2699/J XXII. GP
Eingelangt am 01.03.2005
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ANFRAGE
der Abgeordneten Dr Gabriela Moser, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Finanzen
betreffend Versagen im BMVIT bei der Führung des Ressorts
Es fällt
seit Jahren unangenehm auf, dass das BMVIT wesentlichen Aufgaben nicht bzw.
verspätet und nur mit unzureichender Qualität nachkommt.
Seit Jahren wird zur
Ermöglichung rechtsstaatlicher Verfahren die Forderung nach Erstellung einer
Eisenbahnbau- und Betriebsordnung gestellt, an der Novellierung der
Eisenbahnkreuzungsverordnung werkt das BMVIT rekordverdächtig lange und
erfolglos, die Sanierung der vom VwGH aufgrund von Verfahrensmängeln
aufgehobenen Bescheide zum Lainzer Tunnel hat über 3 Jahre gedauert. Alles in
allem sind die Leistungen des BMVIT besonders im Eisenbahnbereich weithin als
unzureichend zu qualifizieren. Zahlreiche Berichte des Rechnungshofes mit
massiven Mängellisten haben nicht dazu ausgereicht, die Qualität der Arbeit auf
ein für die SteuerzahlerInnen zumutbares Niveau zu heben. Lediglich durch
Kompetenzverlagerungen kam es in diesen Bereichen zu spürbaren Veränderungen.
Gleichzeitig wird
Steuergeld für finanzielle Zuwendungen an Spitzenbeamten eingesetzt. Nach wie
vor werden Ressortbedienstete als „Staatskommissäre“ mit finanziellen
Zuwendungen auf Kosten der SteuerzahlerInnen „belohnt“, obwohl deren
Dienstverträge bereits eine Abgeltung möglicher Mehr„leistungen“ vorsehen und
die „Tätigkeit“ als Staatskommissär damit bereits ein erstes Mal mehr als
ausreichend abgegolten ist. Da Staatskommissäre auch kein persönliches Risiko
tragen, ist es nicht einzusehen, tausende Euro als Zusatzeinkommen (ohne
verwertbare Gegenleistung) zu verschwenden, da dies schließlich zulasten der
SteuerzahlerInnen erfolgt. Daß nach wie vor vom Bundesminister für Verkehr,
Innovation und Technologie Mitarbeiter des Ministeriums als Staatskommissäre
benannt werden, könnte von der Öffentlichkeit als fortgesetzte Verschwendung
von Steuergeldern wahrgenommen werden und wäre daher dringend zu überdenken.
Bei weiteren, noch
fragwürdigeren Vorgängen gehen wir jedoch davon aus, dass der Verkehrsminister
und andere Regierungsmitglieder nicht darüber informiert sind und diese aus
diesem Grunde noch nicht abgestellt haben. Allerdings erlauben die im Folgenden
angeführten Sachverhalte Einblicke in die offenbar völlig fehlende Führung des
Ressorts. Da es sich um öffentliche Gelder handelt, sollten die dargestellten
Vorgänge auch für das BMF von Interesse sein.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
Im Jahr 2004 erschien
das Buch „Vom Teufelswerk zum Weltkulturerbe, 150 Jahre Semmeringbahn“, ISBN
3-901407-73-1. Im regulären Verkauf, z.B. bei der Ausstellung "150 Jahre
Semmeringbahn" bis 1. November
2004, wurden nicht allzu viele Exemplare verkauft.
1. Können Sie ausschließen, dass die SCHIG, die
im Eigentum des Bundes steht und diesem auch im Rahmen ihrer gesetzlich
gedeckten Tätigkeit beträchtliche Kosten verursacht, dieses Buch in großer
Stückzahl angekauft hat? Wenn nein: Welche Informationen liegen Ihnen zu diesem
Vorgang vor?
2. Können Sie ausschließen, dass einem der
Herausgeber des Buches, der zugleich Aufsichtsrat der SCHIG und Beamter des
BMVIT ist, durch diesen „Großeinkauf“ der SCHIG ein (weiteres) Zusatzeinkommen
entstanden ist?
3. Können Sie ausschließen, dass dieses möglichen
Zusatzeinkommen für einen Aufsichtsrat der SCHIG bei der Zuerkennung
leistungsabhängiger Komponenten der Entlohnung von SCHIG-Vorständen ein Rolle
gespielt hat, wenn ja, auf welcher Grundlage?
4. In welchen beiden Jahren wurde zuletzt die
leistungsabhängige Komponente der Entlohnung der SCHIG-Vorstände nicht
zuerkannt?
5. In welcher Funktion und Organisationseinheit
war der derzeitige Leiter der Revision des BMVIT zuvor Ihren Informationen nach
im BMVIT tätig?
6. Waren in dieser Organisationseinheit des BMVIT
Ihren Informationen nach auch als Aufsichtsräte der SCHIG fungierende
BeamtInnen tätig, und wenn ja, welche Konsequenzen werden Sie daraus
hinsichtlich der Aufklärung der dargestellten Vorgänge ziehen?
7. Wie stehen Sie zur Annahme von Geschenken und
Vergünstigungen durch RessortmitarbeiterInnen, welche Regelungen werden dazu in
Ihrem Haus angewandt und was ist Ihnen im Vergleich zB zum Vorgehen im BMVIT
bekannt?
8. Was können Sie dazu beitragen, dass im BMVIT
für transparente, saubere und unverfilzte Strukturen gesorgt wird und dadurch
mögliche Vorgänge zulasten der SteuerzahlerInnen oder des Bundesbudgets wirksam
verhindert werden?
9. Hat Ihre wiederholte Kritik an der
mangelhaften Berücksichtigung der Vorgaben des Bundeshaushaltsgesetzes bei
Gesetzesentwürfen des BMVIT bereits zu einer für Sie wahrnehmbaren
Intensivierung des Qualitätsstrebens an der BMVIT-Spitze, insbesondere im
Eisenbahnbereich, gesorgt?