3675/J XXII. GP
Eingelangt am 06.12.2005
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mag. Maier
und GenossInnen
an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen
betreffend „Abhängigkeitserkrankungen — Kaufsucht (Shopping-Sucht)“
Es gibt in unserer Gesellschaft immer mehr Möglichkeiten in Abhängigkeiten zu geraten.
Nach
einem Bericht der österreichischen Ärztezeitung (25.02.2004) wird das Spektrum
der
Abhängigkeitskrankungen immer größer: Neben
einem breiteren polytoxikomanen Gebrauch
legaler oder illegaler Substanzen nehmen nicht substanzgebundene
Abhängigkeiten wie
Internet-, Ess-, Sex- sowie Kauf- und Spielsucht zu.
Ein
besonderes und zunehmendes Problem in allen Generationen stellt aus
Expertensicht die „Kaufsucht“ dar: Die im Dezember 2004 veröffentlichte
AK-Studie
wies nach, dass junge ÖsterreicherInnen - vor allem Frauen - stark
kaufsuchtgefährdet
sind.
„Jede zweite junge Frau zwischen 14 und 24 Jahren
kaufsuchtgefährdet, 38 Prozent
Betroffene bei
jungen Männern - Vorbeugende Maßnahmen nötig.
In
der Vorweihnachts- und Ausverkaufszeit ist die Versuchung besonders groß: Viele
KonsumentInnen verfallen dem Kaufrausch. Eine von der AK erstmals in Österreich
repräsentativ durchgeführte Studie in Kooperation mit der Uni
Stuttgart-Hohenheim zeigt
erschreckende Ergebnisse: Jede vierte ÖsterreicherIn ist kaufsuchtgefährdet.
Zudem sind
besonders junge Menschen, speziell Frauen,
extrem betroffen: So ist jede zweite junge Frau
im Alter zwischen 14 und 24 kaufsuchtgefährdet, bei den Burschen sind es
38 Prozent.
„Kaufsuchtgefährdung
ist unabhängig von Einkommen, Beruf, Wohnort oder Ausbildung“.
Gekauft würden oft unnötige Dinge. Überdies
kann Kaufsucht schnell in den Teufelskreis der
Überschuldung führen. Bereits jetzt ist eine Reihe von Jugendlichen
überschuldet“.
(AK 20.12.2004)
Die AK forderte daher Schutz für kaufsuchtgefährdete KonsumentInnen:
•
Entwicklung
eines Präventionsprogramms für Kaufsuchtgefährdete
•
verpflichtender
Unterrichtsgegenstand Verbraucherbildung in Schulen
•
mehr Geld für die österreichischen
Schuldnerberatungsstellen für präventive
Maßnahmen für
kaufsuchtgefährdete und überschuldete KonsumentInnen.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die
Bundesministerin für Gesundheit und
Frauen nachstehende
Anfrage:
1. Liegen Ihnen konkrete Zahlen vor, wie viele
Menschen in Österreich „kaufsüchtig“
sind (Aufschlüsselung
männlich / weiblich)?
Wenn nein, wie hoch werden diese geschätzt?
2. Liegen Ihnen konkrete Zahlen vor, wie viele
Jugendliche in Österreich bereits
„kaufsüchtig“ sind (Aufschlüsselung männlich / weiblich)?
Wenn nein, wie hoch werden diese geschätzt?
3.
Wie
wird seitens Ihres Ressorts „Kauftsucht“ definiert?
4.
Welche Ursachen führen Ihrer Meinung nach in die
Kaufsucht, insbesondere bei
Jugendlichen?
5.
Welche sozialen Probleme sind Ihnen im Zusammenhang mit
der Kaufsucht bekannt?
6.
Wenn keine Zahlen vorliegen - werden diesbezügliche
Studien in Auftrag gegeben bzw.
werden
Sie diesbezügliche Projekte fordern? Wenn ja, in welcher Form?
7.
Sind Ihnen Studien anderer EU-Mitgliedsstaaten bekannt,
die sich der Problematik der
Kaufsucht befassen?
Wenn ja, in welcher Form?
8.
Wird Kaufsucht in Österreich als Krankheit anerkannt und
die Behandlung bzw.
Gruppentherapie
durch die Krankenkasse bezahlt?
9.
Wenn nein, warum nicht?
10. Wenn ja,
unter welchen Bedingungen?
11.
Sehen Sie als Verpflichtung der
Sozialversicherungsträger an, die Kosten für eine
entsprechende diese
Therapie zu übernehmen? Wenn nein, warum nicht?
12.
Wie viele Psychotherapeuten bzw. Fachärzte behandeln in
Österreich Kaufsüchtige
(ersuche um
Aufschlüsselung auf die Bundesländer)?
13.
Welche Haltung nimmt die WHO zu dieser Sucht ein? Welche
Haltung nimmt dazu die
EU-Kommission ein?
14.
Wo gibt es therapeutische, stationäre oder ambulante
Einrichtungen (Aufschlüsselung auf
Bundesländer)?
15.
Wie hoch liegt der Erfolg bei einer ambulanten oder
stationären Therapie (Aufschlüsselung
auf Bundesländer)?
16.
Wie viele Therapieplätze gibt es in Österreich (jeweils
Aufschlüsselung auf
Bundesländer)?
17.
Wer ist in Österreich für die Beratung und Betreuung
dieser Sucht zuständig (z.B.
Sozialmedizinischer
Dienste)?
18.
Welche Organisationseinheit ist in Ihrem Ministerium für
die Bekämpfung dieser
Sucht
zuständig?
19.
Welche Möglichkeiten ergeben sich zur Behandlung von
Kaufsüchtigen für
niedergelassene
Ärzte oder entsprechend ausgebildete Fachärzte oder Psychotherapeuten
nach
dem Gesundheitsreformgesetz?
20. Welche
Maßnahmen planen Sie aus gesundheitspolitischen Gründen 2005 und 2006 zur
Bekämpfung der „Kaufsucht“? Welche präventiven
Aktivitäten sind geplant?
21.
Halten Sie zur Bekämpfung dieser Sucht weitere
legislative Maßnahmen eventuell
gemeinsam
mit anderen Ressorts - für notwendig?
22.
In welcher Form werden Sie die Öffentlichkeit -
insbesondere Jugendliche - auf die
Problematik dieser Suchterkrankung aufmerksam machen?