305/J XXII. GP

Eingelangt am 10.04.2003
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Anfrage

des Abgeordneten Grünewald, Freundinnen und Freunde

an den Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen

betreffend Facharzt für Medizinische Genetik

Die Medizinische Genetik hat sich zu einem wichtigen medizinischen
Querschnittsfach entwickelt. Die Möglichkeiten auf dem Gebiet der medizinisch-
genetischen Versorgung nehmen rapide zu, stellen aber eine erhebliche
Herausforderung an Ärztinnen und Gesundheitssystem dar. Eine zentrale Rolle
spielt hierbei die Ärztinnenausbildung.

Medizinische Genetik ist inzwischen in 22 europäischen Ländern als eigenständiges
Sonderfach anerkannt.

In Österreich existiert derzeit nur die Möglichkeit des Erwerbes des Zusatzfacharztes
„Humangenetik". Die 2-jährige Ausbildung zum Aditivfacharzt/ärztin „Humangenetik"
als Zusatz zu einem einzelnen Sonderfach ist jedoch der 5-jährigen Ausbildung zum
Sonderfach „Medizinische Genetik" bzw. „Humangenetik" in anderen europäischen
Ländern nicht gleichzusetzen.

Die Schaffung eines Sonderfaches „Medizinische Genetik" könnte z.B. durch
Umbenennung des derzeitigen Facharztes/Fachärztin für „Medizinische Biologie" in
Facharzt/ärztin für „Medizinische Genetik" geschehen.
Der Facharzt/ärztin für Medizinische Biologie kann in Österreich an drei
Universitätsinstituten, nämlich dem Institut für Medizinische Biologie der Universität
Wien, sowie den Instituten für Medizinische Biologie und Humangenetik der
Universitäten Graz und Innsbruck erlangt werden.

Seit Jahren werden an diesen Instituten genetische Beratungen von Patientinnen,
klinisch genetische Symptomabklärungen und genetische Diagnostik angeboten.
An allen drei Instituten ist die Medizinische Genetik inzwischen Schwerpunkt in
Forschung, Lehre und Ausbildung und schließt die direkte Patientenversorgung ein.
Die vorgeschlagene Änderung der Facharztbezeichnung würde daher eine
Anpassung an die Realität bedeuten und österreichischen Ärzte internationale
Chancengleichheit bringen.

Sorge zu tragen ist, dass neben den naturwissenschaftlichen, medizinischen und
juristischen Ausbildungsinhalten auch psychologische und ethische Aspekte im
Sinne einer breiten Querschnittsthematik berücksichtigt werden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 


ANFRAGE:

1) Stimmen Sie der Empfehlung der „European Society of Human Genetics" zu,
in allen europäischen Staaten, in denen dies bisher nicht der Fall ist,
Medizinische Genetik als eigenes Sonderfach einzurichten?

2) Ist Ihnen bewusst, dass Österreich eines der wenigen Länder in Europa ist, in
denen es keinen Facharzt für Medizinische Genetik gibt?

3) Planen Sie die Schaffung eines Facharztes für Medizinische Genetik?
Wenn nein, warum nicht?
Wenn ja, bis wann?

4) Wie stehen Sie dazu, unter Einbeziehung zusätzlicher Ausbildungsinhalte wie
z.B. Psychologie, „durch Umbenennung des derzeitigen Sonderfaches
„Medizinische Biologie" ein Sonderfach „Medizinische Genetik" zu schaffen?