240/J XXII. GP

Eingelangt am: 26.03.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

ANFRAGE

des Abgeordneten Pirklhuber, Freundinnen und Freunde


an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

betreffend Strategie zur Minimierung des Pestizideinsatzes

Der Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffverbrauch in Österreich beträgt seit 1992 im
jährlichen Schnitt ca. 3.275 t. Bezogen auf die landwirtschaftliche Nutzfläche ohne
Grünland ergibt sich ein Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffaufwand von ca. 2,2 kg/ha.

In Fachkreisen herrscht Einigkeit darüber, dass in der Landwirtschaft ein erhebliches
Einsparungspotential bei Pflanzenschutzmitteln existiert. Allein innerhalb des
derzeitigen konventionellen Anbausystems wäre durch verbesserte Beratung und
Technik eine Minderung des Pestizideinsatzes um 30% möglich. Eine Reduktion ist
nicht nur für den vorsorglichen Konsumentinnenschutz dringend notwendig, sondern
auch für die bäuerlichen Betriebe ökonomisch sinnvoll.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

1.     Halten Sie die Auffassung (die auch wissenschaftlich belegt ist) für realistisch,
dass in vier bis fünf Jahren der Pestizideinsatz in der konventionellen
Landwirtschaft um 30% reduziert werden kann? Wenn nein, warum nicht?

2.      Haben Sie eine Strategie zur Minimierung des Pestizideinsatzes? Wenn ja,

a)    welche Ziele sollen in welcher Zeit erreicht werden?

b)    wie soll der Fortschritt gemessen und

c)    mit welchen Mitteln soll er erreicht werden?

3.      Existieren Anwendungsdaten oder Aufzeichnungspflichten, um zu wissen,

welche und wie viel Pestizide auf österreichischen Feldern eingesetzt werden?
Wenn nein, warum nicht?

4.     Welche Pestizide werden in Österreich bei welchen Kulturen zu welchem
Zweck eingesetzt?

5.     Wer macht in Österreich mit welcher Qualifikation die Pflanzenschutzberatung?


6.     Langzeituntersuchungen haben ergeben, dass 20 bis 25% weniger Pestizide
ausgebracht werden können als von den Herstellern auf den Beipackzetteln
empfohlen. Hier liegt ein großes Einsparungspotential. Wird dieser Sachverhalt
mit den bäuerlichen Anwenderinnen kommuniziert? Wenn nein, warum nicht,
wenn ja, in welcher Form?

7.     Bäuerinnen und Bauern könnten durch die Minimierung des Pestizideinsatzes
viel Geld sparen, insoferne wäre eine entsprechende Schulung auch
wirtschaftlich interessant. Werden derartige Schulungen oder Informationen
bereits durchgeführt oder sind welche geplant? Wenn ja, welche, wenn nein,
warum nicht?

8.      Die Pflanzenschutzindustrie hat es - offenbar mit dem Ziel möglichst hoher
Umsätze - immer noch nicht geschafft, handhabbare Behältnisse für ihre Mittel
zu entwickeln. Die Anwenderinnen sind mit Papiertüten, aus denen das Pulver
staubt, wenn dieses in den Tank gefüllt wird, Kanistern mit doppelten
Innenrändern, die man nicht vernünftig leeren kann, etc. konfrontiert. Was
werden Sie als Umweltminister dagegen unternehmen?

9.     Welche Maßnahmen werden sie zur gezielten Förderung nicht chemischer
Verfahren (z.B. Entwicklung von resistenten Sorten) setzen?

10.   Werden Sie- sich für eine Abgabe auf Pflanzenschutzmittel einsetzen, wobei die
aufgebrachten Mittel in die Landwirtschaft (in die Beratung, Entwicklung
resistenter Sorten etc.) fliessen sollen, um damit einen Anreiz für den nicht-
chemischen Pflanzenschutz zu stärken?

11.   Werden Sie mit dem Ziel der Minimierung von Pflanzenschutzmittel-
Anwendungen eine breite Diskussion mit Vertreterinnen der Industrie, des
Handels, der Landwirtschaft, Behörden und Verbraucher- und
Umweltschutzverbände veranlassen? Wenn nein, warum nicht?

12.   Werden Sie die Zulassungspraxis dahingehend ändern, dass die langfristigen
Folgen auf menschliche Gesundheit und Umwelt von Pflanzenschutzmitteln und
die Kombinationseffekte verstärkt untersucht werden? Wenn ja, welche
konkreten Maßnahmen sind geplant, wenn nein, warum erachten Sie das als
nicht notwendig?