eine
ständige Beobachtung des Marktes wird dieses Angebot laufend - unter Maßgabe
der Nachfrage
bei entsprechender Wirtschaftlichkeit
- angepasst. So ist z.B. seitens der österreichischen
Bundesbahnen zur weiteren Verbesserung und
Steigerung der Beförderungsleistungen ein
kontinuierlicher Ausbau der Logistik an den jeweiligen Standorten und
damit eine bestmögliche
Kundenorientierung beabsichtigt.
Die durch den Ausbau der Westbahnstrecke vorhandenen bzw.
zusätzlichen Kapazitäten
gewährleisten nicht nur eine nachhaltige Verbesserung der Transportabwicklung
sondern
ermöglichen darüber hinaus auch eine nachhaltige Steigerung der
Beförderungsleistungen.
Frage 4:
Welche Maßnahmen
setzen Sie, um den Personenverkehr zwischen St.Pölten und Wien, der
wichtig für Tausende Pendler ist, zu
attraktivieren?
Antwort
Zum gegenwärtigen
Zeitpunkt wird seitens der österreichischen Bundesbahnen zwischen Wien
und St. Polten bzw. zwischen St. Pölten und Wien ein umfassendes Angebot im
Personennah- und
Regionalverkehr angeboten. Es verkehren Regional-, Eil-, Intercity- und
EuroCity-Züge im 1-
Stunden-Takt; darüber hinaus werden in den
Hauptverkehrszeiten zusätzliche Züge geführt. Als
Beispiel darf hier erwähnt werden, dass an Werktagen in der Zeit von 6.00 Uhr
bis 8.00 Uhr
zwischen St. Polten und Wien insgesamt 9 fahrplanmäßige Zugsverbindungen
für den
Personennah- und Regionalverkehr zur Verfügung stehen.
Ob und in
welchem Ausmaß weitere Attraktivierungen im Personennah- und Regionalverkehr
durchgeführt werden können, wird jedoch nicht nur durch den Ausbau der
Eisenbahninfrastruktur
sondern insbesondere durch die Bestellung von Verkehrsleistungen seitens der
betroffenen
Gebietskörperschaften maßgeblich beeinflusst.
Frage 5:
Welches
Gesamtkonzept verfolgt die Bundesregierung im Hinblick auf den Schienenausbau
in
Österreich, und gibt es für die Bahnprojekte über das Jahr 2006 hinaus
überhaupt eine gesicherte
Finanzierung?
Antwort:
In dem im Jahr
2002 durch die seinerzeitige Verkehrsministerin Dipl.-lng. Dr. Monika
Forstinger
präsentierten Generalverkehrsplan Österreich (GVP-Ö) sind
Schieneninfrastrukturprojekte mit
einem
Investitionsvolumen von insgesamt 29,9 Mrd. € enthalten. Der GVP-Ö gliedert
sich in das
Paket 0 (bereits übertragene bzw. im Bau befindliche Projekte), in das Paket 1
a (Projekte mit
Baubeginn ab 2002 bis 2006), in das Paket 1 b (Projekte mit Baubeginn ab 2007
bis 2011) und in
das Paket 2 (Projekte mit Baubeginn ab 2012).
Die Finanzierung
des Paketes 0 des GVP-Ö war durch den ursprünglich vorhandenen SCHIG-
Finanzierungsrahmen gegeben. Durch die Aufstockung des
SCHIG-Finanzierungsrahmens,
welche mit Ministerratsbeschluss vom 8. März 2002 erfolgte, wurde auch die
Finanzierung des
Paketes 1 a des GVP-Ö mit einem Investitionsvolumen von rund 5,6 Mrd. €
sichergestellt, wodurch
unter anderem die Realisierung der Neubaustrecke zwischen Wien und St. Polten
möglich ist.
Die im
Motiventeil der gegenständlichen Anfrage kritisierte Tatsache, dass die
Fertigstellung des
fraglichen Abschnitts der Westbahn bis 2011 vorgesehen ist, zeigt deutlich,
dass der Bahnbau
natürlich über das Jahr 2006 hinaus sichergestellt ist.