2924/J XXII. GP
Eingelangt am 15.04.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Renate Csörgits
und GenossInnen
an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen
betreffend Gefahr durch tödliche Grippeviren A/H2N2
Laut
WHO wurden vom College of American Pathologists (CAP) an 3.747 Labore in 18
Ländern der Welt, Proben der tödlichen Grippeviren H2N2 versendet, obwohl
A/H2N2 seit
40 Jahren nicht mehr aktiv ist. Ein kanadisches Labor hatte bei sich Spuren von
A/H2N2
entdeckt und am 26. März Alarm geschlagen.
Zweck des Versands: Die Labors sollten daran ihren
Influenza-Routinetest erproben, als Teil
einer Qualitätskontrolle
für die Beibehaltung beziehungsweise Erlangung des CAP-
Zertifikats.
Die
meisten betroffenen Labore befinden sich in Nordamerika, aber auch
Einrichtungen in
Asien, Europa, dem Nahen Osten und
Südamerika bekamen Proben. In Deutschland erhielten
nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) sechs
Forschungseinrichtungen die
Virenstämme. Betroffen sind Labore in
Hessen, Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-
Pfalz.
In der „Süddeutschen Zeitung" vom 13. April 2005, auf der Seite 3 steht zu lesen:
„Die
US-Behörden hätten Ermittlungen dazu aufgenommen, wie es zu dem Fehler der US-
Forschungseinrichtung kommen konnte, sagte
WHO-Sprecherin Cheng. Es sei "etwas
ungewöhnlich, dass sie einen Virusstamm von 1957 wählten", um ihn
an die Labore weltweit
zu versenden.
WHO-Grippeexperte
Stöhr sprach von einer "unklugen und unglücklichen" Entscheidung.
Der US-Grippeexperte Robert Webster
beklagte den "schrecklichen, schrecklichen Fehler".
Laut
WHO gibt es bisher keine Hinweise darauf, dass sich Mitarbeiter in den Labore
mit dem
hochinfektiösen Virus angesteckt hätten. Wenn die in derartigen
Forschungseinrichtungen
vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen
eingehalten würden, sei die Gefahr gering, dass
sich jemand infiziere.
"Auch das Risiko für die allgemeine Bevölkerung
wird als gering eingestuft", erklärte die
Weltgesundheitsorganisation."
In der Tageszeitung „Der Standard" vom 14. April 2005, stand zu lesen:
„.... Nach bisherigen Erkenntnissen haben Menschen,
die nach 1968 geboren
wurden, keine
oder kaum Abwehrkräfte gegen das alte Virus, auch derzeitige Schutzimpfungen,
die auf
das neue Virus abgestimmt sind, wirken nicht Dennoch ist die
Gefahr einer Pandemie sehr
gering, erklärte Mittwoch Franz Xaver Heinz, Vorstand des Instituts für
Virologie der
Wiener
Medizinuniversität: "Die Sicherheitsvorkehrungen in den Labors sind sehr
gut."
Warum aber überhaupt ein alter Strang verschickt wurde, kann sich Heinz
nicht erklären:
"Zu Kontrollzwecken braucht man neue Virenstränge." Man könne
schließlich nicht Apfel mit
Birnen vergleichen. ..."
Aus
Sorge vor einer weltweiten Grippe-Epidemie hat die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) alle Labore dringend aufgefordert, die Proben des Erregers zu vernichten.
Da das Virus A/H2N2 als Biowaffe eingesetzt
werden könnte, hat die WHO die
Öffentlichkeit erst nach der Rückrufaktion informiert.
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für
Gesundheit und
Frauen nachstehende
Anfrage:
1.
Wann
und von wem haben Sie von der Rückrufaktion der WHO erfahren?
2.
Welche
Schritte haben Sie in diesem Zusammenhang wann gesetzt?
3.
Wenn
Sie erst durch die Medienberichterstattung auf die unfassbare Vorgangsweise
aufmerksam geworden sind; welche Schritte des Protestes werden Sie - in Bezug
auf
die nicht zeitgerecht erfolgte Verständigung - auf WHO-Ebene setzen?
4.
Wurde
der Influenza-A-Virus H2N2 vom CAP an österreichische Labore zur
Erlangung des CAP-Zertifikats gesandt?
a)
Wenn
ja, an welche?
b)
Wenn
nein, wie können Sie das ausschließen?
5.
Welche
Vorkehrungen werden auf EU-Ebene getroffen, damit solche oder ähnliche
Krankheitserreger künftig nicht nach Österreich gelangen können?
6.
Welche Vorkehrungen werden Sie auf nationaler Ebene
veranlassen, damit solche
oder ähnliche
Krankheitserreger künftig nicht nach Österreich gelangen können?
7.
Welche
Vorkehrungen werden Sie auf WHO-Ebene betreiben, damit solche oder
ähnliche Krankheitserreger nicht nach Österreich gelangen können?
8.
Welche Vorkehrungen werden Sie auf EU-, WHO- und
nationaler Ebene setzen,
damit künftig
sichergestellt ist, dass die bedrohte Bevölkerung entsprechend
informiert und vorgewarnt werden kann?