3631/J XXII. GP

Eingelangt am 16.11.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

ANFRAGE

der Abgeordneten G A S S N E R

und GenossInnen

an den Bundesminister für Finanzen

betreffend Umsiedelung der Linzer Finanz- und Zolldienststellen

Die Linzer Finanz- und Zolldienststellen sollen It. Informationen aus dem Finanzministerium in den
geplanten Terminal Tower am Linzer Bahnhof umgesiedelt werden. Das Bauprojekt wird von der
Raiffeisenlandesbank Tochter Real Treuhand gemeinsam mit der Baufirma Porr und der Raiffeisen
Leasing realisiert. Der Terminal Tower soll als neuer zentraler Standort des neuen "Finanzzentrums
Linz" dienen.

Bei der geplanten Übersiedelung aller Finanz- und Zolldienststellen wurden aber offenbar einige
wichtige Aspekte negiert. Insgesamt wäre eine Übersiedlung in der geplanten Form hauptsächlich
für den Bauträger selbst von Nutzen.

Eine interne Information des BMF (Titel „Finanzzentrum Linz - Neustart") von Oktober 2005 zeigt
auf, dass sich die Mietkosten deutlich erhöhen werden, und zwar von 2.189.436 Euro (derzeitige
gesamte Jahresmiete plus Betriebskosten) auf 2.626.301 Euro (voraussichtliche gesamte
Jahresmiete plus Betriebskosten). Allerdings bei wesentlich verringerter Nutzfläche: die würde sich
nämlich von derzeit 23.478 m2 auf 13.450 m2 reduzieren! Insgesamt würde es zu einer
Verdoppelung (!) des m2-Mietpreises kommen.

Mit dem geplanten Projekt soll das Finanzamt Urfahr als größter Standort des FA Freistadt-
Rohrbach-Urfahr im Wirtschaftsraum Linz untergebracht werden. Das widerspricht den bisher
vorgetragenen Argumenten zur Reform der Finanzämter und lässt befürchten, dass Standorte von
anderen Wirtschaftsräumen in Oberösterreich ebenfalls nach Linz zentralisiert werden.

Nicht eingeplant wurde offenbar die Verkehrssituation und die mangelnden Parkmöglichkeiten: Für
ca. 900 Bedienstete sollen nur etwa 270 Parkmöglichkeiten zur Verfügung stehen, die zu
erwartende Ballung des Kundenverkehrs wird die Verkehrs- und Parkplatzsituation dramatisch
verschärfen, so die Prognosen.

Der Verdacht liegt nahe, dass vor allem die beteiligten Unternehmen durch dieses Bauvorhaben
profitieren würden, während gleichzeitig die Bediensteten der Finanz- und Zolldienststellen deutliche
Einbußen bei der Arbeitsplatzqualität hinnehmen müssten.

Auch die Kundinnen der genannten Stellen würden u.a. unter der massiv eingeschränkten
Parkmöglichkeit und den reduzierten Raumkapazitäten leiden und ansonsten keinerlei Vorteile durch
die Übersiedlung haben.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Finanzen folgende

Anfrage:

1.              Wurde der Vertrag bzgl. Einmietung des „Finanzzentrums Linz" in den Terminal Tower bereits
geschlossen?

2.              Wenn nein: gibt es derartige Absichten, Vorverträge, letters of intent oder Ähnliches?

3.              Wieso wurde bereits in der Planung eine drastische Erhöhung der Mietkosten bei gleichzeitiger
Minimierung von Mietflächen in Kauf genommen (gemäß dem in der Begründung zitierten
Dokument des BMF)?

 


4.       Werden im geplanten Terminal Tower die Linzer Finanz- und Zolldienststellen die einzigen Mieter
aus dem öffentlichen Bereich sein, oder ist auch die Einmietung anderer öffentlicher Stellen, wie
bspw. Finanzämter aus anderen oberösterreichischen Wirtschaftsräumen, vorgesehen?

5.               Schließen Sie aus, dass eine weitere Zentralisierung der Finanzverwaltung für OÖ geplant ist
bzw. in nächster Zeit - wie obiges Beispiel zeigt - erfolgt?

6.               Wurden andere Standorte, die bereits im Gespräch für ein Projekt „Finanzzentrum Linz" waren, in
Betracht gezogen (bspw. Kaindlgründe)?

7.               Wenn ja: welche Kosten sind im Zusammenhang damit entstanden?

8.               Warum sollen alle Linzer Finanz- und Zolldienststellen zu ungünstigeren Bedingungen als vorher
an einem zentralen Standort untergebracht werden?

9.               Was sind hierbei die Vorteile für die Kundinnen bzw. für die Bevölkerung?

10.         Was sind hierbei die Vorteile für die Bediensteten bzw. die einzelnen Dienststellen?

11.         Was spricht - wie von der Personalvertretung vorgeschlagen - gegen eine Generalsanierung und
Beibehaltung der bestehenden Standorte?

12.         Wenn das Projekt „Finanzzentrum Linz" verwirklicht werden sollte: was geschieht mit den
derzeitigen Objekten, soweit sie im Besitz der Bundesimmobiliengesellschaft sind?

13.   Können Sie ausschließen, dass die öffentliche Hand Provisionen an Dritte zahlen muss, wenn das
oben beschriebene Projekt realisiert wird?