3422/AB XXII. GP
Eingelangt am 28.11.2005
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BM für Bildung, Wissenschaft und Kultur
Anfragebeantwortung
Herrn
Präsidenten des Nationalrates
Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol
Parlament
1017 Wien GZ
10.000/0140-III/4a/2005
Wien, 27. November 2005
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 3487/J-NR/2005 betreffend soziale Problematik an Schulen, die die Abgeordneten Dieter Brosz, Kolleginnen und Kollegen am 29. September 2005 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:
Ad 1.:
Österreichweit stehen 153 Schulpsychologinnen und Schulpsychologen und darüber hinaus mehr als 2800 Schüler- und Bildungsberaterinnen zur Verfügung.
Ad 2.:
Im Anschluss an Vorfälle wie in Zöbern wurde auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur eine Arbeitsgruppe mit der Ausarbeitung eines Krisenplanes befasst. Dieser Grundplan wurde dann von der Schulpsychologie in den einzelnen Bundesländern weiterentwickelt bzw. den jeweiligen regionalen Bedingungen angepasst. In der Folge wurden alle Schulleitungen mit einer Handreichung zur Krisenintervention über wichtige Vorgehensweisen in Ausnahmesituationen informiert. Parallel dazu wurden die Leiter/innen der Schulpsychologie in mehreren Seminaren mit wichtigen aktuellen Prinzipien der Krisenintervention, Notfallpsychologie, Traumabearbeitung usw. vertraut gemacht.
Auf der Homepage der Schulpsychologie
www.schulpsychologie.at gibt es zahlreiche Hinweise zur Krisenintervention, und
auf den Homepages der Schulpsychologie in den Bundesländern existieren konkrete
Links zu unterschiedlichen Hilfestellungen. Initiiert wurde außerdem ein Film
über das richtige Verhalten in einer Ausnahmesituation, der als
Diskussionsgrundlage für Lehrer/innen eingesetzt wird. Es gibt zahlreiche
Projekte der Schulpsychologie zur Vertiefung des Themas Krisenintervention bzw.
Gewaltprävention.
Ad 3. und 4.:
Im Finanzausgleich 2004 wurden mit den Ländern zusätzliche Mittel unter anderem für die Förderung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen in Höhe von jährlich 12 Mio. € vorgesehen.
Ad 5.:
Die
Schulpsychologie-Bildungsberatung bietet mit über 70 bundesweit verteilten
Beratungsstellen ein dichtes Versorgungsnetz. Es gibt Kontakte zu allen
relevanten anderen Fachbereichen und selbstverständlich erforderlichenfalls
auch entsprechende Zusammenarbeit. Als erste Anlaufstelle in den Schulen gibt
es wie eingangs erwähnt darüber hinaus mehr als 2.800 Schüler/innen- und
Bildungsberater/innen.
Ad 6.:
Aktuell ist auf das durch die Initiative der Schulpsychologie in Vorarlberg implementierte Programm „Faustlos“ (Hogrefe–Verlag 2001) zu verweisen. FAUSTLOS ist ein Curriculum, das impulsives und aggressives Verhalten von Kindern vermindern und ihre soziale Kompetenz erhöhen soll. FAUSTLOS vermittelt den Schüler/innen alters- und entwicklungsadäquate Kenntnisse und Fähigkeiten in den Bereichen Empathie, Impulskontrolle und Umgang mit Ärger und Wut. Mehrere Studien in Deutschland belegen den Erfolg. An der ÜVS des Bundes in Vorarlberg wurde in einer 2. Klasse eine diesbezügliche österreichische Evaluation durchgeführt.
Für Hauptschulen wird von der Schulpsychologie das „Konstanzer Trainingsmodell“- Verlag Huber Bern (ebenfalls evaluiert) implantiert und begleitet.
Wissenschaftliche fundierte Programme zur Gewaltprävention sind auf www.schulpsychologie.at zusammengestellt.
Weiters beteiligt sich das Bildungsministerium an der „International Self-Report-Delinquency Study - Jugenddelinquenz in Österreich“ unter der Projektleitung von Univ.-Doz. Dr. Wolfgang Stangl (Verein für Rechts- und Kriminalsoziologie). Mit dem Projektvorhaben soll ein österreichischer Beitrag zur zweiten internationalen Studie geleistet werden, an der 23 europäische Länder und 3 Staaten aus den USA und Kanada teilnehmen. Es werden rund 3000 Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren in Groß- und Kleinstädten zu Eigentums-, Körperverletzungs-, Drogendelikten und anderen strafrechtsrelevanten Verhaltensweisen, sowie nach jugendspezifischem Problemverhalten (u.a. Absentismus, Alkoholkonsum, Aggression und Gewalt) befragt. Die genannten Formen der Jugenddelinquenz werden mit sozialen, familiären und schulspezifischen Variablen in Beziehung gesetzt.
Peer-Mediation wird international als wichtige Maßnahme zur Gewaltprävention und für konstruktive Konfliktlösungsmodelle gesehen. In Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz wird deshalb ein Leitfaden für Schulen zu Qualitätskriterien und Implementierung von Peer-Mediation an Schulen publiziert.
In der Lehrer/innenfortbildung der Pädagogischen Institute werden in verschiedenen Bundesländern Mediationsausbildungen angeboten, ebenso zahlreiche Seminare, die sich mit Persönlichkeitsbildung bei Lehrer/innen und Schüler/innen sowie der Vermittlung sozialer Kompetenzen beschäftigen. Angebote zur Förderung der Selbst- und Sozialkompetenz sind weiters als Schwerpunkte in der Lehrer/innenausbildung an den Pädagogischen Akademien verankert.
Das Zentrum für Persönlichkeitsbildung und soziales Lernen (ÖZEPS) wird seit diesem Schuljahr am PI Salzburg in Fortführung des SOKO Linz geführt. Es ist bundesweit und für alle Schularten wirksam. Das langfristige Leitziel des ÖZEPS ist die nachhaltige Verankerung von Methoden, Modellen und Umsetzungsmöglichkeiten für den Erwerb von Selbst- und Sozialkompetenz für Schüler/innen an den österreichischen Schulen. In den nächsten 2 Jahren wird eine best-practice Sammlung von Unterrichtsbeispielen und Implementierungsmöglichkeiten an Schulen erfolgen und ein Netzwerk mit Expert/innen aufgebaut werden.
Derzeit läuft der zweite Lehrgang für Sozialkompetenztrainer/innen. Der erste ist seit September 2005 abgeschlossen und die Absolvent/innen stehen in den Bundesländern für den Einsatz in der Lehrer/innenfortbildung und an Schulen zur Verfügung.
Die Bundesministerin:
Elisabeth Gehrer eh.