357/AB XXII. GP

Eingelangt am 26.06.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfragebeantwortung

 

BM FÜR BILDUNG, WISSENSCHAFT

UND KULTUR

 

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 362/J-NR/2003 betreffend Umsetzung der „Gender
Mainstreaming"-Anliegen, wie sie im Regierungsprogramm formuliert sind, die die Abgeordneten
Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen am 2. Mai 2003 an mich richteten, wird wie folgt beant-
wortet:

Ad 1.:

Mit Ministerratsbeschluss vom 3. April 2002 wurde ein Arbeitsprogramm zur Umsetzung der GM-
Strategie auf Bundesebene beschlossen, das inhaltlich die Durchführung und Evaluierung von GM-
Pilotprojekten als Schwerpunkt hat.

Die Umsetzung des Gender Mainstreaming im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und
Kultur erfolgt in Abstimmung mit der IMAG (Interministerielle Arbeitsgruppe Gender Main-
streaming). Die Aktivitäten und Projekte sind auf der IMAG-Homepage http://www.imag-gender-
mainstreaming.at einsehbar.

In der Geschäftseinteilung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur wurde bei
den Einrichtungen zur Beratung und Unterstützung der Bundesministerin und zur zusammenfas-
senden Behandlung von Geschäften, die den Wirkungsbereich mehrerer Sektionen berühren, die
ressortinterne Arbeitsgruppe Gender Mainstreaming verankert. Die AG wurde zu Beginn des Jahres
2001 konstituiert und besteht aus jeweils einer/einem Gender Mainstreaming-Beauftragten und ei-
ner/einem gegengeschlechtlichen Vertreter/in pro Sektion.


Der Schwerpunkt der Tätigkeit der Arbeitsgruppe lag bisher im Bereich Information und Sen-
sibilisierung der Bediensteten des Hauses und der nachgeordneten Dienststellen. Es wurden auch
eigene Schulungsveranstaltungen für Ressortbedienstete durchgeführt.

Es wurden zwei Leitfäden herausgegeben (Folder „Gender Mainstreaming", 2001 und Folder „Ge-
schlechtergerechtes Formulieren", 2002) und in der Hauszeitung für Bedienstete „BMBWK:
NEWS" wird regelmäßig über GM-Maßnahmen und Projekte des Hauses informiert.

In Kooperation mit den Landesschulbehörden wurden bereits vier Veranstaltungen zum Thema
„Schulqualität und Gender Mainstreaming - Eine Herausforderung für die Schule" durchgeführt;
Veranstaltungen in weiteren Bundesländer werden folgen.

Im Regierungsprogramm 2003 bis 2006 ist die Umsetzung des Gender Mainstreaming nicht nur im
Bereich der Frauenpolitik hervorgehoben, sondern auch im Bildungskapitel eigens genannt („Gen-
der Mainstreaming im gesamten Bildungsbereich").

Derzeit wird von der Arbeitsgruppe ein Aktionsprogramm zur Umsetzung des GM im Bundes-
ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur erarbeitet, das im Herbst dieses Jahres vorliegen
soll.

Weiters wurden zur praktischen Umsetzung des Gender Mainstraming Konzeptes im Ressort nach-
stehende Pilotprojekte initiiert:

    Gender Mainstreaming in den Bereichen Vollrechtsfähigkeit der Universitäten/Dienstrecht (Pro-
jekt bereits abgeschlossen, Bericht unter

http://www.bmbwk.gv.at/womenscience/down/bericht_vollrechtsfaehigkeit.pdf einsehbar).
Weitere Maßnahmen im Bereich Wissenschaft: siehe Antwort zu den Fragen 6 und 7.

    Gender Mainstreaming im Bereich Forschungsförderung/Forschungsprogramme

    Gender Mainstreaming und Schulentwicklung

    Gender Mainstreaming an Akademien (PA, BPA, RPA)

    Gender Mainstreaming an Pädagogischen Instituten


Ad 2.:

    Pilotprojekt Gender Mainstreaming im Bereich Forschungsprogramme/ Forschungs-
förderung

Das Pilotprojekt Gender Mainstreaming im Bereich Forschungsprogramme/ Forschungsförderung
umfasst jene Bereiche, die in der Sektion "Wissenschaftliche Forschung und Internationale Ange-
legenheiten" des Ressorts förderungsrelevant sind, insbesondere nationale Forschungsprogramme
und die Förderung von Forschungsinfrastrukturen. Bei Erhebungen bisheriger Forschungspro-
gramme wurden als Ergebnis Ungleichheiten in der Verteilung von Frauen und Männern in den
Forschungsteams, besonders bei den Projektleitungen festgestellt. Genderspezifische Forschungs-
fragen und - themen sind unterrepräsentiert. Die neuen Forschungsprogramme werden daher so
gestaltet, dass sie einen Gender-Impact haben: Genderaspekte sind in die forschungspolitischen
Ziele der Programme integriert und finden explizit Eingang in die Forschungsthemen und konkreten
Forschungsfragen. Die formalen Leitlinien (Offertformulare, allgemeine Anforderungen) sind gen-
dergerecht gestaltet, die Beratungs- und Beurteilungsgremien sind nach Geschlechtern ausgewogen
besetzt und die Genderdimension ist integraler Bestandteil der Bewertungkriterien der Evaluation.

Beim derzeit laufenden, vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung empfohlenen, For-
schungsprogramm „New Orientations for Democracy in Europe - NODE" hat dies z. B. dazu ge-
führt, dass erstmals die Projektleitungen bei den TOP 10 der Projekte einen Anteil von Frauen und
Männern im Verhältnis 50:50 aufweisen.

Bei den Forschungsinfrastrukturen bestehen strukturelle Defizite, die Ungleichheiten erzeugen bzw.
verfestigen. Um diese im Bereich der vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kul-
tur basissubventionierten Einrichtungen auszugleichen, werden gerade die Kriterien für die künftige
Vergabe von Basissubventionen überarbeitet.

    Gender Mainstreaming an Akademien (PA, BPA, RPA)

Das Pilotprojekt erstreckt sich auf die Institutionen Pädagogische Akademien, Berufspädagogische
Akademien und Religionspädagogische Akademien. Ausgehend von einer Analyse wurden in ei-
nem ersten Schritt im Herbst 2001 die Bundes-Leitungskonferenzen der Pädagogischen und Be-
rufspädagogischen Akademien sowie die Leitungskonferenz der katholischen und evangelischen


Religionspädagogischen Akademien über Gender Mainstreaming und die Zielvorgaben des Pilot-
projekts informiert: Alle Mitglieder der Akademien sollen Wissen über die Kategorie "Geschlecht"
und Gender Mainstreaming erwerben und befähigt werden, aktiv zur Umsetzung des GM in ihrem
eigenen Tätigkeitsbereich beizutragen. GM soll in allen Studienplänen und Lehrveranstaltungen
Berücksichtigung finden. An allen Akademien sollen Gender-Fachleute zur Verfugung stehen. For-
schungsprojekte zu Genderfragen sollen ebenso gefördert werden wie die Beteiligung von Frauen in
der Forschung. Bei der Besetzung von Gremien und der Verteilung von Aufgaben ist auf ein aus-
gewogenes Geschlechterverhältnis zu achten. Auch soll ein geschlechtergerechter Sprachgebrauch
Verwendung finden.

Im Sinne des Top-Down-Ansatzes wurden die Bundesleitungskonferenzen und die Direktionen der
Akademien aufgerufen, Konzepte zur Umsetzung des Gender Mainstreaming bzw. der genannten
Zielvorgaben zu erstellen (Umsetzung der Konzepte im Studienjahr 2002/2003).

Zur Unterstützung der institutionellen Verankerung des Gender Mainstreaming an Akademien wur-
den von den Direktionen von 25 Institutionen 49 Genderbeauftragte (Frauen und Männer) genannt.
Die Projektleitung im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur bietet diesem Per-
sonenkreis Informationen, Aus- und Fortbildung (bisher 2 österreichweite Veranstaltungen) sowie
Vernetzung mittels einer elektronischen Projektplattform an. Das Projekt wird auf dem Weg über
die Forschung an Akademien evaluiert. Derzeit wird der Bericht über die prozessbegleitende For-
schung erstellt. Der Abschluss des Pilotprojekts ist mit Ende 2003 vorgesehen; eine Ex-ante-
Evaluation wird im Jahr 2004 erfolgen.

    Gender Mainstreaming und Schulentwicklung

Mit diesem Forschungsprojekt (Projektleitung: Ursula Rosenbichler/abz Wien und Günther Ames-
berger/Universität Wien) wurde ein handlungsorientierter Ansatz auf Klassenebene (Methode der
Outdoor-Pädagogik) verfolgt. Ziel war es, über die Arbeit in den Klassen gesamtschulische Ent-
wicklungsprozesse zu setzen und geschlechtergerechte Rahmenbedingungen und Handlungs-
optionen zu ermöglichen. An dem Projekt nahmen insgesamt 6 Schulen aus Wien, Niederösterreich,
Oberösterreich und Steiermark mit jeweils 2 Klassen teil (l Handelsakademie, l Allgemein bilden-
de höhere Schule, 2 Höhere technische Lehranstalten, 2 Höhere Lehranstalten für


wirtschaftliche Berufe). Das Projekt befindet sich derzeit im Berichtstadium und soll im Herbst auf
der Lehrer/innen- und Leitungsebene (Schwerpunkt Coaching, Fortbildung) fortgesetzt werden.

    Gender Mainstreaming an Pädagogischen Instituten

Zur Unterstützung der Umsetzung von GM erhielten alle Pädagogischen Institute (PI) im Zeitraum
vom Herbst 2002 bis Herbst 2003 ein vom Ressort finanziertes eintägiges Beratungs- und Fort-
bildungsangebot zum Thema Gender Mainstreaming für die Leitungsebene und Mitarbeiter/innen
vor Ort. Begleitend dazu wurde im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur eine
Steuergruppe eingerichtet, welche auf Basis der Rückmeldungen der PI und der Erfahrungen weite-
re Maßnahmen zur Unterstützung von GM an den PI erarbeitet.

Die PI wurden auch ersucht, sowohl eine weibliche als auch einen männlichen GM-Beauftragte/n
zu nominieren. Für diese GM-Beauftragten fand im Mai 2003 ein Seminar in Salzburg statt. Das
Beratungs- und Fortbildungsangebot haben mittlerweile mit Ausnahme von Vorarlberg und Nieder-
österreich alle PI genutzt. In diesem Rahmen wurden diverse GM-Prozesse eingeleitet. Das Projekt
soll vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur weiter betreut werden.

Ad 3. und 4.:

Eine Fragebogenerhebung bei basissubventionierten Forschungsinstitutionen wurde so gestaltet,
dass damit genderspezifische Daten gewonnen werden können. Im Zuge der Evaluierung der For-
schungsprogramme wird ein Gender Impact Assessment durchgeführt.

Bei den österreichischen Antragstellungen und Teilnahmen am 6. EU-Rahmenprogramm, wurden
ebenfalls statistische Daten erhoben, die Aussagen über den Gender-Impact zulassen.

Die relevanten Daten zu den im Bereich Wissenschaft genannten Steuerungsinstrumenten werden
geschlechtsspezifisch erhoben und abgebildet. Das gilt auch für den Bereich Schulstatistik. Prin-
zipiell sind alle relevanten Daten (Schüler/innen, Studierende, Absolventinnen, Absolventen und
Personal) geschlechtsspezifisch erhoben und in Tiefengliederungen auswertbar. Gezielte Abfragen
der umfassenden Datenbestände sind daher möglich.


Die Überprüfung der Datenbestände (Bildungsstatistik auf Basis des Bildungsdokumentationsge-
setzes) hinsichtlich geschlechtsspezifischer Auswirkungen erfolgt nicht automatisch, ein dement-
sprechender Auftrag wird daher an die zuständige Fachabteilung ergehen.

Ad 5.:

Die ressortübergreifende Koordination von GM-Maßnahmen und die Zusammenarbeit mit anderen

Ressorts erfolgt über die IMAG (Interministerielle Arbeitsgruppe Gender Mainstreaming).

Ad 6. und 7.:

Die Strategie des Gender Mainstreaming, zu deren Umsetzung sich alle Ministerien verpflichtet
haben, zielt auf eine langfristige Beseitigung von Ungleichheitsstrukturen und damit auf eine nach-
haltige Veränderung der Gesellschaft zu Gunsten einer fairen Verteilung der Rollen zwischen Män-
nern und Frauen ab. Kurzfristige Maßnahmen zum Abbau von Benachteiligungen von Frauen brin-
gen rasche und zielgerichtete Lösungen für spezifische Problemstellungen, eine langfristige Be-
seitigung von Ungleichheitsstrukturen kann jedoch nur durch eine dauerhafte Berücksichtigung der
Besonderheiten, Interessen und Wertvorstellungen beider Geschlechter bei allen politischen Ent-
scheidungen, Aktivitäten und Maßnahmen bewirkt werden.

Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur ist seit vielen Jahren mit der Be-
seitigung von Ungleichheitsstrukturen befasst, auch auf dem Wege über spezifische Frauen-
förderungsmaßnahmen in den Bereichen Bildung, Wissenschaft, und Forschung.

Aktuelle Schwerpunkte:

Der Aktionsplan 2003 (mit Schwerpunkten im Bereich Mädchen und Technik, Leh-
rer/innenfortbildung, Bewusste Koedukation und Informationsangebote) wird gemäß Re-
gierungsprogramm in der laufenden Legislaturperiode weitergeführt.

Im Bereich Wissenschaft wird das GM in die Steuerungsinstrumente des Universitätsgesetzes 2002
Eingang finden. Dies betrifft die Bereiche Leistungsvereinbarungen, Berichtlegung, Controlling,
Evaluierung und Qualitätssicherung. Leistungsvereinbarungen: Überprüfung der universitären Ent-
würfe und der abgeschlossenen Leistungsvereinbarungen auf geschlechtsspezifische Auswirkungen.
Berichtlegung. Controlling: Gestaltung des zu standardisierenden Teils der Wissensbilanz, Über-
prüfung der Leistungsberichte und Wissensbilanzen hinsichtlich der Auswirkungen


auf Frauen und Männer. Evaluierung und Qualitätssicherung: Evaluierungen hinsichtlich der ge-
schlechtsspezifischen Auswirkungen eingesetzter Instrumente können beauftragt werden.

Seit dem Jahr 2002 läuft auf Initiative des Rates für Forschung und Technologieentwicklung das
Programm „FFORTE-Frauen in Forschung und Technologie". FFORTE ist ein gemeinsames Pro-
gramm des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur (in Zusammenarbeit ver-
schiedener Abteilungen aus den Bereichen Bildung, Universitäten, Forschung) und des Bundes-
ministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie zur Stärkung von Frauen in Forschung und
Technologie, einem Berufssegment, in dem Frauen nach wie vor deutlich unterrepräsentiert sind.
Dies gilt sowohl für die Anzahl von Frauen in wissenschaftlich-technischen Berufen als auch für
ihre Karriereverläufe und die Entlohnung. Maßnahmen auf allen Stufen der Ausbildung (Schule,
Universität, Berufseinstieg, Weiterqualifikation), in der Forschung und in Unternehmen sind vorge-
sehen. Das Programm enthält weiters Trainings- und Sensibilisierungsmaßnahmen.

Ad 8. und 9.:

Für Gender Mainstreaming Maßnahmen im Bereich Bildung wurden seit dem Jahre 2001 ca.
324.000,-- € bereitgestellt. Für geschlechtsspezifische Maßnahmen im Bereich Bildung sind im
Budget 2003 insgesamt 149.000,-- € , im Budget 2004 160.000,-- € veranschlagt. Diese Mittel wer-
den durch zusätzliche Budgetmittel aus ESF bzw. Mittel des Rates für Forschung und Technologie
vervielfacht.

Da Gender Mainstreaming im Rahmen der Steuerungsinstrumente des Universitätsgesetzes 2002
eingesetzt wird, erwachsen daraus keine zusätzlichen Kosten. Die Maßnahme ist daher als kosten-
neutral einzustufen.

Die Maßnahmen im Rahmen des Programms FFORTE umfassen unter Berücksichtigung der Ko-
finanzierung durch den Europäischen Sozialfonds ein Finanzvolumen von  4.846.770,-- € .