157/J XXII. GP

Eingelangt am: 05.03.2003

ANFRAGE

des Abgeordneten Pirklhuber, Freundinnen und Freunde


an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

betreffend Aussage des AMA-Marketingchefs der Bioplafond sei erreicht

 

 

Während der Grünen Woche in Berlin richtete AMA-Marketingchef Stephan
Mikinovic der Bio-Szene aus, dass beim Verkauf ihrer Produkte vorerst der Plafond
erreicht sei. Mikinovic bezog sich auf eine Umfrage über das Einkaufsverhalten, die
die AMA in 4000 österreichischen Haushalten erhoben hat. Danach sei der Bio-
Marktanteil mit Ausnahme von frischem Obst in den ersten beiden Trimestern 2002
in allen Sektoren gesunken, und zwar um drei bis neun Prozent. Mikinovic erklärte
den Trend so: „Bio ist ein Nischenmarkt wie jeder andere auch: Nach einer Take-Off-
Phase folgt eine Stabilisierung."1

Daraufhin protestierten nicht nur die Bioverbände, sondern auch der Handel.
Ja!Natürlich-Erfinder Werner Lampert kritisierte, die Werbelinie der AMA wäre schon
immer missverständlich gewesen, wenn es darum gehe, den Unterschied zwischen
AMA- und Bio-Siegel hervorzustreichen. "Tatsache ist, dass wir in einem schwierigen
Jahr 2002 im Schnitt mehr als 20 Prozent plus beim Warenumsatz erreichen
konnten - und zwar quer durch das Sortiment", so Lampert. Auch bei Zielpunkt löst
die Aussage der AMA Kopfschütteln aus. Marketingchef Christian Schett: "Der
Absatz steigt und es gibt noch Potenzial." Das erkennt auch Spar-Sprecherin Nicole
Berkmann: "Wir werden unsere Palette ausweiten, etwa mit gesunden Knabbereien."
Im Vorjahr konnte der Umsatz im Bio-Sektor um 40 Prozent gepusht werden - etwa
mit Neuheiten wie Bio-Pasta. Ein Hinweis dafür, dass Nachfrage nach biologischen
Waren besteht, zeigt sich auch im Einstieg von Diskonter Hofer. "Wir haben derzeit
20 Bio-Produkte im Programm und verzeichnen ausgezeichnete Absatzerfolge", sagt
Hofer-Chef Armin Burger.2

Darüberhinaus hat der Ernte-Verband bei seinen 12.000 Mitgliedern 2002 in
sämtlichen Sparten Zuwächse erhoben. Alfons Piatti, Obmann der ARGE
Biolandbau, bestätigte, dass die Bäuerinnen und Bauern ihre Produkte problemlos
verkaufen können.3

Die Argumentation von Marketingchef Mikinovic lässt nicht darauf schließen, dass
die Vermarktung von Bio mit großem Engagement verfolgt wird.

1 Sh. Die Presse, 20.01.03

2 Sh. Wirtschaftsblatt, 21.01.2003

3 Sh. Wirtschaftsblatt, 2l.01.2003


Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

1.     Wie beurteilen Sie die Ankündigung des AMA-Marketingchefs Mikinovic, „der
Plafond bei Bio-Produkten sei nun erreicht" in marketingstrategischer Hinsicht?

2.     Halten Sie es politisch für richtig, den Bio-Bereich als Nischenmarkt zu sehen
und wenn ja, warum?

3.      Mit welcher Begründung halten Sie es angesichts dieser Äusserung des

Marketingchefs für richtig, dass die AMA weiterhin Werbung für Bio-Produkte
macht?

4.     Werden Sie sich dafür einsetzen, dass die Werbung für Bio-Produkte durch
eine eigenständige Bio-Agentur übernommen wird?

5.      Wie entkräften Sie den Vorwurf, die AMA-Werbelinie wäre schon immer

missverständlich gewesen, wenn es darum gehe, den Unterschied zwischen
AMA- und Bio-Siegel hervorzustreichen?

6.      Die EU sponsert für die nächsten drei Jahre 2,5 Mio. Euro für eine Bio-

Kampagne, wenn diese vom Bund kofinanziert wird. Wieviel Mittel stehen vom
Bund für die Kofinanzierung zur Verfügung? Wie sieht der detaillierte
Finanzierungs- und Maßnahmenplan aus? Wie werden alle relevanten
Marktsegmente angesprochen?

7.     Ist das Konzept für die Bio-Kampagne schon von der EU notifiziert? Wenn nein,
warum nicht?

8.      Was werden Sie unternehmen, um ein einheitliches Bio-Gütesiegel
einzuführen?

9.      Was werden Sie unternehmen, um die bäuerliche Direktvermarktung zu
erleichtern und zu fördern?