3588/AB XXII. GP
Eingelangt am 20.01.2006
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BM
für Gesundheit und Frauen
Anfragebeantwortung

Herrn
Präsidenten
des Nationalrates
Dr.
Andreas Khol
Parlament
1017
Wien
GZ:
BMGF-11001/0153-I/3/2005
Wien, am 20. Jänner 2006
Sehr geehrter Herr Präsident!
Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche
parlamentarische
Anfrage Nr. 3677/J der Abgeordneten Pirklhuber,
Freundinnen und Freunde wie folgt:
Frage
1:
Bitterschokolade
ist im Proben- und Revisionsplan der Warengruppe 1001 (Kakao und
Kakaoerzeugnisse) zuzuordnen.
Von
den Instituten der Österreichischen Agentur für Gesundheit und
Ernährungssicherheit wurden vom Jahr 2002 bis Mitte Dezember 2005 im Gesamten
1070 Proben der Warengruppe 1001 untersucht. Da es sich teilweise um
Mischerzeugnisse handelte und auch die Probenbezeichnung in vielen Fällen keine
eindeutige Zuordnung ermöglichte, war eine Trennung bzw. ein Herausfiltern der
Bitterschokoladenprodukte in dieser Warengruppe nicht möglich. (Die Parameter
mit der Häufigkeit der Untersuchungen können der Beilage entnommen werden.)
Im
Institut für Lebensmitteluntersuchung in Linz wurden in den Jahren 1992/93
Schokolade-Proben auf eine Kontamination mit Cadmium, Blei und Quecksilber
untersucht. Da nur Spuren von Cadmium feststellbar waren und auch keine
Grenzwerte vorgegeben waren, wurden Schwermetalluntersuchungen in Schokolade
vorläufig nicht weiter durchgeführt.
Aufgrund
des Artikels in der Zeitschrift ÖKO-Test wurden im Dezember 2005 wieder
Schokoladeproben auf Cadmium untersucht.
Die
Untersuchungsergebnisse lauten (in mg/kg):
7
Bitterschokoladen: 0,261; 0,045; 0,0487; 0,0696; 0,1529; 0,1959; 0,02633;
1
Weiße Schokolade: 0,044
Beurteilung
der Proben der Warengruppe 1001 ( Kakao und Kakaowaren) von 2002 bis Dezember
2005
910
Proben wurden nicht beanstandet.
3
Proben wurden als gesundheitsschädlich (Insekten, Mäuseexkremente, enthält
Kunststoffteil – Parteienbeschwerde) beurteilt.
20
Proben wurden als verdorben (10 Proben wegen Schädlingen, 9 Proben wegen der
Organoleptik, 1 Probe wegen Schädlingen und Verstoß gegen die Hygieneverordnung
– Lagerung) beurteilt.
Bei
70 Proben wurde ein Verstoß gegen die Lebensmittelkennzeichnungsverordnung (bei
5 Proben auch gegen die Verordnung Kakao- und Schokoladenerzeugnisse 2003)
festgestellt.
8
Proben wurden laut Lebensmittelkennzeichnungsverordnung ermahnt.
12
Proben wurden als wertgemindert (Organoleptik; bei 3 Proben auch Verstoß gegen
die Lebensmittelkennzeichnungsverordnung; bei 1 Probe auch Verstoß gegen die
Verordnung Kakao- und Schokoladenerzeugnisse 2003; bei 1 Probe zusätzlich falsch
bezeichnet – zu lange Haltbarkeitsangabe) beurteilt.
Bei
11 Proben wurde ein Verstoß gegen die Verordnung Kakao- und
Schokoladenerzeugnisse 2003 festgestellt.
3
Proben wurden als falsch bezeichnet (bei einer Probe auch ein Verstoß gegen die
Nährwertkennzeichnungsverordnung) beurteilt.
1
Probe verstieß gegen die Nährwertkennzeichnungsverordnung.
3
Proben verstießen gegen den § 20 des LMG 1975 (Hygiene).
5
Proben verstießen gegen die Hygieneverordnung (Lagerung).
1
Probe verstieß gegen den § 28 des LMG 1975 (Gebrauchsgegenstände) und gegen die
Spielzeugverordnung (es handelte sich bei dieser Probe um ein Schokoladeprodukt
mit Spielzeug).
Die
Beurteilung von 22 Proben ist noch offen.
Frage
2:
Im
Hinblick auf den vorbeugenden Gesundheitsschutz und das ALARA-Prinzip (As Low As Reasonably Achievable - so niedrig wie
vernünftigerweise erreichbar) und basierend auf Auftretensdaten - die
Basis für eine Höchstwertregelung sind ‑, ist eine harmonisierte Regelung
von Cadmium in Kakao bzw. Kakaoerzeugnissen zu begrüßen.
Folgende
Daten, z.T. aus Österreich, stehen in diesem Zusammenhang zur Verfügung:
Aus
dem Gutachten des Instituts für Ernährungswissenschaften aus dem Jahre
1999 (Elmadfa I., Burger P.: „Expertengutachten zur Lebensmittelsicherheit. Cadmium“),
das im Auftrage des Bundeskanzleramtes erstellt wurde, geht hervor, dass den
größten Beitrag zur Cadmium-Aufnahme in Österreich Gemüse (31%) und Getreide
(25%) leisten.
Kakaoprodukte
(Kakaogetränke und Schokolade) tragen mit 11% zur Cadmium-Aufnahme der
Erwachsenen bei, was einer PTWI-Auslastung von rund 1,4% (Annahme des KG von 70
kg) entspricht.
Kinder
und Jugendliche nehmen mehr Cadmium über Kakaoprodukte auf (21%;
PTWI-Auslastung rund 4,8% bei Annahme eines KG von 40 kg), jedoch weniger über
Gemüse.
Laut
dem Österreichischen Ernährungsbericht aus dem Jahre 2003, der vom
Institut für Ernährungswissenschaften im Auftrag des Bundesministeriums für
Gesundheit und Frauen herausgegeben wurde, wird der toxikologische Grenzwert
von 1 µg/kg KG/Tag von keiner Bevölkerungsgruppe, auch nicht an der 95.
Perzentile, überschritten. Berücksichtigt wurden jene Lebensmittelgruppen (mit
den entsprechenden Höchstgehalten), die am stärksten belastet sind und am
stärksten zur Cadmiumaufnahme durch die Nahrung beitragen.
Aktuellere
Daten aus dem Jahre 2004 werden durch den SCOOP-Bericht geliefert, der
ebenfalls nur von einem geringen Beitrag durch die Lebensmittelgruppe
„Confectionary“ zur Cadmiumexposition der Bevölkerung berichtet, verglichen mit
anderen Lebensmittelgruppen wie Getreide, Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch.
Aufgrund
des Cadmiumbeitrages in die Ernährung über Kakao- und Kakaoerzeugnisse wird
geplant, dieses Thema an die EU-Arbeitsgruppe „Industriekontaminanten“
heranzutragen und damit auf EU-Ebene zu behandeln.
Frage
3:
Dem
gesundheitlichen Verbraucher/innenschutz ist natürlich allerhöchste Priorität
beizumessen und es sind sämtliche Maßnahmen zu treffen, um den Schutz der
Verbraucherinnen und Verbraucher zu gewährleisten.
Beilage
Mit freundlichen Grüßen
Maria Rauch-Kallat
Bundesministerin
Parl. Anfrage 3677/J aus Dez. 2005
Cadmium in Schokolade
19.12.2005
|
Kriterien 2002
bis Mitte Dez. 2005 |
wie oft
untersucht |
|
Lebensmittelkennzeichnungsverordnung |
immer |
|
Lactose |
häufig |
|
Saccharose |
häufig |
|
Verordnung über
Kakao- und Schokoladeerzeugnisse |
regelmäßig |
|
Wasser |
häufig |
|
Salmonellen |
häufig |
|
Schimmelpilze |
vereinzelt |
|
Nährwertkennzeichnung |
vereinzelt |
|
Überprüfung der
Anmeldung bei diät. Produkten |
bei Bedarf |
|
Gesamtalkaloide
(Summe Theobromin und Coffein) |
häufig |
|
Aflatoxin |
A9 aus 2004 |
|
Fettgehalt |
ab 2003:regelmäßig |
|
Triglyceridspektrum |
ab 2003:
regelmäßig |
|
fettfreie
Kakaotrockenmasse |
häufig |
|
Cadmium mg/kg |
7
Bitterschokoladen:0,261; 0,045; 0,0487; 0,0696; 0,1529; 0,1959; 0,02633;
1 Weiße Schokolade: 0,044 |
|
Erdnussprotein |
vereinzelt |
|
Glucose |
häufig |
|
Fructose |
häufig |
|
Saccharose |
häufig |
|
Balaststoffe |
vereinzelt |
|
Mikrobiologische
Untersuchung |
selten |
|
Verunreinigungen
(Schädlinge, Exkremente etc.) |
bei Bedarf |
|
Untersuchung auf
gentechnische Veränderung |
bei
Schwerpunktaktion |
|
Getreideprolamine
bezogen auf Europ. Gliadin-Standard |
vereinzelt |
|
Acrylamid |
vereinzelt |
|
Organoleptischer
Befund |
immer |
|
Trockenmasse |
häufig |
|
Alkaloide |
häufig |
|
Fettsäuremethylester |
häufig |
|
Kakaobutter
(berechnet aus den Fettsäuremethylesterspektrum) |
häufig |
|
Berechnung der
Zusammensetzung der Schokoladenmasse |
häufig |
|
Cadmium im Jahr
1992/93 - Ergebnis: Spuren |
selten |
|
Blei im Jahr
1992/93 |
selten |
|
Quecksilber
1992/93 |
selten |