2311/J XXII. GP
Eingelangt am 11.11.2004
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Zinggl, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Finanzen
betreffend Bundesbeschaffungsges.m.b.H und Buchpreisbindung
Die Bundesbeschaffungsgesm.b.H. (BBG), ein dem
Finanzministerium unterstehendes
Tochterunternehmen der Republik Österreich, hat nach einem
Ausschreibungsverfahren der
Firma Morawa & Co den Auftrag gegeben, ab 1. Jänner 2005 die Belieferung
aller
Bundesstellen mit Fachliteratur, -Zeitschriften, Zeitungen und elektronischen
Medien zu
übernehmen. Das Auftragsvolumen umfasst rund
sechs Mio. Euro jährlich, der von Morawa
& Co angebotene Gesamtrabatt beträgt mit 16 Prozent jedoch erheblich mehr
als der
gesetzlich erlaubte Rabatt von fünf
Prozent. Deswegen hat der Hauptverband des Buchhandels
im Mai 2004 eine Klage eingebracht.
Nun hat die BBG bei einer
ersten Tagsatzung beantragt, dass vor der konkreten Klärung der
Zulässigkeit des Angebotes die Verfassungsmäßigkeit und die
EU-Konformität des
Buchpreisbindungsgesetzes zu prüfen sei.
Dieses ist aber erst im Juli dieses Jahres mit den
Stimmen aller Parlamentsparteien von einem befristeten in ein
unbefristetes Gesetz
umgewandelt worden.
In einer Anfragebeantwortung hat Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel am
4.12.2003
festgestellt: „Das System der Buchpreisbindung hat sich bewährt. Durch
diese gesetzliche Regelung wurde der
Differenziertheit und Vielfalt des
österreichischen Verlagswesens und Buchmarktes auch nach der Aufhebung der
grenzüberschreitenden Buchpreisbindung
Rechnung getragen.... Die gesetzliche
Regelung der Buchpreisbindung gilt
nicht nur für den einzelnen Konsumenten,
sondern selbstverständlich auch für den Bund und die
BundesbeschaffungsgmbH.
Die Befürchtung hinsichtlich eines möglichen
Verstoßes gegen das
Buchpreisbindungsgesetz im Falle einer zentralen Beschaffung für den Bund ist
unbegründet... Die Einhaltung des Buchpreisbindungsgesetzes wird weiterhin
während der gesamten Vertraglaufzeit von der BBG kontrolliert."
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1.
Stehen Sie auf der Seite des - von Ihnen im Ministerrat mitunterstützten
-
Bundesgesetzes über die Preisbindung bei
Büchern oder auf dem
Standpunkt, dass billigere Einkaufspreise seitens des Bundes der
wirtschaftlichen Schädigung österreichischer Klein- und Mittelbetriebe
vorzuziehen wären?
2.
Wie
erklären Sie sich, dass das BBG, eine Tochtergesellschaft der Republik,
in ein gerichtliches Verfahren mit der
Vermutung eintritt, dass das
Bundesgesetz zur Buchpreisbindung nicht verfassungskonform sein könnte?
3.
Befürchten
etwa auch Sie selbst, dass das Buchpreisbindungsgestz nicht EU-
konform oder verfassungswidrig sein könnte? Wurde diese Frage seitens des
Ministeriums geprüft?