792/A(E) XXIII. GP

Eingebracht am 06.06.2008
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dl Klement, Dr. Graf und weiterer Abgeordneter

betreffend Männeranteil am Lehrpersonal in Pflichtschulen

Eine Analyse der Print- und Online-Medien aus dem deutschsprachigen Raum (Deutschland, Schweiz, Österreich) der letzten drei Jahre ergibt: Männer in der Grundschule sind ein Thema. In zahlreichen Artikeln über die im Schulsystem "benachteiligten Buben" werden die "Feminisierung" der Schule und das Fehlen von Lehrern als hauptsächliche Begründungen für die problematische Jungensituation und das Scheitern der Schüler angeführt.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung z. B. berichtete am 28. September 2003, dass sich zu dieser Frage einige Kultusminister dahingehend geäußert hätten, dass eine 'Feminisierung' der Schule stattfinde, denn 70 bis 80% der Grundschullehrer seien weiblich und so würden den Jungen männliche Rollenvorbilder fehlen. Diese Vermutung äußerten auch Lehrerinnen, die sich an Untersuchungen beteiligt hatten, nachdem ihnen die Ergebnisse vorgestellt worden waren.

In Österreich sind nach den Zahlen des BMUKK im Schuljahr 2006/07 an den Allgemeinbildenden Pflichtschulen von 71.803 Lehrern 56.880 Frauen gewesen, also fast 80%! An den Volksschulen sind von 31.679 insgesamt 28.393 Frauen, das sind fast 90% und an den Hauptschulen sind von 31.700 Lehrern 22.008 oder immer noch nahezu 70%.

Die Bildungspolitik sollte dieser umfassenden 'Feminisierung' der frühen Sozialisation durch eine mittlerweile fast ausschließlich weibliche Besetzung des Erzieher- und Grundschullehrerberufes entgegensteuern, indem gezielt Männer für diese Berufe als Nachwuchs geworben werden. Dazu müssen die gesellschaftlichen Investitionen in die frühkindliche und kindliche Erziehung im Vorschul- und Grundschulalter entschieden erhöht werden.

Die Ausbildung der Erzieher und Pflichtschullehrer sollte an Universitäten erfolgen, die pädagogische Ausbildung ist eine universitäre Ausbildung, die Bezahlung entsprechend angepasst und das Image dieser Berufe deutlich aufgewertet werden. Dies entspricht auch den Erkenntnissen aus PISA und anderen internationalen Schulleistungsstudien der letzten Jahre.


 

Die Vorteile von mehr Männern im Lehrpersonal kann unter anderem aus drei Perspektiven gesehen werden:

         aus der Schülerperspektive:
Lehrer sind männliche Vorbilder;

         aus der Frauenperspektive:

Frauen und Männer profitieren, wenn ein Arbeitsplatz ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis aufweist. Außerdem würden die Löhne vermutlich steigen, wenn mehr Männer Lehrer werden würden;

•    aus der Arbeitsmilieuperspektive:

Arbeitsplatzuntersuchungen haben ergeben, dass Personen auf einem Arbeitsplatz mit ausgeglichenem Geschlechterverhältnis weniger oft/kürzer in Krankenstand sind und das Wohlbefinden und damit die erbrachte Leistung steigen.

Kinder bzw. Schüler brauchen sowohl weibliche als auch männliche Vorbilder, was eine einigermaßen ausgeglichene Verteilung von Männern und Frauen im Lehrpersonal, wie auch in der Zusammensetzung der Bevölkerung völlig natürlich gegeben, erfordert.

Um das zu erreichen werden Veränderungen in der Rekrutierung und in der Ausbildung statt finden müssen.

Im Hinblick darauf stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, alle in Frage kommenden Maßnahmen einzuleiten, die geeignet sind, den Männeranteil am Lehrpersonal in Pflichtschulen angemessen zu erhöhen."

In formeller Hinsicht wird um die Zuweisung an den Gleichbehandlungsausschuss ersucht.