1081/AB XXIII. GP

Eingelangt am 17.08.2007
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BM für Unterricht, Kunst und Kultur

Anfragebeantwortung

Bundesministerium für

Unterricht, Kunst und Kultur

 

 

 

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag. Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

 

 

 

 

Geschäftszahl:

BMUKK-10.000/0131-III/4a/2007

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                   Wien, 17. August 2007

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 1086/J-NR/2007 betreffend Umsetzung des Regierungsprogramms im Zusammenhang mit der „weiteren Verbesserung der Bildungschancen von Schülerinnen und Schülern“, die die Abg. Fritz Neugebauer, Kolleginnen und Kollegen am 22. Juni 2007 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

 

Zu Frage 1:

Ja. Es wurde Ende April 2007 der Auftrag an Univ. Prof. Dr. Eder erteilt, die „… Evaluierung bestehender Schulformen, insbesondere der Schulversuche auf der Sekundarstufe I …“ in Angriff zu nehmen. Herr Univ. Prof. Dr. Eder hat die Evaluationsarbeit bereits aufgenommen.

 

Zu Fragen 2, 4 bis 9:

Der in der Beantwortung der Frage 1 angesprochene Auftrag definiert ein Vorprojekt, auf dessen Basis weitere Evaluationen sinnvoll sind. Folgende außerhalb des Ressort liegende Gruppierungen wurden in das Vorprojekt einbezogen: Bildungssprecherinnen und Bildungssprecher der im Parlament vertretenen Parteien, Standesvertretungen der Lehrerinnen und Lehrer (Pflichtschule und AHS), Interessenvertretungen (WK, AK, IV), Vertreterinnen und Vertreter der Bildungsforschung, Bildungsberichterstattung, Städtebund, Gemeindebund. Konkrete Angaben über das Evaluationsdesign und weitere Evaluationsumstände (ua. Auswertungsform) sind daher erst nach Abschluss des Vorprojektes möglich.

 


Zu Frage 3:

 

Bereich Hauptschulen:

Die folgenden, eingereichten Schulversuchsanträge wurden für das Schuljahr 2007/08 zustimmend zur Kenntnis genommen:

 

Burgenland:

  1. Montessoriorientierte Klasse
  2. Bilinguale Klassen der Hauptschule Purbach
  3. Berufsorientierte Technische Hauptschule Stoob
  4. Grenzüberschreitende Europäische Mittelschule Deutschkreuz
  5. Kompetenzhauptschule Markt Allhau
  6. Europäische Mittelschule
  7. Kooperative Mittelschule
  8. Verbale Beurteilung des Sozialen Lernens
  9. Auf dem Weg zum lebensbegleitenden Lernen

 

Kärnten:

Ersatz der Leistungsgruppen durch neue Formen der Leistungsdifferenzierung mit flexiblen Formen der Leistungsbeurteilung

 

Niederösterreich:

  1. Hauptschule mit vermehrtem Fremdsprachenangebot (Intensivierung von Fremdsprachen)
  2. Modellversuche für Schulentwicklung mit besonderer Berücksichtigung der Intentionen neuer Lehrplangestaltung;
  3. Schulversuche zur Differenzierung an Hauptschulen
  4. Realklasse
  5. Vorbereitungsklasse zur Integration von Schüler/innen mit nicht deutscher Muttersprache

 

Oberösterreich:

  1. Schulversuche zur Differenzierung an Hauptschulen
  2. Verbale Beurteilung in D, E, M
  3. Alternative Formen der Leistungsbeurteilung
  4. Eigene Klassen zum Erlernen der deutschen Sprache

 

Salzburg:

  1. Technische Hauptschule
  2. Interkulturelles Lernen mit flexibler Leistungs- und Interessensdifferenzierung
  3. Selbsttätiges und individuelles Lernen in freien Arbeitsphasen

 


Steiermark:

  1. Vermehrtes Fördern unter Berücksichtigung der Differenzierung und Individualisierung
  2. Binnendifferenzierung in D, E und M
  3. Kooperative Mittelschule / Schulverbund
  4. Neue Mittelschule (Modell 1993)
  5. Notebookprojekt
  6. St. Mareiner Mehrstufenmodell
  7. Mehrstufenmodell an der Hauptschule Graz-Fröbel

 

Tirol:

  1. Alternative Leistungsbeurteilung
  2. Wegfall der Verhaltensnote
  3. Wiederholungsprüfung in der 1. LG
  4. Wegfall der Beurteilung in Kreativfächern und LÜ – Verbindliche Übung ME, BE, WE, EH und LÜ
  5. Leistungsgruppen-Modell Innsbruck, Unterstützungssysteme schaffen – Chancen erhalten
  6. Leistungsgruppenmodell Lechtal – „Eine Schule für alle Lechtaler“

 

Vorarlberg:

  1. Alternative Beurteilungsformen
  2. Erprobung neuer Differenzierungsformen an Hauptschulen

 

Wien:

  1. Hauptschule / Kooperative Mittelschule (horizontale Kooperation)
  2. Schulversuche zur Stundentafel - HS/KMS 21
  3. Lerngemeinschaft Wien 15 – altersheterogen und inklusiv
  4. Roterd-Global
  5. Bilinguale Mittelschule - Vienna Bilingual Middle School (VBS), European Middle School (EMS)
  6. Flexible Sekundarschule – Mehrstufenklasse mit Tutorensystem und Sprachinklusion
  7. Innovative Schulen im Verbund

 

Bereich allgemein bildende höhere Schulen:

Für den Schulversuch „Kooperative Mittelschule“ an Hauptschulen wurden an einzelnen AHS-Standorten Unterrichtsmethoden und Lehrpläne für diesbezügliche Kooperationen adaptiert. Derzeit laufen einzelne/mehrere Klassen an folgenden Standorten:

 

Bundesland

Standort

Schultyp

Start mit Schuljahr

Steiermark

 

 

 

 

Graz, Klusemannstraße

BG/BRG

2005/06

Wien

 

 

 

 

Kandlgasse

BRG

2005/06

 

Karajangasse

BG/BRG/BORG

2003/04

 

Theodor Kramer-Straße

BG/BRG

2003/04

 

Anton Krieger-Gasse

BRG/BORG

2003/04

 

Als Schulversuche, die weitere organisatorische Fragen betreffen, sind zu benennen:

 

-     „Modulare Oberstufe“:

      Auflösung des Klassenverbandes in der Oberstufe, meist ab der 10. Schulstufe bei gleichzeitigem Angebot von verpflichtenden und freiwilligen Semesterkursen mit rechtgültigen Semesterzeugnissen ohne Wiederholung ganzer Schulstufen.

      Schulstandorte:

     

Bundesland

Standort

Schultyp

Start mit Schuljahr

Burgenland

 

 

 

 

Mattersburg

BG/BRG

2006/07

 

Güssing

BORG

2006/07

Salzburg

 

 

 

 

Salzburg, Sinnhubstraße

BG

2007/08

Steiermark

 

 

 

 

Graz, Leonhardstraße

G/ORG Ursulinen

vorauss. 2007/08

Wien

 

 

 

 

Krottenbachstraße

BRG

2004/05

 

Amerlingstraße

BG

2005/06

 

Draschestraße

BRG

2005/06

 

Glasergasse

BRG

2005/06

 

Beethovenplatz, akadem. Gymn.

BG

2006/07

 

Donauinselplatz

BG/BRG/wikuBRG

2006/07

 

Feldgasse

BRG/wikuBRG

2006/07

 

Heustadelgasse

BG/BRG/BORG

2006/07, auslaufend

 

Rahlgasse

BG/BRG

2006/07

 

Billrothstraße 73

BG/BRG

2007/08

 

Gerasdorferstraße

BG/BRG/BORG

2007/08

 

-     „Kurssystem in der Oberstufe“:

      Kurssystem ab der 10. Schulstufe mit 45-Minuten-Stunden und diversen begleitenden pädagogischen Maßnahmen.

      Standort: BRG Vöcklabruck „Schloss Wagrain“, seit dem Schuljahr 2001/02.

 

-     „LISA Linz International School Auhof“

      Jahreskurse auf unterschiedlichen Leistungsniveaus ab der 11. Schulstufe, um bilingualen Unterricht und internationale Bakkalaureate parallel zur österreichischen Reifeprüfung anbieten zu können.

      Standort: BRG Linz, Aubrunnerweg, seit dem Schuljahr1990/91.

 

-     „Themenbezogenes Kurssystem als Wahlpflichtfachsystem“:

-     Kurssystem bezieht sich lediglich auf die Umorganisation im Wahlpflichtfachbereich, in dem statt ganzjähriger Durchführung Semesterkurse angeboten werden.

      Schulstandorte:

 

Bundesland

Standort

Schultyp

Start mit Schuljahr

Steiermark

 

 

 

 

Graz, Bürgergasse, akadem. Gymn.

BG

2002/03

 

Graz, Petersgasse

BRG

2005/06

 

Weiz, Offenburger Gasse

BG/BRG

2007/08

 

Fürstenfeld, Realschulstraße

BG/BRG

2007/08

 

Zu Frage 10:

Durch die Entwicklung einer neuen Lernkultur und die Berücksichtigung der positiven Ergebnisse in den Pilotschulen der „Neuen Mittelschule“, aber auch durch neue Schwerpunktsetzungen im Bereich der Lehrerinnen- und Lehreraus-, -fort- und –weiterbildung an den Pädagogischen Hochschulen.

 

Kernaspekt einer Neuen Lernkultur ist die Individualisierung, wie sie im Rahmen der Senkung der Klassenschülerhöchstzahl auf 25 angestoßen wurde. Arbeitsformen und Inhalte werden stärker als bisher auf einzelne Schülerinnen und Schüler und auf (Neigungs-)Gruppen mit besonderen Interessen oder Bedürfnissen zugeschnitten. Die Lehrerinnen und Lehrer erfahren durch gezielte Fortbildung die nötige didaktische und methodische Unterstützung um dieser Herausforderung gerecht werden zu können. Durch die enge Kooperation der Entwicklungsarbeit zur „Neuen Mittelschule“ mit der ebenfalls im Ressort gesteuerten inhaltlichen Arbeit zur Individualisierung im Rahmen der Klassenschülerzahlsenkung entstehen Synergieeffekte, die eine verstärkte individuelle Förderung sicherstellen sollen.

 

Zu Frage 11:

Der bei der Entwicklungsarbeit zur „Neuen Mittelschule“ zugrunde gelegte Differenzierungsbegriff geht von einer inneren Differenzierung ohne permanente Leistungsgruppen aus - dies ergibt sich auch aus den auf der Website des Ressorts kommunizierten Kriterien im Abschnitt „Modellregionen, Zeitplan, Evaluation, Kriterien“ (http://www.bmukk.gv.at/schulen/bw/nms/zp.xml).

 

Zu Frage 12:

Verschiedene pädagogische und entwicklungspsychologische Befunde und internationale Vergleichsstudien (wie die PISA - Studie der OECD) legen einen späteren Zeitpunkt für eine Schullaufbahnentscheidung nahe. Die „Neue Mittelschule“ soll für die bestmögliche Entwicklung aller individuellen Potenziale genutzt werden. Eine Zuschreibung von Entwicklungsperspektiven im Alter von 10 Jahren wird von vielen Expertinnen und Experten als menschlich fragwürdig und ökonomisch kontraproduktiv erachtet.

 

Zu Frage 13:

Die Entwicklungsarbeit zur „Neuen Mittelschule“ soll einen wissenschaftlich fundierten Beitrag zur Individualisierung von Bildungslaufbahnen und damit zu einer späteren, fundierten und zukunftsgerichteten Berufsentscheidung entlang der persönlichen Begabungen leisten.

 


Zu Frage 14:

Die Expertenkommission ist international sowie interdisziplinär, aber auch auf Basis der Streuung fachlicher Kompetenzen zusammengesetzt.

 

Wie im Regierungsprogramm festgehalten, soll die Expertenkommission Strategien und Modelle für die Schulorganisation erarbeiten. Die Kommission ist mit 16 nationalen und internationalen Expertinnen und Experten besetzt. Das Aufgabengebiet reicht von der Beurteilung bestehender Schulmodelle bis hin zu bildungspolitischen Innovationen und gesellschaftspolitischen Aspekten.

 

Es geht darum, Bildung ins Zentrum der öffentlichen Debatte und des politischen Handelns zu rücken. Bernd Schilcher leitet die Kommission, Stellvertreterin ist Monika Kircher-Kohl.

 

Ein erster Zwischenbericht der Expertenkommission soll Ende März 2008 vorliegen und damit vor dem geplanten Start der Modellregionen für die „Neue Mittelschule“ im Schuljahr 2008/09.

 

Zu Frage 15:

Die Tätigkeit der Kommission ist bis zum Ende der Legislaturperiode limitiert.

 

Zu Frage 16:

Die Arbeitsgrundlage der Expertenkommission ist zum einen das Regierungsprogramm und zum anderen werden Aufträge durch mich erteilt.

 

Zu Frage 17:

Die Koordination dieser Aufträge  bzw. die Begleitung der Arbeit der Expertenkommission wird vom hausinternen Projektteam zur „Neuen Mittelschule“ unter der Leitung von MR Dr. Helmut Bachmann geleistet.

 

Zu Frage 18:

Das Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung ist die Trägerinstitution für die Evaluierung und leistet auch Entwicklungsunterstützung.

 

Zu Frage 19:

Welche Aspekte der Schulorganisation in der Expertenkommission bearbeitet werden, gründet sich auf die im Regierungsprogramm angesprochenen Themen.

 

Zu Frage 20:

Nein.

 

Zu Frage 21:

Die Ergebnisse werden in geeigneter Form der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ein entsprechender Kommunikationsplan wird zur Zeit erarbeitet. Fixpunkte sind die zwei Mal jährlich stattfindenden Schulgipfel mit den Schulpartnern und laufende Gespräche mit den Lehrerinnen und Lehrern.

 

 

Die Bundesministerin:

 

Dr. Claudia Schmied e.h.