711/AB XXII. GP

Eingelangt am 10.09.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

BM FÜR BILDUNG, WISSENSCHAFT UND KULTUR

 

Anfragebeantwortung

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 697/J-NR/2003 betreffend ganztägige Schulformen,
die die Abgeordneten Beate Schasching, Kolleginnen und Kollegen am 10. Juli 2003 an mich rich-
teten, wird wie folgt beantwortet:

Die Anfrage enthält Behauptungen über die pädagogischen Auswirkungen, die reine Behauptungen
ohne sachlichen Hintergrund darstellen. PISA - Auswertungen beziehen sich auf das Leistungsni-
veau in bestimmten Gegenständen und stellen keine Grundlage für Systemvergleiche dar. Internati-
onale Vergleiche sollten stets so analysiert werden, wie sie konzipiert wurden und nicht dazu he-
rangezogen werden angebliche Ergebnisse, für deren Analyse die Studien weder ausgerichtet noch
ausgewertet worden sind, hineinzuinterpretieren.

Ad 1.:

Im Ressort liegen aufgrund der Kompetenzverteilung in der Bundesverfassung für das Schuljahr
2002/03 Daten nur für den Bereich der Bundesschulen vor, wobei sich die im Bereich der Mittags-
und Nachmittagsbetreuung an AHS tätigen Lehrer/innen wie folgt auf die Bundesländer verteilen:

Bundesland

 

Anzahl

 

Burgenland

 

10

 

Kärnten

 

123

 

Niederösterreich

 

188

 

Oberösterreich

 

224

 

Salzburg

 

109

 

Steiermark

 

219

 

Tirol

 

24

 

Vorarlberg

 

159

 

Wien

 

1.160

 

Gesamt

 

2.216

 


Ad 2.:

An den AHS werden im Rahmen der ganztägigen Schulformen eine Mittagsbetreuung sowie eine
Nachmittagsbetreuung angeboten. Neben der individuellen und gegenstandsbezogenen Lernzeit
besteht auch ein Angebot an Freigegenständen und unverbindlichen Übungen, an welchen auch
Schülerinnen und Schüler teilnehmen, die von der Möglichkeit einer ganztätigen Betreuung
Gebrauch machen. Es führen daher mehrere Komponenten zu einer ganztägigen Betreuung, näm-
lich Nutzung der Freigegenstände und unverbindlichen Übungen, individuelle und gegenstandbezo-
genen Lernzeit und zusätzliche Nachmittagsbetreuungen z.B. durch Personal von Ländern und Ge-
meinden.

Ad 3.und 4.:

Zahlen liegen nur für die Bundesschulen vor (siehe auch Antwort zu Frage 1). Im Schuljahr
2002/03 wurde in den einzelnen Bundesländern an folgenden AHS eine Nachmittagsbetreuung an-
geboten:

Bundesland

 

Anzahl

 

Burgenland

 

2

 

rnten

 

13

 

Niederösterreich

 

19

 

Oberösterreich

 

17

 

Salzburg

 

6

 

Steiermark

 

19

 

Tirol

 

2

 

Vorarlberg

 

13

 

Wien

 

72

 

Gesamt

 

163

 

Es besteht somit an 62 % der in Betracht kommenden Gymnasien ein Betreuungsangebot.

Im Bereich des Datenmaterials werden sich Änderungen durch das Bildungsdokumentationsgesetz

ergeben.

Ad 5.:

Ein Vergleich mit früheren Schuljahren hat gezeigt, dass in den letzten Jahren der Bedarf an einer
Nachmittagsbetreuung der Schüler/innen an den AHS konstant geblieben ist. Es hat sich lediglich
durch neu gegründete Schulen eine geringfügige Steigerung ergeben.

Ad. 6. bis 10:

In den Fragen sind zwei unterschiedliche Themenkomplexe miteinander undifferenziert verbunden.

Der eine Bereich ist jener von pädagogischen Ansätzen in Richtung andere Organisation des Lern-


prozesses, der jedoch in der gewählten Form zu kurz greift, denn es kann nicht auf die Frage der
Organisation des Lernprozesses in einer Verteilung über den Tag mit anderer Pausengestaltung oder
Ähnliches ankommen, sondern die Frage stellt sich nach der Steigerung der Qualität der Bildung
durch richtige Auswahl der Lehrinhalte, neue Formen der Methodik und Didaktik und der Verbes-
serung der Nachhaltigkeit des Lernprozesses. Die Frage der Organisation ist dabei von untergeord-
neter Bedeutung, wie auch in einer Diskussion im Unterrichtsausschuss bereits eingehend erörtert
und von Bildungsexperten dargelegt wurde.

Der zweite Bereich ist die Frage der Betreuungsformen und der Möglichkeiten dadurch Familie und
Beruf besser zu vereinen. Dabei gilt es Betreuungsangebote je nach dem Bedarf der Kinder und
Eltern anzubieten, wie die Entwicklungen der Nutzung der bestehenden Angebote in der Vergan-
genheit zeigen, besteht aber hier nicht der in der Anfrage behauptete Bedarf, da, siehe Antwort zu
Frage 5, die Nachfrage nicht wesentlich gestiegen ist.

Die Frage der Auswirkungen lassen sich anhand der Auswertungen aus PISA 2000 beantworten, so
zeigt eine Analyse auf, dass in Österreich, ebenso wie in einigen anderen Staaten, der Zusammen-
hang zwischen familiärem Wohlstand und der Schülerleistung verhältnismäßig schwach ist („Ler-
nen für das Leben", OECD 2000, Seite 168).

Im Bereich der Weiterentwicklungen gilt es daher, bedarfsgerechte Lösungen in den Regionen ge-
meinsam zwischen allen beteiligten Partnern anzubieten.