2849/AB XXII. GP
Eingelangt am 10.06.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Bundeskanzler
Anfragebeantwortung
Die Abgeordneten zum Nationalrat
Schasching, Kolleginnen und Kollegen haben am
12. April 2005 unter der Nr. 2888/J an mich eine schriftliche
parlamentarische Anfra-
ge betreffend Projekt Betriebssport gerichtet.
Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:
Zu Frage 1:
Im Mai 2004 wurde die vom
Staatssekretariat für Sport beim Institut für Höhere Stu-
dien
(IHS) in Auftrag gegebene Studie zum Thema "Ökonomischer Nutzen betrieb-
licher
Gesundheitsförderung" veröffentlicht.
Auf Basis dieser Studie
wurde vom Bundeskanzleramt im Rahmen des Gesamtpro-
jekts "Fit für
Österreich" in Kooperation mit der Österreichischen Bundes-Sportorga-
nisation (BSO) das Projekt "Fit4Business" initiiert.
Das Projekt zielt auf eine Steigerung der
Leistungsfähigkeit und der damit verbunde-
nen Stärkung des Selbstbewußtseins, Verbesserung des Arbeitsklimas, der
betrieb-
lichen Kommunikation und Kooperation, Senkung der Krankenstände und in weiterer
Folge auf eine langfristige Senkung der Arbeitskosten ab.
Es handelt sich um
eine Präventivmaßnahme zur betrieblichen Gesundheitsvorsorge,
sportmedizinische
Untersuchungen inklusive individueller Auswertung und Beratung,
Gesundheitsaufklärung sowie Ernährungsplänen. In Kooperation mit dem
organisier-
ten Sport werden Bewegungsprogramme sowie
verschiedene Sportarten angeboten.
Die Grundidee des Konzeptes
"Fit4Business" ist, daß gesundheitsfördernde Maß-
nahmen nur dann
wirklich greifen, wenn sie individuell, also auf jede einzelne Person
abgestimmt werden. Basis für diese Idee
waren die bei Untersuchungen von Hobby-
bzw. Freizeitsportlern, aber auch "Nicht-Sportlern" gefundenen
Erkenntnisse, daß je-
mand nur dann auch wirklich bereit ist,
etwas in seinem Leben zu ändern, wenn ihm
sein mittels
objektiver Meß- und Untersuchungsmethoden erhobenes Spiegelbild zur
Kenntnis gebracht wird. Subjektives Gefühl und objektive Tatsachen stimmen in
den
meisten Fällen nicht
überein.
Zu den Fragen 2, 3 und 6:
Das Projekt "Fit4Business" startete äußerst erfolgreich
im Jänner 2005 bei der Firma
Knapp Logistics in Graz. Es ist geplant, in jedem Bundesland ein Leitprojekt
durchzu-
führen. Die nächsten Standorte werden
Mittersill und Kitzbühel sein. Betreffend die
Umsetzung eines Leitprojektes in Wien wurden bereits Gespräche mit dem
Dachver-
band Arbeitsgemeinschaft für Sport- und Körperkultur in Österreich (ASKÖ) und
dem
Landesverband ASKÖ-Wien geführt.
Die finanzielle
Beteiligung am Projekt "Fit4Business" ist als Impulsförderung zu se-
hen. Auf Grundlage
der Leitprojekte sollen Betriebe in Zusammenarbeit mit Sportver-
einen Eigeninitiativen setzen und
weiterführende, eigenständig finanzierte Projekte
durchführen.
Zu Frage 4:
"Fit4Business" wurde im
Rahmen des Projektes "Fit für Österreich" von Sportstaats-
sekretär Mag. Karl
Schweitzer 2004 ins Leben gerufen.
Mit dem Abschluß des
Fördervertrages "Fit für Österreich" im Herbst 2004 zwischen
dem Bundeskanzleramt und der Österreichischen Bundes -Sportorganisation (BSO)
werden gesundheitsfördernde
Potentiale des organisierten Sports ausgeschöpft und
neue Wege in der Reduktion der
Krankheitskosten und zur Entlastung des Gesund-
heitssystems eingeschlagen.
Das Bundeskanzleramt
und die BSO mit ihren drei Dachverbänden Allgemeiner
Sportverband Österreichs (ASVÖ), Arbeitsgemeinschaft für Sport- und
Körperkultur
in Österreich (ASKÖ)
und der Sportunion Österreich (UNION) haben sich mit diesem
innovativen Projekt zum Ziel gesetzt,
Österreichweit über ihre Vereine gesundheits-
orientierte Bewegungsprogramme anzubieten und somit einer breiten
Öffentlichkeit
zugänglich zu machen.
Zu Frage 5:
Die Umsetzung des Projektes
"Fit4Business" erfolgt in den Bundesländern gemein-
sam mit an der
Umsetzung des Projektes interessierten Unternehmen.
Im ersten Schritt werden mit der
Geschäftsleitung, dem Betriebsrat, den für personel-
le Angelegenheiten Verantwortlichen und dem zuständigen Arbeitsmediziner
Gesprä-
che geführt, in denen das Modell und insbesondere der Nutzen für Arbeitnehmer
und
Arbeitgeber erläutert werden.
Im nächsten Schritt werden die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Mitarbeiter im
Rahmen von betriebsinternen Informationsveranstaltungen detailliert über das
Pro-
jekt und den Nutzen
für den einzelnen Arbeitnehmer (Lebensqualität) aufgeklärt.
Die Erstinformation erfolgt im Rahmen
einer Auftaktveranstaltung, bei der alle Mitar-
beiterinnen und Mitarbeiter von der
Firmenleitung und dem Betriebsrat informiert wer-
den.
Es sollten mindestens
drei verschiedene Aktiveinheiten angeboten werden. Alle teil-
nehmenden
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter absolvieren regelmäßig einmal pro Wo-
che ihre individuell abgestimmten Bewegungsprogramme. Dies geschieht über einen
Zeitraum von 24 Wochen auf Basis der Ergebnisse des Gesundheits-Checks und der
Empfehlung des Arztes gemeinsam mit den
Trainern. Es soll die Möglichkeit beste-
hen, nach 12 Einheiten in eine andere Einheit zu wechseln.
Die Anmeldung der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter zu dem Projekt erfolgt direkt im
jeweiligen
Unternehmen. Nach erfolgter Anmeldung untersucht ein Team von Ärzten
und Sportwissenschaftern alle angemeldeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
wenn
möglich direkt im Unternehmen.
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
werden auf die sportmedizinischen Grundeigen-
schaften Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und
der Körperkomposition untersucht. Alle
diese Eigenschaften korrelieren direkt mit dem Gesundheitsgrad und sind
durch den
individuellen Lebensstil zu beeinflussen.
Daraus ergibt sich klar, in welche Richtung
Präventivprogramme geplant und durchgeführt werden können.
Um Vergleiche zwischen
verschiedenen Untersuchungsstellen zu ermöglichen und
um
Verlaufsuntersuchungen nach Interventionen zu vereinfachen, ist eine standardi-
sierte Methodik mit gleichem Vorgehen erforderlich.
Die Gesamtergebnisse aus den
Untersuchungen werden wissenschaftlich erfaßt und
ausgewertet.
Zu Frage 7:
Der Fördervertrag
zwischen dem Bundeskanzleramt und der Österreichischen Bun-
des-Sportorganisation wurde vorerst bis Ende 2006 geschlossen. Das Projekt
"Fit4
Business"
startete im Jänner 2005 in der Steiermark, die weiteren Leitprojekte in den
anderen Bundesländern werden bis 2006 durchgeführt.
Zu Frage 8:
Die für das Projekt "Fit4Business"
bereitgestellten finanziellen Mittel ermöglichen die
Durchführung umfassender sportmedizinische
Untersuchungen inkl. individueller
Auswertung und Beratung, Gesundheitsaufklärung sowie Ernährungsplänen bei ca.
100 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern pro Betrieb, somit insgesamt bei
ca. 900
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei Durchführung eines Leitprojektes pro
Bun-
desland.
Zu den Fragen 9 und 10:
Derzeit werden zur
Umsetzung des Projektes in Wien dementsprechende Gespräche
mit einem Wiener
Großbetrieb geführt. Ausgehend von diesem Pilotprojekt ist bei er-
folgreicher Umsetzung angedacht, weiterführende Projekte in Wien zu initiieren.
Zu Frage 11:
Im Rahmen des Projektes "Fit für
Österreich" bedient sich die BSO zur Durchführung
der Dachverbände ASVÖ, ASKÖ und der UNION.
Mit der Durchführung des Projek-
tes "Fit4Business" in Wien ist der Dachverband ASKÖ betraut.
Zu den Fragen 12, 16,17 und 22:
Bezüglich der etwaigen Durchführung des Projektes haben bereits Gespräche mit
Vertretern des Betriebssportverbandes stattgefunden.
Zum Zeitpunkt der
Budgetdebatte wurden die oben angeführten Gespräche mit dem
Wiener
Betriebssportverband geführt. Im Zuge der gemeinsamen Erörterung über die
Möglichkeiten für eine Finanzierung von Projekten des Wiener
Betriebssportverban-
des kann es daher zu Informationsüberschneidungen gekommen sein.
Entscheidungen zur Finanzierung von
Projekten werden auf Grundlage des Bundes-
Sportförderungsgesetzes
bzw. auf Grundlage der vertraglichen Vereinbarungen zwi-
schen dem Bundeskanzleramt und der BSO im
Rahmen von „Fit für Österreich" ge-
troffen. Voraussetzung dafür sind schriftliche Anträge. Ein solcher
schriftlicher Antrag
ist nicht eingegangen und wurde daher auch nicht bewilligt oder abgelehnt.
Mit ersten
Einreichungen von Sportprojekten im Rahmen von "Fit für Österreich"
ist
im 2. Halbjahr 2005
zu rechnen.
Zu Frage 13:
Dem Bundeskanzleramt ist bekannt, daß
der Wiener Betriebssportverband aus füh-
renden Mitgliedern der Wiener Wirtschaft, aller Wiener Sportdachverbände und
aus
Mitgliedern der
großen Wiener Sportverbände besteht.
Der Betriebssportverband hat beim Bundeskanzleramt zur
Durchführung von Projek-
ten um finanzielle Unterstützung angesucht.
Zu den Fragen 14 und 15:
Das Bundeskanzleramt hat sich bereit erklärt, der BSO für
das Projekt "Fit für Öster-
reich" auf der Grundlage des
Fördervertrages jährlich einen finanziellen Zuschuß
nach Maßgabe der im Bundesfinanzgesetz hiefür vorgesehenen Mittel bis
zur maxi-
malen Höhe von jeweils € 700.000,-- in den Jahren 2005 und 2006 zu gewähren.
Die Finanzierung des Projekts
"Fit4Business" erfolgt auf der Grundlage des Förder-
vertrages aus den nach Maßgabe der im Bundesfinanzgesetz hiefür vorgesehenen
Mittel,
wobei 50 % der entstehenden Kosten seitens des Bundeskanzleramtes und
50
% durch das jeweilige Unternehmen getragen werden. Die Kosten für die Durch-
führung
der Fitness-Checks und Re-Checks und der Sporteinheiten betragen ca.
€ 250,- pro Person.
Eine darüber hinausgehende Förderung ist nicht vorgesehen.
Zu den Fragen 18 und 19:
Im Rahmen des Projektes "Fit für Österreich" muß
ein Projekt für die Förderungswür-
digkeit den nachstehenden Fit für Österreich-Qualitätskriterien entsprechen:
1. Standardisierte, vergleichbare Programme und
Rahmenbedingungen, die grund-
sätzlich mindestens einen der
Schwerpunktbereiche oder ein vom Steuerungs-
gremium als gleichwertig anerkanntes Programm zu berücksichtigen haben:
•
Vorschulalter
•
Schule
& Sportverein
•
Bewegung
& Sport im Betrieb
•
Sport
in der zweiten Lebenshälfte.
2. Gewährleistung einer standardisierten
Datenerfassung und Dokumentation im
Bezug auf
•
Programminhalt
•
für das Gesundheitssystem relevante, anonymisierte Daten
der Teilnehmer
wie Alterstruktur,
Berufsstruktur, etc.
•
Status
zu Beginn der Übungseinheit
•
Status
nach Ende der Übungseinheit.
3. Gewährleistung der Evaluierung und Dokumentation
durch die Projektdurchfüh-
renden nach Ablauf des Projekts folgender Punkte:
• a) Qualifizierte Vereinsführung in den durchführenden Sportvereinen
(z.B. ein BSO-Sportmanager mit Basislizenz)
• b) Ausreichende Infrastruktur der Vereine (wie z.B. Telefon, e-mail,
Homepage, Übungsräumlichkeiten, sanitäre Einrichtungen)
• c) Hinsichtlich des Kursangebotes muß jedenfalls sichergestellt sein:
•
Qualifizierte Übungsleitung durch ausgebildete bzw.
staatlich geprüfte
Trainer,
Übungsleiter, Lehrwarte etc.
•
Erfolgreich absolvierte Aus- und Fortbildungen im
Gesundheitsbereich
der eingesetzten
Übungsleiter in den letzten beiden Jahren
•
Praxisnahe,
wissenschaftlich fundierte Angebotsplanung
•
Information
über Ziele, Inhalte und Ablauf der Kursangebote
•
Klare,
ganzheitliche Zielsetzung des Kursangebotes
•
Mindestdauer der Kurse von mindestens 12 Wochen, wobei
aber ein
Ziel der Kursdauer
von mindestens 1 Jahr angestrebt werden soll.
Ein Projekt, welches nicht den vorher genannten Kriterien entspricht, wird abgelehnt.
Zu den Fragen 20 und 21:
Betreffend die derzeit durch das Bundeskanzleramt unterstützten Projekte verweise
ich auf meine Beantwortung der Parlamentarischen Anfrage Nr. 2307/J.
"Für ein lebenslanges
Sporttreiben - der Sport als Dienstleister im Gesundheitssys-
tem"
ist das Motto des bisher größten Breitensportprojektes in Österreich, das vom
Bundeskanzleramt 2004
ins Leben gerufen wurde.
"Fit für
Österreich" versteht sich als Dachmarke für eine Reihe innovativer,
gesund-
heitsfördernder Projekte und Bewegungsprogramme für alle Lebensabschnitte, be-
ginnend beim
Kindergarten- und Vorschulalter über Schule und Sportverein, betrieb-
liche Gesundheitsvorsorge bis hin zu Sport in der zweiten Lebenshälfte.
SportKids
Im Vorschulbereich wird Kindern in Absprache mit den Eltern
und gegebenenfalls mit
der Kinderbetreuungseinrichtung gezielt eine
zusätzliche bewegungsorientierte Be-
treuung angeboten. Schwerpunkt dieser zusätzlichen Bewegungseinheiten soll die
gezielte Förderung grundmotorischer Fähigkeiten der Kinder sein. Unter dem
Aspekt
der Prävention im Gesundheitsbereich
soll die Freude an der Bewegung vermittelt
und gefördert werden. Im Jahr 2004 nahmen bereits über 1.000 Kinder in mehr als
30 Kindergärten und Volksschulen in
fünf Bundesländern an diesem Pilotprojekt teil.
Im Jahr 2005 ist die Ausweitung auf weitere Standorte vorgesehen.
Fit4School
Schülerinnen und Schüler sollen
zusätzlich zum regulären Turnunterricht außerhalb
der Unterrichtszeit
als „sportliche Nachmittagsbetreuung“ weitere Bewegungs-, Spiel-
und Sportangebote in der Schule erhalten.
Abgezielt wird auf eine enge, partner-
schaftliche Zusammenarbeit von Schulen und Sportvereinen und bestmögliche Nut-
zung von Synergien. Die Kinder und
Jugendlichen können durch qualifizierte Lehr-
kräfte und Trainer besser gefördert,
mögliche Berührungsängste mit Vereinen auto-
matisch abgebaut werden.
Fit4Business
Im Rahmen der betrieblichen
Gesundheitsförderung werden alle Teilnehmer auf die
sportmedizinischen
Grundeigenschaften Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und Körper-
komposition untersucht. Jeder Einzelne erhält in einem Beratungsgespräch sein
per-
sönliches Gesundheitsprofil sowie
Empfehlungen hinsichtlich Auswahl der Präventi-
onsprogramme. Bewegung und Sport im Betrieb zielt auf Steigerung der Leistungs-
fähigkeit und der damit verbundenen
Stärkung des Selbstbewußtseins, Verbesse-
rung des Arbeitsklimas, der betrieblichen Kommunikation, Senkung der Kranken-
stände und in weiterer Folge
langfristige Senkung von Krankheitskosten sowie
Imageaufwertung der einzelnen Unternehmen ab.
Sport in der zweiten Lebenshälfte
Der Beginn der
zweiten Lebenshälfte und dessen gesundheitlicher Status sind ent-
scheidend für einen erfüllten und beschwerdefreien Lebensabend. Einer der wich-
tigsten Zielsetzungen im Alter ist es, sich die Mobilität zu erhalten.
Mobilität wird da-
bei umfassend und
ganzheitlich als geistige und körperliche Aktions- und Reaktions-
fähigkeit verstanden. Angeboten werden individuelle Sportprogramme zur
Erhaltung
und/oder Wiedererlangung von Beweglichkeit, Anpassungsfähigkeit,
Reaktionsfähig-
keit und Sicherheit in der Bewältigung von
alltäglichen körperlichen Aufgaben. Im
Jahr 2004 wurde im Rahmen dieses
Projektes eine äußerst erfolgreiche Mobilitäts-
bus-Tour durch ganz Österreich durchgeführt und dabei der Generation
„50plus" Mo-
bilitäts-Checks und anschließende
Beratungsgespräche angeboten. Im Zuge diese
Tour wurden ca. 1700 Personen getestet. Im Herbst 2005 ist eine weitere
Mobilitäts-
Tour durch ganz Österreich geplant.