1600/J XXII. GP
Eingelangt am 25.03.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Dr. Bleckmann,
Rossmann
und Kollegen
an
die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur
betreffend Ausstellung Otto Muehl im Museum für
Angewandte Kunst
Unter dem Titel „Otto
Muehl - Leben/Kunst/Werk" findet seit 2. März 2004 im
Museum
für Angewandte Kunst eine Ausstellung mit Werken des im November 1991
wegen Unzucht mit
Unmündigen, Beischlaf mit Unmündigen, sittlicher Gefährdung in
zahlreichen Fällen, Mißbrauch eines
Autoritätsverhältnisses und Vergewaltigung
eines knapp über 14-jährigen Mädchens
zu siebenjähriger Haft rechtskräftig
verurteilten Otto Muehl statt. Bereits
im Vorfeld gab es zahlreiche Proteste gegen
diese Ausstellung, vor allem seitens der Opfer Muehls.
Bezeichnenderweise
sind gerade jetzt neuerliche Mißbrauchsvorwürfe aufgetaucht.
Laut eines Artikels des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" (Nr. 10,
1.3.2004) soll
Muehl
sogar fünfjährige Kleinkinder für seine sexuelle Befriedigung mißbraucht
haben.
Entsprechende eidesstattliche Erklärungen der Opfer liegen laut
"Spiegel"
vor.
Diese hätten bisher noch nicht den Mut zu einer Aussage gehabt, weil sie von
ehemaligen Kommunarden gezwungen worden seien, nicht über die Geschehnisse
zu
sprechen.
Erschwerend kommt hinzu, daß Muehl bis heute auch nicht das
geringste Anzeichen
von Reue zeigt, was man auch in einem
Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit"
(Nr. 10,26.2.2004) nachlesen kann. Dort äußert sich Muehl folgendermaßen:
"Muehl: Der Anwalt hat uns geraten, alles zu
gestehen. Ich bin kein Kinderschänder.
Das ist doch Blödsinn. Das waren alles entwickelte
Mädchen.
Zeit: Die waren 13,14 Jahre alt.
Muehl: Ja und? Karl der Große hat eine Zwölfjährige
geheiratet."
Im gleichen Atemzug
beschimpft Muehl auch noch Österreich auf das Derbste: "Die
Österreicher
sind alle Idioten. Ein Drittel Nazis. Die Ewiggestrigen. Wirklich ein
komisches Land. Ich krieg geradezu einen Ekel. Österreicher zu sein ist eine
Beleidigung."
Für MAK-Direktor Peter Noever waren
all diese Vorkommnisse kein Grund, die
Ausstellung
abzusagen. Vielmehr meinte er dazu, daß Muehl "einer der
bedeutendsten
österreichischen Maler der Nachkriegsgeschichte sei" und "wir
müssen
die Ausstellung jetzt einfach machen, danach kann man über die Geschichte
reden".
Noever hatte überdies vorgehabt, unveröffentlichte Fotos aus der Kommune
Friedrichshof,
in denen Bilder von Mißbrauchsopfern veröffentlicht worden wären,
auszustellen. Erst nach Protesten der Opfer Muehls ist dieser Plan
fallengelassen
worden.
Die unterfertigten Abgeordneten
stellen daher an die Bundesministerin für Bildung,
Wissenschaft
und Kultur nachstehende
Anfrage:
1) Halten Sie in Anbetracht des Vorlebens Otto
Muehls und seiner jüngsten
Äußerungen sowie der jüngsten
Vorwürfe gegen ihn eine Ausstellung seiner
Werke in einem Bundesmuseum für
gerechtfertigt?
Wenn ja, warum?
2) Wie beurteilen Sie die Proteste der Opfer Otto
Muehls gegen die Ausstellung?
Halten Sie diese Proteste für gerechtfertigt?
Wenn nein, warum nicht?
3) Werden Sie auf Direktor Noever einwirken, die
Ausstellung unverzüglich zu
beenden?
Wenn
nein, warum nicht?
4)
Werden Sie auf Direktor Noever einwirken, zur
Kompensation auch den
Opfern Otto Muehls in
einer eigenen Ausstellung breiten Raum zu widmen?
5)
Auf
welche Höhe belaufen sich die Kosten für die Ausstellung?
6)
Gab
es für die Ausstellung Sondersubventionen aus Ihrem Ressort?
7)
Gab
es für die Ausstellung Sondersubventionen der Stadt Wien?
8)
Zieht
Otto Muehl finanziellen Nutzen aus der Ausstellung?
9)
Was werden Sie unternehmen, um derartige Skandale, die ein
Schlag ins
Gesicht von
Mißbrauchsopfern sind, in Zukunft zu unterbinden?
10)
Halten Sie Peter Noever nach diesen Vorkommnissen noch für
tragbar als
Direktor
eines Bundesmuseums?