165/J XXII. GP
Eingelangt am: 06.03.2003
ANFRAGE
der Abgeordneten Mag. Maier, Gradwohl, Riepl
und GenossInnen
an den Bundesminister für Finanzen
betreffend „Steuerschulden von Unternehmern in Österreich für 2002"
Im Bereich der Finanzverwaltung gibt es bereits seit dem
Jahr 1999 infolge eines
Aufnahmestopps massive Personaleinsparungen. Seither wurden ohne
Verringerung des
Arbeitsvolumens bereits über 13 % des Personals vor allem durch
Pensionierungen (zuletzt
durch das Bundesbediensteten-Sozialplangesetz) abgebaut. Dieser
schleichende
Personalabbau stellte eine Zeitbombe zu Lasten des österreichischen
Steueraufkommens dar,
dies zeigt u.a. der Bericht „Betrugsbekämpfung 2001".
Der Rechnungshof zeigte sich bereits im Jahr 1999
anlässlich einer durchgeführten Prüfung
der 300 umsatzstärksten Unternehmungen Österreichs über die Entwicklung
der
Körperschaftssteuer besorgt. Des weiteren beanstandete der
Rechnungshof, dass seit 1996 in
rund 800 Fällen bei Grösstbetrieben keine Anschlussprüfungen
vorgenommen wurden und in
Einzelfällen seit 1984 Zeiträume ungeprüft blieben.
Das BMF verteidigte dies in erster Linie mit
Personalengpässen. Es wurde somit an falscher
Stelle Personal eingespart, nämlich bei den Betriebsprüfem, also bei öffentlich
Bediensteten,
die der Republik die notwendigen Einnahmen bringen. Es stellt sich damit
auch die
grundsätzliche Frage, ob damit dem Grundsatz der Gleichmässigkeit der
Besteuerung
überhaupt noch entsprochen wird.
Durch den linearen Personalabbau in den Bundesministerien
wurden einerseits
Milliardensummen für das Budget verloren, andererseits kam es auch zu
zusätzlichen Kosten.
Die Formel der Blau-Schwarzen Regierung lautete aber: „Je weniger Beamte, desto
besser."
Dieser Aufnahmestopp wirkte sich somit letztendlich drastisch auf die
Budgeteinnahmen aus
(minus 5,4 % an Prüfungsorganen gegenüber 2000). Mehr (Aussendienst)
Prüfer bzw.
Betriebsprüfer bedeuten somit höhere Budgeteinnahmen.
Jeder einzelne Prüfer bringt dem Budget einen jährlichen
Reingewinn von €
631.000.--. Zu diesem Ergebnis kam der Bericht der
österreichischen
Finanzverwaltung „Betrugsbekämpfung 2001".
Die Gesamtheit der Finanzprüfer erzielte zwar bei einem
Minus von 5,4 % an
Prüfungsorganen gegenüber dem Jahr 2000 ein Mehrergebnis von 1 ,6 Mrd.
€. Dies bedeutet
einen Pro-Kopf-Ergebnis von € 684.000,-- je vollbeschäftigten Prüfer.
Wäre der
Personalstand aufgefüllt worden (133 Bedienstete weniger durch
Aufnahmestopp) wäre das
Gesamtergebnis nach Abzug der Personalmehrkosten von 7,7 Mio. € (für 133
Beamte) um 84
Mio. € höher. Das heisst, dass ein zusätzlicher Finanzprüfer
abzüglich seiner
Personalkosten dem Staat jährlich 631.000,-- € an Einnahmen bringt.
Wenn man bedenkt, dass die Ausbildung eines Prüfers bis
zu vier Jahre dauert, und die
Fehlmenge an Prüfern bis 2005 - ohne Berücksichtigung von
Personalabbaumassnahmen -
auf 250 ansteigen wird, ist die kurzsichtige Vorgangsweise des
Aufnahmestopps klar
erkennbar: Dieser wirkt sich letztendlich drastisch auf die
Budgeteinnahmen aus.
Auch der grenzüberschreitende Steuerbetrug nimmt in
Europa zu (Scheinfirmen, USt- Betrug
etc.). Der Schaden für die europäischen Volkswirtschaften liegt in
Milliardenhöhe. Die
Europäische Union sagte daher vor kurzem Steuersündern
grenzüberschreitend den
Kampf an.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den
Bundesminister für Finanzen
nachstehende
Anfrage:
1. Welcher
Rückstand ergibt sich für die Umsatzsteuereinnahmen im Jahr 2002 (ersuche
um Aufschlüsselung auf Finanzlandesdirektionen bzw. Bundesländer, nach offenen
Zahlungstermin, Hemmung und Rückstandsausweis)?
2. Wie hoch waren
die Gesamteinnahmen an Umsatzsteuer im Jahr 2002 (ersuche um
Aufschlüssung auf FLD bzw. Bundesländer)?
3. Welche Unterschiedssumme ergibt sich zur Einnahmensschätzung für das Jahr 2002?
4. Welcher
Rückstand ergibt sich für die Einkommensteuereinnahmen im Jahr 2002
(ersuche um Aufschlüsselung auf
Finanzlandesdirektionen bzw. Bundesländer, nach
offenen Zahlungstermin, Hemmung und Rückstandsausweis)?
5. Wie hoch waren
die Gesamteinnahmen an Einkommensteuer im Jahr 2002 (ersuche um
Aufschlüssung auf FLD bzw. Bundesländer)?
6. Welche Unterschiedssumme ergibt sich zur Einnahmensschätzung für das Jahr 2002?
7. Welcher
Rückstand ergibt sich für die Körperschaftsteuereinnahmen im Jahr 2002
(ersuche um Aufschlüsselung auf Finanzlandesdirektionen bzw.
Bundesländer, nach
offenen Zahlungstermin, Hemmung und Rückstandsausweis)?
8. Wie hoch waren
die Gesamteinnahmen an Körperschaftsteuer im Jahr 2002 (ersuche um
Aufschlüssung auf FLD bzw. Bundesländer)?
9. Welche Unterschiedssumme ergibt sich zur Einnahmensschätzung für das Jahr 2002?
10. Welcher Rückstand ergibt sich für
die Lohnsteuer im Jahr 2002 (ersuche um
Aufschlüsselung
auf Finanzlandesdirektionen bzw. Bundesländer, nach offenen
Zahlungstermin, Hemmung und Rückstandsausweis)?
11. Wie hoch waren die
Gesamteinnahmen an Lohnsteuer in den Jahren 2000, 2001, 2002
(ersuche um Aufschlüsselung auf FLD bzw. Bundesländer)?
12. Welche Unterschiedssumme ergibt sich zur Einnahmensschätzung für das Jahr 2002?
13. In welchen zeitlichen
Abständen wurden 2002 Betriebsprüfungen durchgeführt
(Aufschlüsselung auf Grossbetriebsprüfungen, Mittelbetriebe und Kleinbetriebe)
14. Wie viele Betriebsprüfungen
fanden 2000, 20001 und 2002 statt (Aufschlüsselung auf
FLD bzw. Bundesländer sowie auf Grossbetriebsprüfungen, Mittelbetriebe
und
Kleinbetriebe)?
15. Welche Beträge gingen 2002
wegen Insolvenzen verloren (Aufschlüssung auf FLD und
Bundesländer)
16. In welchen zeitlichen Abständen
wurden 2002 Betriebsprüfungen durchgeführt
(Aufschlüssung auf Grossbetriebsprüfungen, Mittelbetriebe und Kleinbetriebe)
17. Wie viele Beamte bzw.
Mitarbeiterinnen wurden in den Jahren 2000-2002 eingespart
(ersuche um Aufschlüssung auf Jahre und FLD)
18. Wie viele nahmen das
Bundesbedienstete-Sozialplangesetz in Anspruch (Aufschlüssung
auf FLD)
19. Wie viele Betriebsprüfer
wurden in den Jahren 2000-2002 eingespart (ersuche um
Aufschlüssung auf Jahre und FLD)
20. Wie viele Betriebsprüfer
nahmen das Bundesbediensteten-Sozialplangesetz in Anspruch
(Aufschlüssung auf FLD)
21. Wie viele Beamte bzw.
Mitarbeiterinnen der Finanzverwaltung sollen 2003, 2004, 2005
und 2006 eingespart werden (ersuche um Aufschlüssung auf Jahre und FLD)
22. Wie viele Betriebsprüfer
der Finanzverwaltung sollen 2003, 2004, 2005 und 2006
eingespart werden (ersuche um Aufschlüssung auf Jahre und FLD)
23. Welche Ausfälle bzw.
Rückstände an Umsatzsteuereinnahmen, Einkommens
steuereinnahmen, Körperschaftssteuereinnahmen und Lohnsteuereinnahmen
waren auf
die Tätigkeit von „Scheinfirmen" im Baugewerbe (Baumafia) zurückzuführen ?
24. Wie viele Fälle sind ihnen bekannt worden?
25. Welche Massnahmen haben sie ergriffen?
26. Welche konkreten Massnahmen werden sie 2003 ergreifen?
27. Sehen sie einen legislativen Handlungsbedarf?
28. Wenn ja, welche Massnahmen werden sie vorschlagen?
29. Wenn nein, warum nicht?
30. Welche Stellung nehmen sie
zum Bericht der österreichischen Finanzverwaltung
„Betrugsbekämpfung 2001" ein?
31. Teilen sie die Schlussfolgerungen?
32. Wenn nein, warum nicht?