214/J XXII. GP
Eingelangt am: 19.03.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
ANFRAGE
der Abgeordneten Mag. Ulli Sima
und GenossInnen
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
betreffend das Forschungsprojekt über virusresistente Marillen der Universität für
Per Ministerratsbeschluss wurde am 11. April 2000 ein von der Universität für Bodenkultur
Wien beantragtes Projekt zur Forschung an
gentechnisch veränderten Marillen genehmigt. Im
Rahmen des Projekts mit dem Titel „Charakterisierung transgener Obstbäume und
Untersuchungen direkter und indirekter biologischer Wechselwirkungen"
werden in
Marillenpflanzen das Gen für die
Virushülle des Plum Pox-Virus eingebracht, das
Verursacher der Sharka-Virose ist.
Die finanziellen Mittel werden je zur Hälfte vom
Ministerium für Land- und Forstwirtschaft,
Umwelt und Wasserwirtschaft und vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und
Kultur
zur Verfügung gestellt.
In einem glashausartigem Saranzelt
werden - also vorerst in einem geschlossenen System - in
der ersten Phase des Projekts
gentechnisch veränderte Marillen unter anhaltend natürlichen
Bedingungen gezüchtet. Für Phase l wurden
zwei Jahre Untersuchungszeitraum veranschlagt.
Phase 2 des Projekts sieht eine
Freisetzung der transgenen Pflanzen vor, es muss dazu eine
behördliche Genehmigung nach dem Gentechnikgesetz eingeholt werden. „Nur
im Freiland
lassen sich die genetische Stabilität der eingebrachten Gene und die komplexen
Wechselwirkungen mit anderen Organismen im
jahreszeitlichen Verlauf über einen längeren
Zeitraum untersuchen", macht man auf der homepage der
Universität für Bodenkultur auch
gar keinen Hehl aus den weiteren Plänen mit
den Marillen-Bäumen. Nach den Versuchsjahren
im Saranzelt scheint auf jeden Fall
eine Freisetzungsphase vorgesehen zu sein.
Das Projekt könnte somit auch eine Art
„Eisbrecher-Funktion" haben, denn nachdem in
Österreich bereits etliche Freisetzungsanträge für genmanipulierte Pflanzen auf
Grund des
massiven Widerstands der Bevölkerung gescheitert sind, soll nun
offensichtlich im Namen
der sogenannten „Sicherheitsforschung" der anhaltende Widerstand gebrochen
werden. Die
Verwendung von Steuergeldern für derartige Projekte, deren Sinnhaftigkeit im
Kampf gegen
den Sharka-Virus übrigens schwer in Zweifel gezogen werden muss, ist zudem völlig
inakzeptabel.
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Land-und
Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft nachstehende
Anfrage:
1) In welchem Stadium
befindet sich das besagte
Marillen-Projekt der Universität
für
Bodenkultur Wien?
2) Ist nach Abschluss der Phase l nun eine Freisetzung der Gen-Pflanzen geplant?
3) Falls ja, wann?
4) Falls ja, wo werden die Gen-Pflanzen freigesetzt?
5) Falls ja, wird die Bevölkerung über die Freisetzung informiert?
6) Gibt es bereits einen Freisetzungsantrag?
7) Ist nach Ansicht der
Antragsteller die Durchführung des Projekts ohne Freisetzung der
transgenen Pflanzen
zielführend?
8) Lassen sich auch im Saran-Zelt die genetische
Stabilität der eingebrachten Gene und
die
Wechselwirkungen mit anderen Organismen untersuchen?
9) Falls nein, ist dann das Ziel des Projekts, das schliesslich klären soll, „ob die
genetische Veränderung der Pflanzen über einen längeren
Zeitraum stabil erhalten
bleibt und
die möglichen Wechselwirkungen mit der Umgebung und ihre
Auswirkungen"
ermitteln soll, ohne eine Freisetzung
nicht klar verfehlt?
10) Ist ein Abschluss des Projekts
nicht vielmehr mit der zwingenden Freisetzung der
Marillen-Bäume verbunden?
11)
Halten Sie die Verwendung von Steuergeldern für derartige Projekte für
gerechtfertigt?
12) Wenn ja, warum?
13) Was sind die
gentechnik-freien (züchterischen) Alternativen zur Bekämpfung des
Sharka-Virus?
14) Werden auch diese von Ihrem Ministerium entsprechend finanziell gefördert?
15)
In welchem Aussmass leidet die Marillen-Zucht in Österreich unter dem Befall des
Sharka-Virus?
16)
Welche Schäden in finanzieller Hinsicht richtet der genannte Virus jährlich in
Österreich aus?
17)
Wie wird in anderen Ländern, in denen Marillen
gezüchtet werden, gegen diese
Obstbaumkrankheit vorgegangen?
18) Gibt es international
vergleichbare Forschungsprojekte mit transgenen
Marillenbäumen?
19) Falls ja, wo und mit welchen Ergebnissen?
20) Hat sich die Universität für Bodenkultur - ausgenommen dem aktuellen Marillen-
Projekt - schon bisher mit transgenen
Pflanzen beschäftigt?
21) Falls ja, mit welchen und mit welchen Ergebnissen?
22) Haben Sie die Öffentlichkeit in
Österreich generell über das Marillen-Projekt der
Universität
für Bodenkultur informiert?
23) Wenn ja, in welchem Ausmass?
24) Werden im Rahmen dieser
Forschungsarbeit auch die negativen Auswirkungen des
Einsatzes der Gentechnik in der Landwirtschaft erforscht?
25) Können Sie bei der Abwicklung des
Projekts Gefahr für Mensch und Umwelt
ausschliessen?
26) In welchem Aussmass leistet das
genannte Projekt einen Beitrag zur
Sicherheitsforschung in Österreich?
27) Welche Begleitprojekte werden auf
der Universität für Bodenkultur zum genannten
Marillen-Projekt
noch durchgeführt?
28) Finanziert Ihr Ministerium -
vielmehr finanzieren die Steuerzahlerinnen - auch noch
weitere
Forschungsprojekte mit transgenen Pflanzen?
29) Wenn ja, welche und in welchem Ausmass?