3652/AB XXII. GP

Eingelangt am 09.02.2006
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BM für Gesundheit und Frauen

 

Anfragebeantwortung

 

 

 

 

Herrn

Präsidenten des Nationalrates

Dr. Andreas Khol

Parlament

1017 Wien

 

 

Wien, am      7. Februar 2006

 

 

GZ: BMGF-11001/0159-I/3/2005

 

Sehr geehrter Herr Präsident!

 

Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische

Anfrage Nr. 3713/J der Abgeordneten Mag. Johann Maier und GenossInnen wie folgt:

 

Frage 1:

Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger gab dazu folgende Stellungnahme ab:

 

„Die Anfrage zitiert eine Public Health Advisory der FDA, welche sich mit Arzneispezialitäten befasst, die langwirksame beta-Mimetika (LABA), nämlich Formoterol und Salmeterol, enthalten.

Diese Wirkstoffe sind in folgenden im Erstattungskodex (Stand Jänner 2006) angeführten Arzneispezialitäten enthalten:

 

Box*

Zusammensetzung/
Einzeldosis(Hub)

Bezeichnung der Arzneispezialität

Kassenzeichen

Packungs­größe

G

Formoterol 6 mcg/Hub

Oxis Turbohaler 6 mcg Dosier-Pulverinhalator

IND

1 St

G

Formoterol 12 mcg/Hub

Foradil Dosieraerosol

IND

1 St

G

Formoterol 12 mcg/Hub

Oxis Turbohaler 12 mcg Dosier-Pulverinhalator

IND

1 St

G

Formoterol 12 mcg/Kps

Foradil Kaps. z. Trockeninh.

IND

60 St

G

Salmeterol 50 mcg/Hub

Serevent Diskus Pulver z. Trockeninh.

IND

1 St

G

Salmeterol 50 mcg/Hub

Serevent Rotadisks Pulver z. Trockeninh.

IND

1 St

G

Formoterol 4,5 mcg + Budesonid 160 mcg

Symbicort Turbohaler Dosier-Pulverinhalator

IND

1 St

G

Formoterol 4,5 mcg + Budesonid 80 mcg

Symbicort mite Turbohaler Dosier-Pulverinhalator

IND

1 St

G

Salmeterol 25 mcg  + Fluticasonpropionat 125 mcg

Seretide standard 25/125 mcg/Sprühstoß Dosieraerosol

IND

1 St

G

Salmeterol 25 mcg + Fluticasonpropionat 50 mcg

Seretide junior 25/50 mcg/Sprühstoß Dosieraerosol

IND

1 St

G

Salmeterol 25 mcg/Hub

Serevent Dosieraerosol

IND

1 St

G

Salmeterol 50 mcg + Fluticasonpropionat 100 mcg

Seretide Diskus junior 0,05 mg/0,1 mg Plv. z. Inh.

IND

60 St

G

Salmeterol 50 mcg + Fluticasonpropionat 250 mcg

Seretide Diskus standard 0,05 mg/0,25 mg Plv. z. Inh.

IND

60 St

G

Salmeterol 50 mcg + Fluticasonpropionat 500 mcg

Seretide Diskus forte 0,05 mg/0,5 mg Plv. z. Inh.

IND

60 St

Y

Formoterol 12 mcg/Hub

Foradil Dosieraerosol 9,2 g

RE1

1 St

Y

Formoterol 9 mcg + Budesonid 320 mcg

Symbicort forte Turbohaler Dosier-Pulverinhalator

RE1

1 St

Y

Salmeterol 25 mcg + Fluticasonpropionat 250 mcg

Seretide forte 25/250 mcg/Sprühstoß Dosieraerosol

RE1

1 St

* G = Grüner Bereich, Y = Gelber Bereich


Die Anzahl der Verordnungen bzw. Packungen, für welche seitens der sozialen Krankenversicherungsträger Kosten übernommen wurden, ist wie folgt:

 


Wir erlauben uns den Hinweis, dass es sich bei diesen Daten um datenschutzrechtlich relevante Daten der betroffenen pharmazeutischen Unternehmen handelt.“

 

Frage 2:

Serevent®  und Advair® enthalten als wirksamen Bestandteil Salmeterol. Foradil® enthält als wirksamen Bestandteil Formoterol.

Aus den bei der österreichischen Behörde eingelangten Nebenwirkungs-meldungen ergeben sich keine Hinweise auf ein durch Salmeterol- oder Formoterol-haltige Arzneispezialitäten verursachtes Auftreten von tödlichen Asthmaanfällen.

 

Fragen 3 und 4:

Seit dem Jahr 2000 sind bei meinem Ressort folgende österreichische Meldungen über Arzneimittelnebenwirkungen eingelangt, bei denen Salmeterol haltige Arzneispezialitäten als Verursacher angegeben wurden:

 

Jahr

Zahl der Meldungen

 

2000

1

Übelkeit

2001

1

Kopfschmerzen, Augenbrennen, Herzklopfen,

Schlafstörung

2002

0

 

2003

2

a) Angstzustände, Schlaflosigkeit, Tremor,

Schweißausbrüche, zeitweise Tinnitus

b) Beinkrämpfe, Gliederschmerzen

2004

2

a) Hautausschläge

b) Churg Strauss Syndrom (zweiter gemeldeter

Verursacher: Singulair)

2005

1

Schweißausbruch, Dyspnoe

 

 

Seit dem Jahr 2000 ist beim BMGF folgende österreichische Meldung über Arzneimittelnebenwirkungen eingelangt, bei der eine Formoterol haltige Arzneispezialität als Verursacher angegeben wurde:

 

Jahr

Zahl der Meldungen

 

2000

1

Tachkardie, Herzrhythmusstörungen,

trockener Mund, Schüttelfrost

(zweiter gemeldeter Verursacher: Avelox)

 

 

Die Meldungen wurden dokumentiert und fachlich beurteilt; Sofortmaßnahmen waren aufgrund der gemeldeten Sachverhalte nicht erforderlich.

 

Fragen 5 und 6:

Grundsätzlich werden alle österreichischen Meldungen über unerwünschte Arzneimittelwirkungen dem Ausschuss für Arzneimittelsicherheit (Unterausschuss des Arzneimittelbeirates) vorgelegt; dies erfolgte auch in den oben genannten Fällen. Der Ausschuss für Arzneimittelsicherheit hat keine Stellungnahme zu diesen Fällen abgegeben.

 

Frage 7:

Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger gab dazu folgende Stellungnahme ab:

 

„Grundsätzlich werden die Kosten seitens der sozialen Krankenversicherung für LABA-hältige Arzneispezialitäten nur unter nachstehend angeführten Voraussetzungen übernommen:

 

 

Bezeichnung der Arzneispezialität

Voraussetzung für die Kostenübernahme im Gelben Bereich

Voraussetzung für die Kostenübernahme im Grünen Bereich ohne vorherige Genehmigung

Foradil Dosieraerosol

 

Mittelschweres bis schweres Asthma mit nächtlichen Anfällen; stabile mittelgradige bis schwere COPD

Foradil Dosieraerosol 9,2 g

Eine Kostenübernahme ist möglich, wenn Therapiealternativen (Packungsgrößen) des grünen Bereiches zur Abdeckung des individuellen Monatsbedarfes nicht ausreichen.

 

Foradil Kaps. z. Trockeninh.

 

Mittelschweres bis schweres Asthma mit nächtlichen Anfällen; stabile mittelgradige bis schwere COPD

Oxis Turbohaler 12 mcg Dosier-Pulverinhalator

 

Mittelschweres bis schweres Asthma mit nächtlichen Anfällen; stabile mittelgradige bis schwere COPD

Oxis Turbohaler 6 mcg Dosier-Pulverinhalator

 

leichtes bis mittelschweres Asthma mit nächtlichen Anfällen

Seretide Diskus forte 0,05 mg/0,5 mg Plv. z. Inh.

 

Mittelschweres bis schweres Asthma mit nächtlichen Anfällen; Patienten mit COPD Stadium III und IV und wiederholten Exazerbationen (mehr als 1x pro Jahr) nach Erstverordnung durch Pulmologen

Seretide Diskus junior 0,05 mg/0,1 mg Plv. z. Inh.

 

mittelschweres Asthma mit nächtlichen Anfällen

Seretide Diskus standard 0,05 mg/0,25 mg Plv. z. Inh.

 

mittelschweres bis schweres Asthma mit nächtlichen Anfällen

Seretide forte 25/250 mcg/Sprühstoß Dosieraerosol

Eine Kostenübernahme ist nur möglich, wenn mit Therapiealternativen (Darreichungsformen) aus dem grünen Bereich nachweislich nicht das Auslangen gefunden werden kann.

 

Seretide junior 25/50 mcg/Sprühstoß Dosieraerosol

 

Mittelschweres Asthma mit nächtlichen Anfällen

Seretide standard 25/125 mcg/Sprühstoß Dosieraerosol

 

Mittelschweres bis schweres Asthma mit nächtlichen Anfällen

Serevent Diskus Pulver z. Trockeninh.

 

Mittelschweres bis schweres Asthma mit nächtlichen Anfällen; stabile mittelgradige bis schwere COPD

Serevent Dosieraerosol

 

Mittelschweres bis schweres Asthma mit nächtlichen Anfällen; stabile mittelgradige bis schwere COPD

Serevent Rotadisks Pulver z. Trockeninh.

 

Mittelschweres bis schweres Asthma mit nächtlichen Anfällen; stabile mittelgradige bis schwere COPD

Symbicort forte Turbohaler Dosier-Pulverinhalator

Eine Kostenübernahme ist nur möglich, wenn mit Therapiealternativen (Darreichungsformen) aus dem grünen Bereich nachweislich nicht das Auslangen gefunden werden kann.

 

Symbicort mite Turbohaler Dosier-Pulverinhalator

 

mittelschweres Asthma mit nächtlichen Anfällen

Symbicort Turbohaler Dosier-Pulverinhalator

 

Mittelschweres bis schweres Asthma mit nächtlichen Anfällen; Patienten mit COPD Stadium III und IV und wiederholten Exazerbationen (mehr als 1x pro Jahr) nach Erstverordnung durch Pulmologen

 

Wie aus der Tabelle ersichtlich, sind für LABA-hältige Arzneispezialitäten im Erstattungskodex durchwegs Einschränkungen vorgesehen.

Die Nutzen-Risiko-Bewertung durch den Hauptverband bzw. durch dessen beratendes Fachgremium ist bereits eine vorsichtige; durch die Indikationseinschränkung ist ein besonders sorgfältiger Umgang mit diesen Substanzen seitens der sozialen Krankenversicherung gewährleistet.“

 

 

 

Frage 8:

Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger gab dazu folgende Stellungnahme ab:

 

„Der Hauptverband bedauert, ebenso wie der Autor des Leitartikels im New England Journal of Medicine (353(25):2637-2639: Safety of Long-Acting Beta-Agonists — An Urgent Need to Clear the Air, Fernando D. Martinez, M.D.) dass die Hersteller keine definitiven Untersuchungen zur Sicherheit dieser Mittel bei korrekter Anwendung vorgelegt haben, zumal diese Wirkstoffe schon recht lange am Markt sind.

Wir werden die Warnung der FDA zum Anlass nehmen, um diese Gruppe der Arzneispezialitäten erneut einer Überprüfung zu unterziehen.“

Frage 9:

Der Oberste Sanitätsrat wurde mit dieser Thematik nicht befasst, zumal die Beurteilung von Medikamenten und allfällige Warnhinweise in die Zuständigkeit des Arzneimittelbeirates fallen.

 

Frage 10:

Zu dieser Frage habe ich die Österreichische Ärztekammerkammer befasst. Mit Schreiben vom 19.1.2006 hat die Österreichische Ärztekammer mitgeteilt, dass das „Asthmamedikament“ „Advair“ nicht zugelassen und daher nicht im Handel verwendet werde. Zu den Medikamenten „Serevent“ und „Foradil“ wird festgehalten, dass anwendende Ärzte über besondere Verwendungsempfehlungen informiert worden sind und im übrigen für diese beiden Medikamente keine Zwischenfälle erwartet werden, sodass weitere Maßnahmen nicht erforderlich seien. Für nähere Informationen darf ich die Stellungnahme der Österreichischen Ärztekammer samt Beilagen meiner Beantwortung anschließen.

 

Fragen 11, 12 und 13:

Die Daten einer US-amerikanischen Studie zu Salmeterol („SMART-study“) und die daraus resultierenden Veröffentlichungen der FDA (publiziert am 18. November 2005) werden seit November 2005 von den nationalen Experten in den zuständigen Fachgremien der EU eingehend diskutiert. Diese Diskussion ist derzeit noch nicht abgeschlossen.

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

 

Maria Rauch-Kallat

Bundesministerin

 

Anmerkung der Parlamentsdirektion:

Die vom Bundesministerium übermittelte Anlagen stehen nur als Image zur Verfügung.