1080/AB XXIII. GP
Eingelangt am 17.08.2007
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BM für Unterricht, Kunst und Kultur
Anfragebeantwortung
Frau Geschäftszahl: BMUKK-10.000/0130-III/4a/2007
Präsidentin des Nationalrates
Mag. Barbara Prammer
Parlament
1017 Wien
Wien, 17. August 2007
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 1085/J-NR/2007 betreffend Einführung von Modellregionen zur Erprobung der Gesamtschule, die die Abg. Fritz Neugebauer, Kolleginnen und Kollegen am 22. Juni 2007 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:
Zu Frage 1:
Ich habe den Begriff „Neue Mittelschule“ eingeführt. Zu den Zielvorstellungen verweise ich auf die Beantwortung der Frage 2. Grundsätzlich ist anzumerken, dass die Pilotschulen der „Neuen Mittelschule“ zur Entwicklung einer neuen Lernkultur aktiv beitragen sollen. In diesem Zusammenhang sind auch neue Schwerpunktsetzungen im Bereich der Lehrerinnen- und Lehreraus-, -fort- und –weiterbildung an den Pädagogischen Hochschulen erforderlich. Die Lehrerinnen und Lehrer erfahren durch gezielte Fortbildung die nötige didaktische und methodische Unterstützung, um dieser Herausforderung gerecht werden zu können. Kernaspekt einer Neuen Lernkultur ist die Individualisierung, wie sie im Rahmen der Senkung der Klassenschülerhöchstzahl auf 25 angestoßen wurde. Arbeitsformen und Inhalte werden stärker als bisher auf einzelne Schülerinnen und Schüler und auf (Neigungs-)Gruppen mit besonderen Interessen oder Bedürfnissen zugeschnitten.
Zu Frage 2:
Die „Neue Mittelschule“ („Schule der Vielfalt“) soll eine Leistungsschule sein, in der verstärkt durch verschiedene Formen der inneren Differenzierung und durch temporäre äußere Differenzierung (Neigungsgruppen, Förderunterricht, …) auf Begabungen und Talente eingegangen wird. Schülerinnen und Schüler werden entsprechend ihren individuellen Möglichkeiten bestmöglich gefordert, aber nicht überfordert. Lehrerinnen und Lehrer sind dazu angehalten, Begabungen zu erkennen, Chancen zu eröffnen und Leistungen differenziert zu bewerten.
Der bei der Entwicklungsarbeit zur „Neuen Mittelschule“ zugrunde gelegte Differenzierungs-begriff geht von einer inneren Differenzierung ohne permanente Leistungsgruppen aus - dies ergibt sich auch aus den auf der Website des Ressorts kommunizierten Kriterien im Abschnitt „Modellregionen, Zeitplan, Evaluation, Kriterien“ (http://www.bmukk.gv.at/schulen/bw/nms/zp.xml).
Zu Fragen 3 und 4:
Privatschulen müssen auch heute schon – wollen sie beispielsweise das Öffentlichkeitsrecht in Anspruch nehmen – mit den gesetzlichen Vorgaben (und den Lehrplänen) wie sie für die öffentlichen Schulen gelten, entsprechend arbeiten; dies wäre nach Einführung der „Neue Mittelschule“ entsprechend anzuwenden. Von einer Gefährdung der Privatschulen kann daher keine Rede sein. Privatschulen sind darüber hinaus als Pilotschulen in Modellregionen möglich und willkommen.
Zu Frage 5:
Die vorhandene Vielfalt an parallelen Schulangeboten löst nicht das Problem der frühen Selektion im Alter von 10 Jahren, welches derzeit bewirkt, dass die Humanressourcen der Schülerinnen und Schüler nicht optimal entwickelt werden (siehe auch die Ergebnisse der PISA - Studie). Darüber hinaus soll eine Qualitätsoffensive in allen Schulen helfen, die pädagogischen Kompetenzen bezüglich Individualisierung, Differenzierung und Förderdidaktik weiter zu entwickeln; auf das einschlägige Rundschreiben des Ressorts Nr. 9/2007 betreffend „Initiative „25+“: Individualisierung des Unterrichts, Persönlichkeit und Lernvoraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt stellen“ wird verwiesen (http://www.bmukk.gv.at/ministerium/rs/2007_09.xml).
Zu Frage 6:
Der jeweils aktuelle Planungsstand ist auf der Website des Ressorts unter „Modellregionen Überblick“ (http://www.bmukk.gv.at/schulen/bw/nms/mr.xml) abrufbar.
Zu Frage 7:
Ja, es wurden im Rahmen einer Informationskampagne im Juni 2007 bereits erste sehr konstruktive Gespräche geführt.
Zu Frage 8:
Siehe die Beantwortung der Frage 7. Im regionalen Kontext werden diese Gespräche von den, für die „Neue Mittelschule“ zuständigen Entwicklungskoordinatoren in den Landesschulräten veranlasst.
Zu Frage 9:
Auf Bundesebene haben im Rahmen einer Informationskampagne im Juni 2007 bereits sehr konstruktive Gespräche stattgefunden. Im regionalen Kontext werden diese Gespräche von den, für die „Neue Mittelschule“ zuständigen Entwicklungskoordinatoren in den Landesschulräten veranlasst.
Zu Frage 10:
Das ist derzeit noch nicht abschätzbar.
Zu Frage 11:
Primär sind Hauptschulen und allgemein bildende höhere Schulen an der Entwicklungsarbeit zur „Neuen Mittelschule“ beteiligt. Kooperationen mit ORG sind ebenfalls eine Möglichkeit den gemeinsamen Lehrereinsatz zu realisieren. An den Schnittstellen sind auch Kooperationen mit Volksschulen und weiterführenden Schulen möglich. Bestimmungen für eine verlängerte Volksschule sollen erarbeitet werden, um die Entwicklungsarbeit zum „Niederösterreichischen Modell“ zu ermöglichen.
Zu Frage 12:
Basis für die Entwicklungsarbeit sind die gültigen Lehrpläne, die bestehenden Regelungen zur Schulautonomie und allenfalls Schulversuchsregelungen sowie die unter Frage 2 dargestellten Kriterien.
Zu Frage 13:
Neben den traditionellen Lehrmaterialien sollen auch spezifische zu den pädagogischen Schwerpunkten der Entwicklungsarbeit angeboten werden. Eine Expertentagung zum Thema Individualisierung hat bereits stattgefunden.
Zu Frage 14:
Die „Neue Mittelschule“ wird eine Leistungsschule sein und soll auf Basis der Bildungsstandards differenziert Berechtigungen für die weiterführenden Schulen vergeben.
Zu Frage 15:
AHS- und HS-Lehrpersonal soll gemeinsam in den Pilotschulen arbeiten.
Zu Frage 16:
In der Entwicklungsphase wird das individuell mit der jeweiligen Lehrperson verbundene Dienstrecht bzw. Besoldungsschema anzuwenden sein. Notwendige Modifizierungen werden vorbereitet.
Zu Frage 17:
Die Entwicklungsarbeit zur „Neuen Mittelschule“ soll einen wissenschaftlich fundierten Beitrag zur Individualisierung von Bildungslaufbahnen und damit zu einer späteren, fundierten und zukunftsgerichteten Berufsentscheidung entlang der persönlichen Begabungen leisten.
Zu Frage 18:
Durch die Einführung eines neuen Hauptstückes IIb im Schulorganisationsgesetz soll die rechtliche Basis für die Einrichtung von Modellschulen der Neuen Mittelschule in Modellregionen geschaffen werden.
Zu Frage 19:
Die Kostenschätzung wird zur Zeit erarbeitet und hängt vom Umfang der Modelle ab.
Zu Frage 20:
Eine Kooperation mit den verschiedenen Schulerhaltern wird angestrebt.
Zu Frage 21:
Über eine allfällige Kostenteilung muss im Einzelfall beraten werden.
Zu Frage 22:
Die für die Senkung Klassenschülerhöchstzahl vorgesehenen Ressourcen können entsprechend dem Rundschreiben Nr. 9/2007 des Ressorts auch für Qualitätsentwicklung – auch im Rahmen der Entwicklungsarbeit zur „Neuen Mittelschule“ – eingesetzt werden.
Zu Frage 23:
Erste Modelle werden mit der konkreten Unterrichtsarbeit in einigen Regionen mit dem Schuljahr 2008/09 beginnen. Diesbezüglich wird auch auf die Website des Ressorts unter „Modellregionen Überblick“ (http://www.bmukk.gv.at/schulen/bw/nms/mr.xml) hingewiesen (siehe auch die Beantwortung der Frage 6).
Zu Frage 24:
Zunächst für 4 Jahre mit der Option der Verlängerung.
Zu Frage 25:
Es gibt vielfältige Formen der inneren Differenzierung. Auf die Einführung von Leistungsgruppen als permanente Form äußerer Differenzierung wird im Rahmen der Entwicklungsarbeit zur „Neuen Mittelschule“ ausdrücklich verzichtet.
Zu Frage 26:
Eine begleitende Evaluierung ist – abhängig von den konkreten Entwicklungsschwerpunkten in den einzelnen Pilotschulen und Modellregionen – geplant (Details siehe: http://www.bmukk.gv.at/schulen/bw/nms/zp.xml)
Zu Frage 27:
Die Evaluation wird vom Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des Bildungswesens geplant und realisiert. Regional sind autonome Schwerpunktsetzungen bei der Evaluation möglich – diese müssen aber mit dem Gesamtkonzept abgestimmt sein.
Zu Frage 28:
Die Unterstufen der Gymnasien sollen in der Entwicklungsarbeit einbezogen werden, die Oberstufen bleiben bestehen.
Zu Frage 29:
Das Grundkonzept ist allen Modellregionen und Pilotschulen gemein, darauf aufbauend sind viele Varianten denkbar; zu ua. Grundkonzept und den optionalen Kriterien wird auf die Website des Ressorts (http://www.bmukk.gv.at/schulen/bw/nms/zp.xml) verwiesen.
Die Bundesministerin:
Dr. Claudia Schmied e.h.