1440/J XXII. GP
Eingelangt am 10.02.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
ANFRAGE
der Abgeordneten Mag. Ulli Sima
und
GenossInnen
an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und
Technologie
betreffend LKW- und PKW-Verkehr im Raum Stockerau-Grenzübergang
Kleinhaugsdorf/Hate und die hierdurch gegebene Umweltbelastung für den
entsprechenden
Raum, insbesondere die durch den an der österreichischen Grenze auf
tschechischem
Gebiet in den letzten Jahren errichteten Einkaufspark und zukünftige
Projekte
Seit September 2003
ist bei der auf tschechischem Hoheitsgebiet befindlichen Excalibur City
in
unmittelbarer Nähe zum Grenzübergang Kleinhaugsdorf/Hate das „Factory
Outlet" des
britischen Betreibers Freeport in Betrieb. Die Errichtung dieses
Einkaufszentrums wurde,
obwohl
in unmittelbarer Nähe zur österreichischen. Staatsgrenze gelegen, nach
gegenwärtigen
Informationen, nicht
mit Österreich abgesprochen. Seitens der Betreiber des 22 400 m2
großen Centers sollen jährlich 4 Millionen Kunden pro Jahr, davon 2 Millionen
am
Wochenende, insgesamt 80 % der Kunden aus
Österreich das Center besuchen.
Zusammen mit der „Excalibur
City" befindet sich somit unmittelbar zur österreichischen.
Staatsgrenze ein Einkaufspark,
welcher ausschließlich mit Autos bzw. Bussen erreichbar ist.
Die in Tschechien geltenden
Öffnungszeiten führen dazu, dass auch am Wochenende ein
bedeutender Autoverkehr zum und vom
Grenzübergang Kleinhaugsdorf/Hate zu verzeichnen
ist.
Es ist davon auszugehen, dass allein
der österreichische PKW-Zu- und Abfahrtsverkehr zum
Outlet
annähernd soviel CO2-Emissionen verursacht, wie die Gesamtemissionen von
Mistelbach.
Weiters wird von den Betreibern der
Excalibur City die Errichtung eines Freizeitparkes mit
dem
Titel „Land der Lügen" vorbereitet, welcher zu einer weiteren Steigerung
der Verkehrs-
und
Umweltbelastungen führen wird.
In der Anfragebeantwortung des
Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft
(717/AB) zum Outlet-Center wird ausgeführt, dass bislang keine
Projektunterlagen
vorliegen, welche die Umweltauswirkungen auf Österreich bewerten helfen
könnten.
Der Grenzübergang Kleinhaugsdorf/Hate
ist neben dem PKW-Verkehr auch für den
internationalen LKW-Verkehr geöffnet. Mit der vorgesehenen Errichtung der
Nordautobahn
wird
sich in relativer Nähe zum Grenzübergang Kleinhaugsdorf/Hate ab dem
Grenzübergang
Drasenhofen
ein in Österreich den Roadpricing unterliegender Verkehrskorridor befinden.
Die
bekannten Planungen zum Ausbau der B 303 sehen derzeit vor, dass die von LKWs
nutzbaren
Straßen zwischen Kleinhaugsdorf und Stockerau nicht dem Roadpricing
unterliegen
werden. Hieraus ergeben sich infrastrukturelle Anreize zur Nutzung der B 303
als
Ausweichstrecke
für die im Nord-Südtransit fahrenden LKWs und somit ein bedeutender
Ausfall
von Roadpricingeinnahmen.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher
an den Bundesminister
für Verkehr.
Innovation
und Technologie nachstehende
Anfrage:
1) Welche Informationen liegen Ihnen zu
den verkehrsbedingten Auswirkungen der
Einkaufsagglomeration Excalibur City-Factory Outlet Freeport am Grenzübergang
Kleinhaugsdorf/Hate
auf Österreich vor?
2) Wann erfuhr das BMVIt von den Plänen
zur Errichtung des Factory Outlet am
Grenzübergang
Kleinhaugsdorf/Hate?
3) War das Freeport Factory Outlet bzw.
die Excalibur City innerhalb der letzten Jahre
Gegenstand
bilateraler Treffen, Kontakte und welche Position hat diesbezüglich das
BMVIT
eingenommen?
4) Wurden seitens des BMVIT Abschätzungen
bzw. Studien beauftragt, die sich mit den
aufgrund der Eröffnung des Factory Outlet ergebenden erhöhten Verkehrsströmen
zur
und
vom Grenzübergang Kleinhaugsdorf/Hate ergeben können?
5) Sofern entsprechende Abschätzungen
durchgeführt wurden, was sind deren
Ergebnisse?
6) Wurde das für UVP-Agenden zuständige
BMLFUW von diesen Abschätzungen
seitens des BMVIT in Kenntnis gesetzt und wenn wann bzw. wenn nicht, warum
nicht?
7) Wie beurteilen Sie die
grenzüberschreitende Koordination bezüglich der Errichtung
von
Einkaufszentren und/oder Planungen betreffend die Errichtung hochrangiger
Straßenverbindungen
im Grenzgebiet?
8) Wie beurteilen Sie die durch LKW-
und PKW-Verkehr bereits entstandenen
Belastungen für die Bewohnerinnen der
Durchfahrtsgemeinden zwischen Stockerau
und
Kleinhaugsdorf?
9) Mit welchen Steigerungen
(Verkehrsleistung, Lärm, Staub, Emissionen- klassische
Luftschadstoffe und Treibhausgase) ist in den kommenden Jahren auf der B 303 zu
rechnen?
10) Wie hoch ist der
Anteil der durch Excalibur City und Freeport Outlet Center
hervorgerufenen, den Verkehrsteilnehmern zuordenbaren
Umweltbelastung an den
Gesamtumweltbelastungen des Verkehrs zwischen Stockerau und Kleinhaugsdorf in
Bezug
auf klassische Luftschadstoffe, Treibhausgase und Lärm?
11) Welche
Lösungsansätze zur Verminderung der durch diese Verkehrsbelastung
verbundenen negativen Umweltfolgen sind seitens des BMVIT in Planung?
12) Wie
beurteilen Sie die seitens des Landes Niederösterreich geforderte Errichtung
einer
Schnellstraße
zwischen Stockerau und Kleinhaugsdorf?
13) Werden auf der
Strecke Stockerau-Kleinhaugsdorf Verkehrszählungen durchgeführt?
14) Wie ist die
historische Entwicklung der PKW- und LKW-Fähren verteilt nach
Wochentagen und Stunden?
15) Welche Trends
lassen sich aus diesen Zahlen ableiten? Welche Entwicklungen
(Verkehrsleistungen PKW, LKW) sind für die kommenden 10
Jahre auf dieser Strecke
zu
erwarten?
16) Werden bzw.
wurden auf der Strecke Stockerau-Kleinhaugsdorf LKW-Kontrollen
durchgeführt?
Wie viele der kontrollierten LKWs entsprachen den gesetzlichen
Bestimmungen bzgl. Verkehrssicherheit?
17) Beabsichtigt das
BMVIT LKW-Kontrollen auf dieser Strecke auch im weitere Verlauf
von 2004 und 2005 durchzuführen?
18) Sollte die
Nordautobahn errichtet werden, so böte sich die durch ein
Schnellstraßenprojekt auf tschechischer Seite besser
angebundene B 303 als
Ausweichroute für denjenigen LKW-Verkehr an, der sich die Roadpricingabgaben in
Österreich ersparen möchte. Welche Maßnahmen sind seitens des BMVIT vorgesehen,
um den Entfall von Roadpricingeinnnahmen durch verfügbare nahe gelegene
Ausweichstrecken im Weinviertel so gering wie möglich zu halten?
19) Sind
entsprechende Maßnahmen mit der Tschechischen Republik akkordiert bzw. was
ist
der Stand der entsprechenden Verhandlungen?
20) Wie beurteilt das
BMVIT den Vorschlag, den Grenzübergang Kleinhaugsdorf/Hate für
LKW-Transit zu sperren und so die LKW-Verkehrsströme auf roadpricingpflichtige
Verkehrsachsen in Österreich zukünftig zu bündeln?
21) Mit welchen
Maßnahmen und entsprechenden Kosten ließen sich Verlagerungen
von
Gütertransporten vom LKW auf die Schiene, speziell bezogen auf die LKW-
Verkehrsbelastung im Weinviertel
erzielen?
22) Bestehen Überlegungen,
die Verkehrsverursacher Freeport Factory Outlet und
Excalibur City im Rahmen eines bilateralen Abkommens mit Tschechien zu
Beitragsleistungen betreffend die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur zu
verpflichten?
23) Wie konkret sind
entsprechende Überlegungen ausgearbeitet und bereits mit der
Tschechischen Republik besprochen?
24) Ist das BMVIT von
Planungen zu Errichtung eines Freizeitparks neben der Excalibur
City unterrichtet?
25) Wenn ja, seit
wann und welche Position hat das BMVIT hierzu eingenommen?
26) Wie beurteilen
Sie die durch dieses Projekt erwartbare weitere Steigerung der
Verkehrsströme
zum und vom Grenzübergang Kleinhaugsdorf/Hate?
27) Befürwortet das
BMVIT die Durchführung einer grenzüberschreitenden strategischen
Umweltverträglichkeitsprüfung für den Raum Znaim-Stockerau, in welcher auch die
durch
Einkaufszentren im Grenzgebiet hervorgerufenen Verkehrsbelastungen
untersucht werden könnten?
28) Waren
entsprechende Überlegungen bereits Verhandlungsgegenstand mit dem
BMLFUW bzw. mit den tschechischen zuständigen Stellen?
29) Wenn ja, wann
fanden diese Besprechungen statt und was waren deren Ergebnisse?
30) Welche Vorschläge
zur Verbesserung der Koordination von grenzüberschreitender
umweltfreundlicher
Verkehrsplanung im Raum Weinviertel-Südmähren sind vom
BMVIT in den letzten Jahren
ausgearbeitet worden, mit den Bundesländern Wien und
Niederösterreich innerösterreichisch schon akkordiert und bereits
Verhandlungsgegenstand mit den tschechischen Partnerinstitutionen?