2083/J XXII. GP
Eingelangt am 09.07.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten
Dr. Matznetter
und GenossInnen
an den Bundesminister für Finanzen
betreffend
unklare Vorgänge im Zusammenhang mit RBB und Apollo Venture Capital Invest
Die RBB (vorm. Raiffeisen Bezirks-Bank Wolfberg, jetzt Capital Bank)
ist im Jahr 2000
dadurch ins Gerede gekommen, dass einige Mitarbeiter der RBB mit Kundengeldern
Wertpapierspekulationen
durchgeführt und dabei mehr als 400 Millionen Schilling Schaden
für die Bank
verursacht haben.
In die Vorgänge rund um die RBB waren immer wieder Personen aus dem
Freundeskreis Jörg
Haiders und Karl-Heinz Grassers
involviert, wie zum Beispiel Hypo-Alpe-Adria-Chef
Wolfgang Kulterer, der Industrielle Ernst
Hofmann oder der zurückgetretene Chef der RBB
Hans-Dieter Prentner, der an der Stelle Grassers auch als Finanzminister im
Gespräch war.
In diesem Zusammenhang ist auch die Rolle des Finanzministeriums bzw.
des
Finanzministers
zu klären hinsichtlich der bereits medienöffentlich kolportierten Unklarheiten
bzw.
Ungereimtheiten rund um Vorgänge in der Apollo Venture Capital Invest, die der
RBB
gehört hat.
Inbesondere besteht der Verdacht auf Insidergeschäfte im Freundeskreis,
die sowohl
einschlägigen österreichischen als auch US-amerikanischen Vorschriften
widersprechen
dürften. Fraglich ist in diesem Zusammenhang, warum die dem Finanzminister
mitgeteilten
Fakten bzw.
Umstände absichtlich nicht oder allem Anschein nach nur unzureichend verfolgt
wurden.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für
Finanzen
nachstehende
Anfrage:
1.
Ist es richtig, dass Sie am 19. Februar 2001 per Fax bezüglich
Fondgeschäfte der RBB-
Bank (jetzt Capital Bank) - Apollo Venture Capital Invest - per
Sachverhaltsdarstellung
informiert wurden?
2.
Ist es auch richtig, dass Herrn Ministerialrat Gancz die
Sachverhaltsdarstellung ebenso
übermittelt
wurde?
3.
Ist es ferner richtig, dass die Österreichische Nationalbank, Abteilung
Bankenanalyse
und Revision,
die Sachverhaltsdarstellung an Sektionschef Mag. Alfred Lejsek im Mai
2001
übermittelte?
4.
Ist dem BM für Finanzen diese Sachverhaltsdarstellung betreffend
Fondsgeschäfte der
RBB-Bank
(jetzt Capital Bank) bekannt?
5.
Wenn ja, welche Schritte haben Sie seitdem zur Untersuchung der
Sachverhalte
eingeleitet?
6.
Was waren die Ergebnisse der Untersuchungen?
7.
Sind dem BM für Finanzen die Presseberichte bekannt, wonach unter
anderem in der
APA und im Wirtschaftsblatt im Februar 2001 nachhaltig auf zweifelhafte
Fondspositionen in der Apollo Venture Capital Invest hingewiesen wurde, deren
Abschlussprüfer Ernst & Young, deren Staatkommissäre Mag. Heinrich Treer
und
Amtsrat Otto Schabl waren, wobei der Fonds von der Security KAG, einer 100 %
Tochter der
Capital Bank (vormals RBB Bank) der GRAWE Gruppe verwaltet wurde?
8.
Ist der Bundesminister bzw. das BM für Finanzen nach Kenntnisnahme
derartiger
Sachverhalte verpflichtet, Überprüfungen und Untersuchungen hinsichtlich dieser
Sachverhalte
anzustellen?
9.
Wenn ja, welche Untersuchungen und Nachforschungen wurden angestellt?
10.
Was waren die Ergebnisse dieser Untersuchungen?
11.
Ist dem BM für Finanzen bekannt, dass im Apollo Venture Capital Invest
unter dem
Titel
„amtlich gehandelte Wertpapiere" preferred shares der Enhanced Services
Company (Ticker: ESVS) angeführt sind?
12.
Ist dem BM für Finanzen bekannt, dass diese Gesellschaft ihre letzte
amtliche SEC-
Meldung am
30.3.1999 abgegeben hatte?
13.
Ist dem BM für Finanzen weites bekannt, dass zum damaligen Zeitpunkt die
Fusion mit
Zulu-Tek,
unter „nicht amtlich gehandelte Wertpapiere" im Abschlußbericht 2000 des
Apollo Venture Capital Invest genannt, noch nicht erfolgt war?
14.
Ist daher unter diesem Gesichtspunkt die damals aktuelle Bewertung des
ESVS mit 75%
des
Nominalwertes gerechtfertigt?
15.
Ist dem BM für Finanzen bekannt, dass die preferred shares der ESVS an
keiner amtlich
anerkannten
Börse gehandelt wurden und auch die Stammaktien nur mehr mit USD
0,001 gehandelt wurden, und wenn ja seit wann?
16.
Ist dem BM für Finanzen bekannt, dass die Zulu-Tek Aktie mit dem Ticker
ZULU
ebenfalls nur
mit USD 0,001 gehandelt wurde, und wenn ja seit wann?
17.
Ist dem BM für Finanzen bekannt, dass laut Investmentfondsgesetz Aktien
an Pre-IPO-
Firmen nur dann erworben werden dürfen, wenn die Zulassung spätestens binnen 1
Jahr
ab Beginn der
Ausgabe der Wertpapiere erfolgt (§ 20, Abs. 2b IFG)?
18.
Ist das BM für Finanzen der Ansicht, dass dieser gesetzlichen Vorgabe
Folge geleistet
wurde?
19.
Ist dem BM für Finanzen bekannt, dass im Jahresbericht 2000 des Apollo
Venture
Capital Invest
bei den „nicht amtlich gehandelten Wertpapieren" die Position „Atlas
Communication Holding
Software" mit einem Kurs von USD 4,-- pro Aktie
ausgewiesen ist?
20.
Wie erklärt sich der BM für Finanzen, dass bei der Wertpapierübersicht
der SEC zum
damaligen
Zeitpunkt keine Wertpapiere mit diesem Namen und Kurs aufgeschienen
sind?
21.
Wie ist die übliche Vorgehensweise seitens des Ministeriums in einem
derartigen Fall?
22.
Ist dem BM für Finanzen bekannt, dass die im Jahresbericht 2002 des
Apollo Venture
Capital
Invest unter der Rubrik „amtlich gehandelte Wertpapiere" angeführten
Optionsscheine der Firma Permafix keinen Börsenkurs hatten?
23.
Welche Vorgehensweise ist seitens des BM für Finanzen für einen
derartigen
Fall
vorgesehen?
24.
Ist dem BM für Finanzen bekannt, dass im Jahresbericht des Apollo
Venture Capital
Invest in der Rubrik „nicht amtlich gehandelte Wertpapiere - Obligationen"
die Position
„10 % Chem-Met Services Inc. 14.7 -
31.12.2000" angeführt ist?
25.
Ist dem BM für Finanzen bekannt, dass damals „Chem-Met" in
vollständigen Besitz der
Firma Permafix gestanden ist?
26.
Ist dem BM für Finanzen bekannt, dass die RBB Bank AG (jetzt Capital
Bank,
GRAWE Gruppe)
einen 750.000 USD Kredit unter dem Titel „unsecured promissory
note" an
diese Firma vergeben hat?
27.
Ist dem BM für Finanzen somit bekannt, dass von einer „wirtschaftlichen
Einheit" der
Firmen
Permafix und Chem-Met ausgegangen werden muss?
28.
Ist dem BM für Finanzen somit weiterhin bekannt, dass damit die 10 %
Einzelveranlagungsgrenzen
des Investmentfondsgesetztes überschritten wurde?
29.
Wenn ja, wie erklärt sich der BM für Finanzen, dass dieser Sachverhalt
den
Staatskommissären
und den Abschlussprüfern von Ernst & Young nicht aufgefallen ist?
30.
Wie ist die Vorgangsweise seitens des BM für Finanzen bei derartigen
Sachverhalten?
31.
Sie wurden im Februar 2001 auf diesen Sachverhalt persönlich
hingewiesen, was haben
Sie seitdem
unternommen?
32.
Ist dem BM für Finanzen bekannt, dass die Kapitalanlagegesellschaft
gemäß § 4, Abs. 2
der
Fondsstatuten des Apollo Venture Capital Invest „für Rechnung eines
Kapitalanlagefonds weder Gelddarlehen (Loans) gewähren, noch Verpflichtungen
aus
einem Bürgschafts- oder Garantievertrages eingehen kann"?
33.
Ist dem BM für Finanzen bekannt, dass in diesem Fonds eine „unsecured
promissory
note"
verzeichnet war, die von einer Tochtergesellschaft der Permafix emittiert
wurde,
deren Sicherheiten durch „erste Rangordnung" von 2 Trusts zweier
Großaktionäre der
Permafix
belegt wurden?
34.
Wie erklärt sich der BM für Finanzen, dass angesichts der oben genannten
Sachverhalte
der
„uneingeschränkte Bestätigungsvermerk" der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
und
der Staatskommissäre erteilt wurde?
35.
Ist es richtig, dass Sie dem Hypo-Alpe-Adria-Chef Wolfgang Kulterer,
dem
Industriellen
Ernst Hofmann oder dem zurückgetretene Chef der RBB Hans-Dieter
Prentner
freundschaftlich verbunden sind oder waren?