349/J XXII. GP
Eingelangt am 29.04.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Mag. Christine Muttonen
und
GenossInnen
an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur
betreffend Albertina
Die Albertina, die im Jahr 1993 für den Ausstellungsbetrieb geschlossen
worden war, wurde
im März d. J. wieder eröffnet. Die Sanierungsarbeiten, die immer noch nicht zur
Gänze
abgeschlossen sind, haben etwa 10 Jahre in Anspruch genommen. In diesem
Zeitraum war die
Graphische Sammlung Albertina, die zu den wertvollsten, größten und
kunsthistorisch
geschlossensten graphischen Sammlungen der Welt zählt, für die Öffentlichkeit
nicht
zugänglich. Finanziell wurden für die Renovierung der Albertina keine Kosten
gescheut.
Medienberichten zufolge sollen etwa 100 Millionen Euro (1,376 Mrd. Schilling)
in die
Renovierung investiert worden sein (Sonderausgabe Kurier, 6.3.2003). Aufwendig
dürfte
insbesondere die Renovierung der Prunkräume gewesen sein, die nun zu
besichtigen sind.
Beispielsweise sollen rund 20 Kilometer Goldleisten erneuert worden sein (OTS
164,
13.3.2003). Zudem verfügt die Albertina nun über relativ großzügige
Ausstellungsflächen.
Der Sonderausgabe des Kurier vom 6. März 2003 ist zu entnehmen, dass die
Basteihalle ca.
1000 m2,
die Propter-Homines-Halle ca. 1000 m2 und die Pfeilerhalle 500 m2
umfasst.
Insgesamt ergibt
das eine Ausstellungsfläche von 2500 m2, die künftig zu
„bespielen" ist.
An sich ist es erfreulich, dass in Wien nun weitere Prunkräume der
Habsburger zu sehen sind
Auch die aktuelle Ausstellungsgestaltung - Edvard Munch, einer der Wegbereiter
des
Expressionismus,
die Fotoschau „Das Auge und der Apparat" und die Ausstellung mit
Werken
Roberte Longos - ist durchaus gelungen. Wer allerdings auf der Suche nach dem
ist,
wofür der Name der Albertina steht - die graphische Sammlung und ihre
Meisterwerke - der
wird enttäuscht. Denn diese sind in der Albertina nach wie vor nicht zu
besichtigen. Die
Albertina, so der Eindruck, der sich dem Besucher bietet, ist zu einer großen
Ausstellungshalle
für moderne Kunst in historischem Gemäuer geworden. Ein Blick auf die
weiteren Ausstellungsvorhaben zeigt (siehe OTS vom 13. März 2003), dass dies
auch in
Zukunft so
bleiben soll. Der Schwerpunkt ist offenbar im Bereich der klassischen Moderne
angedacht.
Lediglich fallweise werden Teile der Sammlung zu besichtigen sein.
Wenige Wochen nach Eröffnung der Albertina ist nun zwischen der
verantwortlichen
Ressortchefin Bundesministerin Gehrer und dem Direktor der Albertina Klaus
Albrecht
Schröder ein Streit über die künftige Finanzierung der Albertina entbrannt.
Direktor Schröder
fordert eine Aufstockung der Basisabgeltung, die zur Zeit bei 5,1 Millionen
Euro liegt. Die
Albertina mit
ihren 3 Ausstellungshallen, könne mit dem vorhandenen Budget nicht betrieben
werden. Weitere 2,1 Millionen Euro, vom zuständigen Ressort angeblich schon
zugesagt
(siehe der
Standard vom 25. April 2003), seien erforderlich. Da in den Budgets für die
Jahre
2003 und 2004
nun doch keine Aufstockung der Basisabgeltung vorgesehen sein dürfte, sagte
Direktor
Schröder die einzige Ausstellung, die tatsächlich nur mit Werken der Albertina
bestückt worden wäre („Raffael bis Goya - Meisterwerke der Albertina"),
ab.
Das Bundesmuseen-Gesetz sieht in §8(1) vor, dass der Geschäftsführer
eines
Bundesmuseums
jährlich für jeweils vier Jahre ein Arbeits- und Budgetprogramm zu erstellen
hat, das insbesondere die von der Anstalt angestrebten Ziele, die von ihr
verfolgten Strategien,
die der Anstalt zugrundeliegende Organisation einschließlich der Pläne für
Personal- und
Sachmitteleinsatz, für die Investitionsvorhaben und für die Finanzierung zu
enthalten hat.
Dieses ist
nach Genehmigung des Kuratoriums dem Bundesminister für Unterricht und
kulturelle Angelegenheiten zur Genehmigung vorzulegen.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin
für Bildung,
Wissenschaft und Kultur nachstehende
Anfrage:
1. War zum Zeitpunkt, als der
Beschluss zur Renovierung der Albertina gefasst wurde,
beabsichtigt, dass die Graphische Sammlung nach der Renovierung in der Albertina
selbst nicht
zu besichtigen sein würde?
2. Wenn
ja, welche Gründe gibt es dafür? Wenn nein, wann und weshalb wurde von der
Absicht, die
Graphische Sammlung weitgehend der Öffentlichkeit zugänglich zu
machen,
Abstand genommen?
3. Entschädigt die Tatsache, dass die historischen Prunkräume der Habsburger nun
erstmals zur Gänze für die Öffentlichkeit zugänglich sind, dafür, dass
die graphische
Sammlung nach
wie vor nicht zu besichtigen ist?
4. Haben Sie für das Konzept, dass Bestände der Albertina nur gelegentlich in
Wechselausstellungen zu besichtigen sind, die Albertina darüber hinaus
aber einen
Schwerpunkt in der Präsentation der klassischen Moderne setzt, Ihre Zustimmung
gegeben?
5. Werden
seitens des Albertina weiterhin Leihgaben ins In- und Ausland vergeben? Wenn
ja, in welchem
Ausmaß?
6. Wie
wird seitens Ihres Ressorts das Profil für die Graphische Sammlung Albertina
definiert?
7.
Gibt es Besucher, die das
Eintrittsgeld zurückverlangen, da die Graphische Sammlung
der Albertina nicht zu besichtigen ist?
8. Welches Bundesmuseum ist für die Präsentation der klassischen Moderne zuständig?
9. Macht
es Ihrer Auffassung nach Sinn, dass eine Reihe von Bundesmuseen und andere
Ausstellungshäuser im Wiener Raum Ausstellungen in diesem Bereich präsentieren
und
sich damit beim Einkauf diverser „Blockbuster-Ausstellungen" gegenseitig
Konkurrenz
machen?
10.
Findet, was die Ausstellungstätigkeit
der Bundesmuseen betrifft, seitens Ihres Ressorts
eine Koordinierung statt? Wenn ja, seit wann und in welcher Form?
11.
Sind andere Museen und
Ausstellungshäuser im Wiener Raum in diese Koordinierung
einbezogen?
12. Welchen Betrag hat der Bund in die Renovierung der Albertina investiert?
13.
Aus welchen Budgetmitteln erfolgte
die Finanzierung? (bitte Anteile der Ressorts
einzeln auflisten)
14. Weshalb hat die Albertina 3 Ausstellungshallen für Wechselausstellungen?
15.
Gibt es eine
längerfristige Kalkulation mit welchen Kosten zu rechnen ist, wenn
laufend Wechselausstellungen gezeigt werden, die überwiegend nicht aus den
Beständen der Albertina stammen? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, mit welchem
Ergebnis?
16. Stimmt
es, dass für den Einbau der Ausstellungshalle im oberen Stockwerk der
Denkmalschutz
aufgehoben wurde?
17. Welchen
Anteil an den Renovierungskosten hatte die Renovierung der historischen
Prunkräume?
18. Ist die Renovierung und Ausstattung der Prunkräume originalgetreu erfolgt?
19. Wie
hoch sind die Kosten für die Munch-Ausstellung (Leihgebühr, Transport und
Versicherung), die zur Zeit zu besichtigen ist?
20. Wurde
seitens der Albertina, die im Jahr 2000 die Vollrechtsfähigkeit erlangte, ein
Arbeits- und
Budgetprogramm für vier Jahre vorgelegt? Wenn nein, warum nicht?
21. Wurde
dieses Programm vom Kuratorium und von Ihnen genehmigt? Wenn nein,
warum nicht?
22. Welche Ausstellungen sind demnach für 2003 und 2004 geplant?
23. Ging
dieses Arbeits- und Budgetprogramm von einem jährlichen Budget von 5,1
Millionen Euro
für 2003 und 2004 oder von einem Budget von 7,11 Millionen Euro
aus?
24. Ist
es zutreffend, dass seitens der zuständigen Sektionsleiterin eine Erhöhung der
Finanzierung
um 2,1 Millionen Euro für die Albertina zugesagt war?