3812/J XXII. GP

Eingelangt am 24.01.2006
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Dobnigg

und GenossInnen

an den Herrn Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie

betreffend Schließung von WC-Anlagen in steirischen Bahnhöfen

Laut Schreiben der ÖBB an die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden sollen die
öffentlichen WC-Anlagen in den Bahnhöfen Mautern, Kalwang und Wald am Schoberpass
mit 1. Februar 2006 geschlossen werden. Falls die Gemeinden Interesse am Weiterverbleib
der WC-Anlagen haben, könnten diese - so die ÖBB in ihrem „großzügigen" Angebot - in die
„Obsorge der kommunalen Verwaltung" übergeben werden. Auf der WC-Schließungsliste
sollen auch die Bahnhöfe Leoben-Göss und Hinterberg stehen.

Mit diesem Vorgehen befinden sich die ÖBB laut der „Kleinen Zeitung" vom 19. Jänner 2006
„auf dem Weg zurück in die Urzeit". Denn zu einem modernen Kundenservice gehört
selbstverständlich, dass man im Interesse der Kunden bereit ist, in die Reinigung der WC-
Anlagen, die den ÖBB nun zu teuer sind, zu investieren. Hier zu sparen, zeigt die negative
Einstellung der ÖBB zu ihren Kunden. Das ist kein zukunftsweisender Weg. Auf der einen
Seite wird Werbung für das Umsteigen vom Auto auf die Bahn gemacht, und auf der anderen
Seite stehen die Kunden dann vor geschlossenen WC-Türen. Und das Abschieben von
Betriebspflichten einfach auf die Gemeinden ist inakzeptabel.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an den Herrn Bundesminister für Verkehr,
Innovation und Technologie folgende

Anfrage

1.             Seit wann ist Ihnen bekannt, dass die ÖBB die öffentlichen WC-Anlagen in den Bahnhöf-
en Mautern, Kalwang und Wald am Schoberpass mit 1. Februar 2006 schließen wollen?

2.             Stimmt es, dass auch die Bahnhöfe Leoben-Göss und Hinterberg auf der WC-Schließ-
ungsliste stehen?

3.             Welche Bahnhöfe in der Steiermark sind noch von diesen WC-Schließungslisten in wel-
chem Zeitraum betroffen?

4.             Auf wie vielen Bahnhöfen in ganz Österreich wurden seit dem Jahr 2000 WC-Anlagen ge-
schlossen?

5.             Wie viele Bahnhöfe sollen in Zukunft in ganz Österreich noch ihre WC-Anlagen verlier-
en?

6.             Wie beurteilen Sie diese kundenfeindliche Vorgehensweise der ÖBB?

7.             Wo und wie sollen die Menschen, die auf einen Zug warten, in Zukunft ihre Notdurft
verrichten, wenn das Klo zugesperrt ist?


8.            Werden Sie bzw. die ÖBB Personen, die aus Alters- oder Gesundheitsgründen ihre
menschlichen Bedürfnisse nicht so gut kontrollieren bzw. nicht so lange aufschieben
können, entgegenkommen, damit sie nicht leiden müssen bzw. damit die nähere Umgeb-
ung der Bahnhöfe bzw. das Bahnhofsgelände angesichts einer fehlenden WC-Anlage nicht
hygienisch beeinträchtigt wird? Wenn ja, wie? Wenn nein, warum nicht und wer soll dann
für die erhöhten Reinigungskosten außerhalb der alten WC-Anlagen und im näheren
Umfeld der Bahnhöfe aufkommen?

9.            Wie können Sie das Schließen von WC-Anlagen auf Bahnhöfen mit den Bahnhofsoffen-
siven in Einklang bringen?

10.     Sind Sie der Meinung, dass durch eine derartige Vorgangsweise das teuer beworbene
Bahnfahren attraktiver wird?

11.     Haben Fahrgäste, die auf kleineren Bahnhöfen in die Züge aus- und einsteigen, einen ge-
ringeren Wert als Fahrgäste in größeren Bahnhöfen?

12.     Werden ÖBB-Fahrgäste, die hinkünftig WC-lose Bahnhöfe benützen, wenigstens einen
geringeren Fahrpreis bezahlen müssen, da sie ja auch ein geringeres Service bekommen?
Wenn ja, in welcher Höhe? Wenn nein, warum nicht?

13.     Welche Kosteneinsparungen erwarten sich die ÖBB durch die WC-Schließungen in den
einzelnen Bahnhöfen und in Summe für die Steiermark und für ganz Österreich?

14.     Sind Sie der Meinung, dass diese Summen es Wert sind, das Image des Unternehmens
ÖBB derart zu schädigen? Wenn ja, warum? Wenn nein, was werden Sie unternehmen,
um diese Vorgangsweise der ÖBB zu stoppen?

15.     Wie beurteilen Sie die Vorgangsweise der ÖBB, die Reinigung und den Betrieb von
Bahnhof-WCs den Gemeinden, die meist ohnehin in einer finanziell angespannten
Situation sind, noch zusätzlich aufzuhalsen?

16.     Welchen Gemeinden in Österreich haben die ÖBB bisher zu welchen Kosten und wann
die Übernahme ihrer WC-Anlagen aufgezwungen?