2831/AB XXII. GP
Eingelangt am 07.06.2005
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BM
für Finanzen
Anfragebeantwortung
GZ. BMF-310205/0045-I/4/2005
Herrn
Präsidenten
des
Nationalrates
Dr. Andreas
Khol
Parlament
1017 Wien
Sehr geehrter Herr Präsident!
Auf die schriftliche parlamentarische
Anfrage Nr.
Hinsichtlich der Österreichischen
Schule der Nationalökonomie und des Hayek-Instituts, die beide in der
vorliegenden Anfrage angesprochen werden, möchte ich einleitend zum wiederholten Male festhalten, dass die "Österreichische
Schule der Nationalökonomie", die große Ökonomen wie Carl Menger,
Friedrich Wieser, Eugen von Böhm-Bawerk, Josef A. Schumpeter, Ludwig v. Mieses,
Friedrich A. v. Hayek usw. hervorgebracht hat, auch heute weltweit klare
theoretische und wirtschaftspolitische Vorstellungen erzeugt.
Da gerade die "Österreichische Schule der
Nationalökonomie" weltweit in der Wirtschaftspolitik wieder an Bedeutung
gewinnt, ist es meiner Meinung nach besonders wichtig, dass das Gedankengut
dieser "Österreichischen Schule der Nationalökonomie" weiter
gepflegt und etwa auch an den österreichischen Universitäten initiiert wird.
Auch die Schumpeter Gesellschaft, als deren Gründer und Präsident
der sozialdemokratische Bundeskanzler a.D. Dr. Franz Vranitzky fungiert, hat die
Bedeutung dieser Schule erkannt. Schumpeter war einer der führenden
Köpfe der dritten Generation der "Österreichischen Schule der Nationalökonomie".
So wirkt diese Gesellschaft etwa an der Verleihung des Schumpeter Preises mit,
der seit 1991 alljährlich vergeben und vom Wiener Bürgermeister Dr. Michael
Häupl überreicht wird. Mit dieser Auszeichnung soll an den lange Zeit an der
Universität Harvard lehrenden österreichischen Ökonomen Joseph A. Schumpeter
erinnert werden, dessen Werk gleichermaßen von der wirtschaftlichen Theorie,
der Politik und der Praxis gekennzeichnet ist.
Das private und politisch unabhängige Friedrich August von
Hayek-Institut (IIAE) beschäftigt sich ebenfalls mit der Tradition der
"Österreichischen Schule der Nationalökonomie". Dabei lehnt es sich
in seiner Organisationsform und Ausrichtung sowohl an die Hoover Institution,
Stanford University, an das Institute for Economic Affairs in London wie auch
an das ICER in
Turin an und kooperiert auf internationaler Basis mit ähnlichen wissenschaftlichen
Institutionen. Das IIAE schafft ein Forum für einen redlichen akademischen
Diskurs zu Themen von wirtschafts- und finanzpolitischer Relevanz, an welchem
sich führende Wissenschafter aus Europa, aus den USA und anderen Ländern aktiv
beteiligen.
Bedenkt man, dass "in
die Ordnung einer Marktwirtschaft viel mehr Wissen von Tatsachen eingeht, als
irgendein einzelner Mensch oder selbst irgendeine Organisation wissen
kann" (Freiburger Studien, Tübingen 1969, S. 11), so erkennt man auch, wie
wichtig eine breite Betrachtung von wirtschafts- und gesellschaftspolitischen
Gegebenheiten und Herausforderungen ist.
Zu 1.:
Vom Bundesministerium für Finanzen
wurden 200 Stück erworben.
Zu 2., 6. und 7:
Dieses Buch haben der Herr Staatssekretär,
alle Sektionsleiter und Abteilungsleiter im Bundesministerium für Finanzen
(54) sowie die Regionalmanager (5) in der Steuer- und Zollkoordination und alle
Finanzamtsvorstände (41) erhalten. Mir persönlich wurde ein Widmungsexemplar
von einem Mitautor überreicht.
Zu 3.:
Die Bücher wurden im Jänner 2005
verteilt.
Zu 4.:
Ein Buch kostete € 14,80 (inkl.
USt).
Zu 5.:
Für die Anschaffung der Bücher sind dem
Bundesministerium für Finanzen insgesamt Kosten in Höhe von € 2.960,--
(inkl. USt) entstanden.
Zu 8.:
Inwieweit sich die Anzahl der
verkauften Bücher auf Tantiemen, Honorare etc. für die Autoren des Buches
niederschlägt, betrifft nicht den Kompetenzbereich des Bundesministeriums für
Finanzen.
Zu 9.:
Jegliche Entscheidungen in meinem
Ressort werden nach sachlichen und objektiven Kriterien getroffen –
selbstverständlich auch in diesem Fall. Auch betone ich, dass ich jegliche
unterschwellige Unterstellungen in der Fragestellung auf das Schärfste
zurückweise.
Zu 10.:
Nach den mir vorliegenden Informationen
ist Herr Karlheinz Muhr Mitglied des Hayek-Instituts, übt dort aber keinerlei
Vereinsfunktionen aus.
Zu 11.:
Diesbezüglich liegen keine Förderungen
des Bundesministeriums für Finanzen vor.
Zu 12. bis 14.:
Vorerst möchte ich darauf hinweisen,
dass nur ein kleiner Teil der Führungskräfte meines Ministeriums ausgebildete
Ökonomen sind. Aus diesem Grund, aber auch unabhängig davon, erscheint es mir
zweckmäßig, ein Ressort, das das wirtschaftliche Geschehen des Landes wesentlich
beeinflusst, ausreichend mit entsprechender Fachliteratur zu versorgen.
Zu 15. und 16.:
Wie bereits dargelegt, erscheint es mir
zweckmäßig, wenn meinen Fachkräften umfangreiches Informationsmaterial zur
Verfügung steht. Dabei beruht der Schwerpunkt in einer umfassenden Information
und nicht, wie durch die vorliegende Anfrage unterstellt wird, an einer
einseitigen Orientierung an nur einem Buch. In diesem Zusammenhang möchte ich
auch auf die Seite 17 des betreffenden Buches verweisen, auf der die Frage,
worauf es in der Wirtschaft ankommt, auf die Weise kommentiert wird, dass es
darauf keine allgemein gültige, eindeutige Antwort gibt – ein Beweis, dass
dieses Buch keine einseitige Orientierung aufweist.
Zu 17.:
Ja, auch ich bin der Ansicht, dass private
Unternehmer besser agieren als der Staat. Es gibt sehr viele Beispiele in der
österreichischen Geschichte,
die diese Aussagen unterstützen – man denke nur an die Verstaatlichte Industrie
in den Achtziger-Jahren: ein Milliardendefizit. Hier sei nur beispielhaft die
AMAG herausgegriffen. Ab dem Zeitpunkt der Privatisierung entwickelte sich das
Unternehmen zu einem profitablen Vorzeigebetrieb.
Auch weise ich darauf hin, dass auch
die Entwicklung des ÖIAG-Vermögens den erfolgreichen Weg "Weniger Staat –
Mehr Privat" unterstreicht: Das Vermögen der ÖIAG, sprich der Nettowert
der Beteiligungen ist gestiegen, Schulden wurde abgebaut.
Hinsichtlich der
volkswirtschaftlichen Aspekte der Privatisierung ist festzuhalten, dass die
historische Rolle von öffentlichem Eigentum an Betrieben durch die
Liberalisierung und Globalisierung der Märkte völlig obsolet geworden ist. Die
Versorgungssicherheit hängt nicht mehr an Einzelentscheidungen von Politikern
oder dem Einsatz von Steuergeld, sondern wird durch rechtliche
Rahmenbedingungen und Spielregeln von Märkten geregelt. Durch moderne
Marktregulierung können dieselben Ziele effizienter erfüllt werden, was den
Wohlstand der Bürger verbessert hat. Große Wirtschaftsräume, wie die EU,
sorgen zusätzlich für eine noch billigere Versorgung mit Gütern.
Außerdem möchte ich in diesem
Zusammenhang darauf hinweisen, dass Privatisierungen auch von SPÖ Politikern
nie grundsätzlich abgelehnt wur
den. Diesbezüglich ist beispielsweise auf Aussagen des damaligen Bundeskanzlers
Dr. Franz Vranitzky zu verweisen: "Die erfolgreiche Politik der
Privatisierung wird ebenso aktiv wie behutsam weitergeführt werden..."
(OTS vom 30. November 1994). Aus der Sicht Dr. Vranitzkys war es davor
"ein Fehler der Politik in der Vergangenheit, in operative Unternehmensentscheidungen
einzugreifen" (APA vom 26. August 1994). Oder: "Um den
Finanzierungsspielraum zu erhöhen, sollen staatliche Aufgaben dort, wo sie
nicht mehr zeitgemäß sind, abgeschafft oder privatisiert werden." (APA vom
13. März 1991). Auch der seinerzeitige Bundeskanzler Mag. Viktor Klima hat
erklärt: "Aus der Privatisierung von Staatsunternehmen seien in der
Vergangenheit wichtige Impulse entstanden" (APA vom 23. Oktober 1997).
Bereits als Bundesminister für öffentliche Wirtschaft und Verkehr hat Mag.
Klima
erklärt: "Privatisierung sei keine Frage der Ideologie, sondern eine der
Zweckmäßigkeit" (OTS vom 8. September 1994).
Zu 18.:
Die Anreizwirkungen der sozialen Netze
müssen ständig beobachtet werden und die Verhinderung von Missbrauch von
Sozialleistungen ist ein Anliegen dieser Bundesregierung.
Zu 19.:
Es zählt nicht zu meinen Aufgaben,
Schiedsrichter zwischen Buchautoren und Zeitungskolumnisten zu sein. Die
Wissenschaft ist frei und wird von mir nicht geschulmeistert.
Zu 20.:
Ja.
Zu 21. und 22.:
Ob die Frau Bundesministerin Elisabeth
Gehrer in ihrem Ressort Bücher verteilt und wenn ja, welche Bücher dies sind,
welche Gründe dafür vorliegen und welche Kosten damit verbunden sind, betrifft
ausschließlich den
Kompetenzbereich des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur.
Ich ersuche daher um Verständnis, dass ich dazu nicht Stellung nehme.