2109/J XXII. GP

Eingelangt am 31.08.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

des Abgeordneten Großruck

Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

betreffend der Errichtung eines Bioenergie-Heizwerkes in Grieskirchen

Gemeinsam mit der Firma Fröling, einem der führenden Holzkesselproduzenten Europas mit Sitz in Grieskirchen, haben 26 Landwirte der Region eine GesmbH & Co KG gegründet. Diese errichtet ein Biomasseheizwerk, welches nicht nur Industriebetriebe, sondern auch Wohngebiete und das Schulzentrum versorgen wird. Diese Anlage mit einer Leistung von 3,5 MW wird derzeit gebaut und soll im nächsten Jahr Wärme liefern. Nunmehr ist allen Grieskirchner Haushalten ein Schreiben ohne Absender zugeschickt worden (die Verfasser deklarieren sich in der letzten Zeile als www.iwo-austria.at, auf deren Homepage die moderne Ölheizung propagiert wird), in welchem massiv gegen Biomasse mobil gemacht wird und nicht nachvollziehbare Argumente angeführt werden (Schreiben liegt bei). Ebenso wurde die Bevölkerung aufgefordert, mittels Vordruck einen Einspruch bei der Baubehörde einzulegen. Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher in diesem Zusammenhang folgende

Anfrage:

1)             Wie beurteilen Sie die Argumente im Brief der IWO-Österreich an die Anrainer des Projektes Bioenergieheizwerk in Grieskirchen?

2)      Gibt es wissenschaftliche Studien, die die Umweltfreundlichkeit der Biomasse belegen?

3)             Wo liegen die Vorteile im Betrieb von Biomasseheizungen im Bereich der Emissionen?

4)      Zeigen bisherige Erfahrungen, dass das benötigte Holz tatsächlich in erster Linie aus heimischen Wäldern kommt oder (wie von der IWO behauptet) aus dem Ausland angeliefert wird?

5)             Wie werden Biomasseanlagen aus Mitteln der Umweltförderung und der Investitionsförderung gefördert?

 


6)             Wie beurteilen Sie die im Vordruck eines Einspruchformulares (siehe Anlage) angeführten Argumente?

7)             Wo liegen im Bereich der Reduktion des CO2-Ausstosses die Effekte von Biomasseanlagen und Biogasanlagen?



Einspruch

gegen das geplante Biomasse-Heizwerk

Sehr geehrter Herr Bürgermeister!

Ich fürchte als Anrainer/Anrainerin um die Gesundheit und Lebensqualität in unserem Ort und erhebe daher Einspruch gegen den Bau und Betrieb des geplanten Biomasse-Heizwerks.

Begründung;

-         Die Verbrennung von Holz in so großem Ausmaß führt zu verstärktem Ausstoß von gefährlichen Luftschadstoffen, die Gesundheitsschäden hervorrufen können und je nach Wetterlage in der Umgebung des Heizwerks verbleiben.

-          Ich habe keinerlei Gewähr, welches Holz hier verbrannt wird. Die Verwendung billiger Hölzer und damit die Entstehung zusätzlicher Gifte in den Emissionen kann heute niemand ausschließen.

-         Da ebenfalls niemand zusagen kann, dass nur Holz aus der umliegenden Region verwendet wird, ist mit einem spürbaren Transportaufkommen im Umfeld des Heizwerks zu rechnen (LKW-Transporte und Leer-Rückfahrten inkl. Lärm-, Staub- und Abgasbelästigung).

-          Fernwärme - auch wenn sie als „Nahwärme" bezeichnet wird - hat zahlreiche Nachteile für die Abnehmer und ist eine ineffiziente und vergleichsweise teure Form des Heizens, die daher grundsätzlich bedenklich ist.

Vor dem Hintergrund dieser Argumente ersuche ich Sie, die existenziellen Interessen der gesamten Bevölkerung über die finanziellen Interessen des Betreibers des Werkes zu stellen und daher den Bau dieses Biomasse-Heizwerkes zu verhindern.

Mit freundlichen Grüßen

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Datum, Unterschrift

 

 

 

 


Sehr geehrte Anrainerin, sehr geehrter Anrainer!

Nicht jedes Projekt, das als umweltfreundlich gilt, ist es auch tatsächlich. Leider gilt dies auch für das in Ihrer Nähe geplante Biomasse-Heizwerk. Während die Betreiber aus nahe liegenden Gründen verschiedenste Vorteile nennen, sind die Argumente gegen ein solches Heizwerk überwältigend:

-          Die Verbrennung von Holz in so großem Ausmaß führt zu verstärkten Emissionen von Kohlenmonoxid, Stickoxiden, Feinstäuben und Kohlenwasserstoffen. Diese Substanzen sind klassische Luftschadstoffe, die Ihrer Gesundheit schaden können. Schwere Erkrankungen wie z.B. Lungenkrebs, Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Asthma werden oft auf diese Luftschadstoffe zurückgeführt. Diese verbleiben auch als Immissionen je nach Wetterlage in der Umgebung des Heizwerks. Filter können nur für Staub eingesetzt werden; und die helfen gerade gegen Feinstaub, der sich in der Lunge festsetzen kann, nur wenig. Allein dieses Risiko für Sie und Ihre Kinder sollte Grund genug sein, sich gegen das Biomasse-Heizwerk auszusprechen.

-          Rauch-, Geruchs- und Russbelästigungen sind keinesfalls auszuschließen. Sie haben keinerlei Gewähr, welches Holz „vor Ihrer Haustür" verbrannt wird. Das Heizwerk muss, um wirtschaftlich betrieben zu werden, möglichst billiges Holz kaufen.

-          Hochrangige Landespolitiker und Experten des Landwirtschaftsministeriums gestehen zu, dass Österreich bereits ein Drittel seines Holzbedarfes aus dem Ausland importiert. Das bedeutet ein spürbares Transportaufkommen im Umfeld des Heizwerks (LKW-Transporte und Leer-Rückfahrten inkl. Lärm-, Staub- und Abgasbelästigung).

-          Fernwärme - auch wenn sie als „Nahwärme" bezeichnet wird - ist zudem für den Abnehmer überaus teuer (Vergleich des Österr. Energiekonsumenten-Verbandes aus Jänner 2004) und bindet ihn über Jahrzehnte an den Wärmeiieferanten ohne Ausstiegsmögiichkeit. „Ich selbst wohne in einer Siedlung (...), die auch von Fernwärme beheizt wird," schrieb im Februar 2004 ein Betroffener in einem Leserbrief an die Flachgauer Nachrichten. „Wir zahlen nach acht Jahren Nutzung das Zweieinhalbfache der damals versprochenen Kosten, ohne realistische Möglichkeit, etwas dagegen zu tun."



Seite 2

-          Bei Erzeugung und Verteilung der erzeugten Fernwärme kommt es zu beträchtlichen Energieverlusten: Denn für die durchgehende Warmwasserversorgung muss das Heizwerk auch im Sommer betrieben werden, und die oft langen Leitungen geben Wärme ungenutzt an die Umwelt ab. Dies widerspricht völlig dem Gedanken des Energiesparens.

Was können Sie tun?

Die Politik reagiert dann, wenn Wählerinnen und Wähler - also Sie und Ihre Nachbarn - laut und deutlich „NEIN" sagen. Dazu finden Sie anbei einen vorbereiteten Einspruch, den Sie nur mehr zu unterzeichnen und an den Bürgermeister zu senden brauchen. Selbstverständlich können Sie aber auch Ihren eigenen Einspruch formulieren und so Ihre persönlichen Bedenken mitteilen.

In Ihrem eigenen Interesse laden wir Sie ein, von Ihrem demokratischen Recht Gebrauch zu machen. Es geht um Ihre ganz persönliche Lebensqualität in den nächsten Jahren und Jahrzehnten. Überlassen Sie die Entscheidung darüber nicht Anderen. Ihre Gesundheit und Ihre Lebensqualität sind wichtiger als die finanziellen Vorteile, die sich einige Wenige vom Heizwerk erwarten und die darum Druck machen, endlich mit der Errichtung zu beginnen.

Falls Sie weitere Fragen dazu haben, informieren Sie sich bitte auf unserer Homepage www.iwo-austria.at

Mit besten Grüßen IWO-Österreich