780/AB XXII. GP
Eingelangt am 13.10.2003
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möglich.
BM für
Wirtschaft
Anfragebeantwortung
In Beantwortung der schriftlichen
parlamentarischen Anfrage Nr. 736/J betreffend
"EU-Preisvergleich Benzinpreise - Preismanipulation durch
Mineralölkonzerne", wel-
che die Abgeordneten Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen am 12. August
2003 an mich richteten, stelle ich fest:
Antwort zu den Punkten 1 bis 12 der Anfrage:
Zur Frage der heimischen Treibstoffpreisgestaltung ist
vorweg festzuhalten, dass die
österreichischen Verbraucherpreise zu den niedrigsten in Europa zählen. Vor
allem
gegenüber den Nachbarländern Deutschland, Italien und Ungarn weist Österreich
ein deutlich geringeres Preisniveau auf. Dies verdeutlicht auch die Tatsache,
dass
der Tanktourismus in den Grenzregionen und auf den Transitrouten seit geraumer
Zeit stark zugenommen hat. Zum Stichtag 25. August 2003 war Österreich mit
seinen Letztverbraucherpreisen innerhalb der EU sowohl bei Eurosuper als auch
bei
Dieselkraftstoff das fünftbilligste Land.
Im Zusammenhang mit der Gestaltung der österreichischen
Nettopreise möchte ich
darauf hinweisen, dass zwischen dem Wirtschaftsministerium und der
Mineralölwirt-
schaft weder eine Vereinbarung geschlossen, noch eine Absprache getroffen
wurde.
Mein Haus hat jedoch nach eingehenden Gesprächen mit den Sozialpartnern an die
Mineralölwirtschaft die Empfehlung ausgesprochen, bei der Preisgestaltung des
ös-
terreichischen Nettopreises im Vergleich
zum jeweiligen EU-Durchschnitt einen
maximalen Abstand von € 0,0291 einzuhalten. Diese Differenz ist im Vergleich
zur
europäischen Gemeinschaft auf aufwändigere Versorgungskosten im Vergleich zum
europäischen Ausland zurückzuführen. Weitere Kostennachteile ergeben sich durch
strengere Umweltauflagen und Baubestimmungen für Tankstellen in Österreich.
Für den € 0,0291 Abstand gibt es seitens
eines namhaften österreichischen Mineral-
ölkonzerns die Zusage, ihn bei der Preiskalkulation entsprechend zu
berücksichti-
gen. Wenn Mitbewerber den national und international induzierten
Preisbewegungen
kurzfristig folgen, ist dies primär auf das Funktionieren marktwirtschaftlicher
Mecha-
nismen, die ihrerseits durch eine hohe Markttransparenz und
Wettbewerbsintensität
gekennzeichnet sind, zurückzuführen.
Zur Frage der Erhebungsmodalitäten möchte ich darauf
hinweisen, dass die Mit-
gliedstaaten wöchentlich die Verbraucherpreise der Europäischen Kommission und
nicht wie in der Anfrage ausgeführt wird, Eurostat zu melden haben. Die
gesetzliche
Grundlage bildet die Entscheidung des Rates vom 22. April 1999 über ein gemein-
schaftliches Verfahren zur Unterrichtung und Konsultation über die Kosten der
Ver-
sorgung mit Rohöl und die Verbraucherpreise für Mineralölerzeugnisse. Gemäß
Art.
3 der gegenständlichen Entscheidung teilen die Mitgliedstaaten der Kommission
auf
Grundlage der derzeitigen Systeme die jeweils montags geltenden Preise mit.
In Folge der Internationalisierung des
Mineralölmarktes und der Vereinheitlichung
des EU-Erhebungssystems, kann sich Österreich vom internationalen Geschehen
nicht abkoppeln. Vielmehr spiegeln die österreichischen Preisbewegungen auf
Grund der grenzübergreifenden marktbestimmenden Faktoren die internationale
Entwicklung wider. Eine tägliche Erhebung der Produktenpreise erscheint sowohl
aus völkerrechtlicher Sicht als auch aus Gründen der komplexen Logistik und der
damit potentiell verbundenen hohen Kosten weder zweckmäßig noch zielführend.
Im Bemühen um eine weitere Erhöhung der heimischen
Marktransparenz und unter
gleichzeitiger Förderung des Wettbewerbs wurde vom Bundesministerium für Wirt-
schaft und Arbeit der „Benzinpreis-Monitor" im Internet (http://www.bmwa.gv.at)
ein-
gerichtet.
Dieser bietet dem Konsumenten umfassende Informationen über die nati-
onale und internationale Preissituation auf dem Treibstoffmarkt. Durch die
erweiterte
Zusammenarbeit zwischen meinem Haus und den beiden österreichischen Autofahr-
erverbänden kann sich der Letztverbraucher auf dieser Internetseite darüber
hinaus
auch über billige Tankmöglichkeiten informieren.