2635/J XXII. GP

Eingelangt am 04.02.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

ANFRAGE

der Abgeordneten Ing. Kaipel

und Genossen

an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit

betreffend Auswirkungen der Vergabepraxis der Bundesbeschaffungs-Gesellschaft
m.b.H. (BBG) auf die österreichische Wirtschaft und den Arbeitsmarkt

Die kritischen Stimmen gegen die Vergabepraxis der zentralistischen Bundesbeschaffungs-
Gesellschaft (BBG) mehren sich rasant und werden immer lauter. Die Liste jener Unterneh-
men, die sich z.B. aufgrund der von der BBG vorgegebenen Mindestumsätze nun gar nicht
mehr an Ausschreibungen beteiligen können, wird immer länger. Unternehmen, die noch bis
vor kurzem Bundesdienststellen zur vollsten Zufriedenheit aller belieferten, werden nun von
der BBG sang- und klanglos übergangen. Dramatische Umsatzeinbrüche mit anschließendem
Arbeitskräfteabbau sind die Folge. Angesichts der gegenwärtigen Rekordarbeitslosigkeit ist es
unverantwortlich, dass die dem Finanzminister zu 100 Prozent unterstehende BBG aktiv und
vehement ein Arbeitsplatzvernichtungsprogramm fährt.

Nach dem sang- und klanglos gescheiterten Staats-Schuldenabbau, einer
Rekordarbeitslosigkeit steht die Bundesregierung auch vor dem Scheitern ihrer von Anfang an
vermurksten und von ÖVP und FPÖ im Parlament ohne Nachdenken über die negativen
Auswirkungen für Volkswirtschaft und Beschäftigung durchgedrückten zentralistischen
Bundesbeschaffung. Nicht nur, dass in der Praxis immer mehr Einkäufer von
Bundesdienststellen nicht mehr bereit sind, sich und ihre jeweilige Anstalt von der BBG
gängeln, schikanieren, bürokratisieren, bevormunden und blockieren zu lassen und immer
mehr Einkäufe einfach an der BBG vorbei abwickeln - weil ein sinnvolles
Beschaffungswesen (besonders bei Lebensmitteln) ansonsten nicht mehr möglich ist - ,
kommt die BBG-Praxis auch juristisch immer mehr unter Beschuss:

Nach einhelliger Rechtsmeinung ist die Praxis der BBG, bei der Ausschreibung so genannte
Warenkörbe zu erstellen, vergaberechtlich problematisch. Denn die Ausschreibung von War-
enkörben führt zu intransparenten Ergebnissen und verletzt das Wettbewerbsprinzip. Indem
die Auftragnehmer für den Warenkorb Mischpreise bieten, haben sie die Möglichkeit, bei ein-
zelnen Waren Aufschläge zu machen, bei anderen Waren können sie hingegen bewusst einen
„Kampfpreis" wählen. Dadurch werden Auftragnehmer begünstigt, die über eine breite Pro-
duktpalette verfügen. Übergangene Bieter sind daher gut beraten, einen Nachprüfungsantrag
beim Bundesvergabeamt einzubringen.

Angesichts des geschilderten Sachverhaltes und in Ergänzung der bisherigen Anfragen zum
Thema Bundesbeschaffung an den Herrn Finanzminister richten die unterzeichneten Abgeord-
neten an den Herrn Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit nachstehende

Anfrage

1.   Wieviele Unternehmen,  die unmittelbar vor Wirksamwerden des BBG-Systems
Bundesdienststellen belieferten, haben von der BBG keine Aufträge mehr bekommen?

 


2.             Wieviele Unternehmen,  die unmittelbar vor Wirksamwerden des BBG-Systems
Bundesdienststellen belieferten, haben im Durchschnitt welche Umsatzeinbußen
erlitten, da sie von der BBG keine Aufträge mehr bekommen haben?

3.             Wieviele dieser Firmen, die unmittelbar vor Wirksamwerden des BBG-Systems
Bundesdienststellen belieferten, waren nach der entsprechenden EU-Definition für
KMUs aus dem Jahre 2003 Mittelunternehmen nach Umsatz und wie viele nach der
Beschäftigtenzahl, wie viele Betriebe waren Kleinunternehmen nach Umsatz und wie
viele nach der Beschäftigtenzahl und wie viele Betriebe waren Kleinstunternehmen
nach Umsatz und wie viele nach der Beschäftigtenzahl?

4.             Wieviele Unternehmen belieferten jeweils pro Jahr Bundesdienststellen in den
einzelnen Jahren seit  1990?  (Die jeweilige Anzahl bitte nach Jahren getrennt
aufschlüsseln.)

5.             Falls  Sie keine Zahlen nennen können:  Warum haben  Sie diese Daten nicht
recherchieren lassen? Weil es Sie nicht interessiert? Wenn nein, warum nicht? Wenn
ja, werden Sie raschest diese negativen BBG-Auswirkungen auf die österreichische
Wirtschaft untersuchen und dem Nationalrat zukommen lassen? Bis wann können Sie
dem Nationalrat diese Daten mitteilen?

6.             Wieviele   Menschen   haben   aufgrund   der   zentralistischen   und   Großbetriebe
bevorzugenden BBG-Vergabe-Praxis ihren Arbeitsplatz bei jenen Firmen verloren, die
jetzt keine Bundesdienststellen mehr beliefern können?

7.             Falls Sie keine Zahlen und auch keine geschätzten Annäherungswerte nennen können:
Warum haben Sie diese negativen Auswirkungen der BBG auf den Arbeitsmarkt nicht
untersuchen lassen? Weil es Sie nicht interessiert? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja,
werden Sie raschest diese negativen BBG-Auswirkungen untersuchen und dem
Nationalrat zukommen lassen? Bis wann können Sie dem Nationalrat diese Daten
mitteilen?

8.             Wie beurteilen Sie die in obiger Sachverhaltsdarstellung wiedergegebene Rechts-
meinung betreffend vergaberechtlicher Probleme?

9.             Werden Sie auf den Finanzminister dahingehend einwirken, damit dieser die BBG
auffordert, künftig keine so genannten Warenkörbe mehr auszuschreiben, damit
intransparente Ergebnisse und Verletzungen des Wettbewerbsprinzips schleunigst
abgestellt werden? Wenn ja, wann und wie? Wenn nein, warum nicht?

10.      Werden  Sie  alle bisher von  der  BBG  übergangenen  Bieter raschest  darüber
informieren, dass sie einen Nachprüfungsantrag beim Bundesvergabeamt einbringen
können? Wenn ja, wann und wie und welche Firmen? Wenn nein, warum nicht?

11.      Sind Sie selbst bereit, diese Praxis der BBG, Warenkörbe auszuschreiben, beim Bun-
desvergabeamt überprüfen zu lassen? Wenn ja, wann und wie? Wenn nein, warum
nicht?

12.      Werden Sie dem Nationalrat das Ergebnis dieser Überprüfung umgehend zukommen
lassen? Wenn nein, warum nicht?

13.      Wieviele von der BBG bei Auftragsvergaben nicht berücksichtigte Bieter haben
bereits einen Nachprüfungsantrag beim Bundesvergabeamt eingebracht?