1648/J XXII. GP

Eingelangt am 14.04.2004
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ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Dr Gabriela Moser, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

 

betreffend Einfluss von Pestizide auf die Größe von Neugeborenen und der Gesundheitsbedrohung durch den Einsatz von Organophosphaten

 

 

 

 

 

 

Nach Berichten der New York Times brachten Frauen mit dem höchsten Blutanteil von Pestiziden leichtere und kleinere Babys zur Welt als Frauen, bei denen keine Pestizide in Blut und Nabelschnur nachgewiesen werden konnten. Eine Langzeituntersuchung (Studienautorin Frederica Perera), die sich mit Auswirkungen von Umweltgiften auf Mutter und Kind in den Stadtvierteln Harlem und Washington Heights beschäftigte, stellt diese Differenz  der Entwicklung bei 314 Babys fest.

Der Unterschied betrug 1 kg und 1 cm. Das Geburtsgewicht lässt genaue Prognosen für die weitere körperliche und geistige Entwicklung sowie die allgemeine Gesundheit des Kindes zu.

 

Seit die beiden Substanzen Chlorpyrifos und Diazinon in den USA verboten wurden, werden wieder größere Babys geboren . In Österrreich ist der Einsatz von Chlorpyrifos (Insektizid) weiterhin gestattet, es wird im Acker-, Forst-, Wein-, und Gartenbau genauso eingesetzt wie bei Zierpflanzen. Chlorpyrifos ist im Handel frei erhältlich, Diazinon wird von KammerjägerInnen eingesetzt. Tester von Global 2000 haben erst kürzlich erhebliche Höchstwerte-Überschreitungen bei Rucola und Vogerlsalat festgestellt.

 

Chlorpyrifos gehört zu Gruppe der Organophosphate. Studien vom britischen Psychologen Davies belegen einen Einfluss auf den Gehirnstoffwechsel. Sie verändern die Gehalte von Neurotransmittern, namentlich von Serotonin. Durch direkten Kontakt kommt es zu Depressionen, Reizbarkeit und Aggressionsausbrüchen. Epidemiologische Studien stützen die Erkenntnisse: in verschiedenen Ländern korreliert die Selbstmordhäufigkeit mit dem Einsatz von Organophosphor-Pestiziden.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

ANFRAGE:

 

1.             Seit wann ist Ihnen die New Yorker Studie bekannt? Welche Konsequenzen werden Sie daraus ziehen?

2.             Sind Ihnen die Untersuchungen von Dr. Robert Davies bekannt? Welche Konsequenzen werden Sie daraus ziehen?

3.             Liegen ähnliche Untersuchungsergebnisse bezüglich beider Studien auch für Österreich vor?

4.             Aus welchen Gründen ist Chlorpyrifos noch nicht verboten?

5.             Denken Sie an ein Verbot von Chlorpyrifos? Wenn nein, warum nicht?

6.             Die gesundheitliche Gefährlichkeit für Organophosphate ist mehrfach bewiesen. Denken Sie an ein Verbot der Stoffgruppe? Wenn nein, warum nicht?

7.             Wie lassen sich die Risiken für die AnwenderInnen rechtfertigen?

8.             Wie viele Organoposphate sind in Österreich derzeit zugelassen?

9.             Wie werden sie bezüglich ihrer Giftigkeit, Kanzerogenität, hormonellen Wirksamkeit, Reproduktionstoxizität und Grundwasserbelastung (Abbaubarkeit allgemein) beurteilt?

10.        Wann wurden die Studien erstellt, auf die sich diese Bewertung stützt? Für die einzelnen Stoffe bitte die Angaben mit Jahreszahl und Studienautor/in.

11.        Wieviele Oranophosphate werden im Rahmen der RL 91/414 neubewertet? Welche sind zur jetzigen Zeit bereits auf Annex 1? Welche wurden nicht aufgenommen?

12.        Organophosphate (beispielsweise Chlorpyrifos) sind auch in der Integrierten Produktion zugelassen. Welche Organophosphate sind noch in der IP zugelassen und bei welchen Kulturen?

13.        Widerspricht es nicht den Grundlagen der IP derart bedenkliche Substanzen zu verwenden? Wenn nein, warum nicht?

14.        Organophosphate , wie Chlorpyrifos, Dimethoat und andere, sind akut hoch toxisch. Vergiftungsgefahr besteht also bei der Anwendung, davon sind Bauern, Bäuerinnen und KonsumentInnen (in Produkten für den Heim- und Gartenbedarf ) betroffen. Wie werden Bauern und Bäuerinnen über die Toxizität aufgeklärt, außer durch die Aufschrift auf der Verpackung?

15.        Gibt es Schulungen für Pestizidanwendungen bei Bauern und Bäuerinnen, bei denen die Gesundheitsrisiken durch Pestizidanwendung deutlich gemacht wird?

16.        KonsumentInnen haben in Supermärkten und Baumärkten freien Zugriff zu Pestiziden mit teilweise sehr hoher Toxizität. Man muss allerdings davon ausgehen, dass dem Großteil der KonsumentInnen dieses Risiko nicht bewusst ist. Was wird gegen diesen Zustand unternommen?

17.        In England werden von Parasiten befallene Schafe in Insektizidlösungen (auch Organophosphate) getaucht (sheep dip). Ist dieses Vorgehen auch in Österreich üblich?

18.        SchäferInnen berichten nach dem „sheep dipping“ von grippeartigen Symptomen („Dippers Flu“). Ist dieses Vergiftungsbild bekannt?

19.        Welche Mittel werden bei der Schafzucht gegen die Schaflausfliege (Melophagus ovinus) angewendet? Wenn mehrere Mittel im Lauf der letzten Jahre angewendet wurden, bitte alle nennen.

20.        Welche weiteren Maßnahmen werden Sie zur Pestizidreduktion ergreifen?