1087/AB XXIII. GP
Eingelangt am 17.08.2007
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möglich.
BM für europäische und internationale Angelegenheiten
Anfragebeantwortung
Die Abgeordneten zum
Nationalrat Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen, haben am
21. Juni 2007 unter der Nr. 1083/J-NR/2007 an mich eine schriftliche
parlamentarische
Anfrage betreffend „humanitäre Situation und Situation der
unabhängigen
zivilgesellschaftlichen
Nichtregierungsorganisationen (NRO) im Gazastreifen" gerichtet.
Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:
Zu den Fragen 1,2 und 6:
Das österreichische
Engagement in den palästinensischen Gebieten umfasst die Bereiche
Gesundheit, Wasser,
Kapazitätsentwicklung, Konfliktprävention und Friedenssicherung.
Für
2007 stehen € 2,5 Mio. sowie € 600.000 im regionalen Programm zur
Verfügung.
Österreich
unterstützt die Bevölkerung in Gaza durch direkte
österreichische Maßnahmen,
durch Beiträge an UN-Organisationen,
insbesondere an die United Nations Relief and Works
Agency for Palestine Refugees in the Near East (UNRWA) und durch aktive
Mitgestaltung
und finanzielle Unterstützung der
Maßnahmen der EU.
Direkte österreichische Maßnahmen 2007:
•
Renovierung der beschädigten Wohnhäuser des Austrian Housing
Projects in Khan
Younis; Budget: EUR 410.000;
•
Bau und Inbetriebnahme einer Meerwasserentsalzungsanlage im mittleren
Gaza
Streifen; Budget: EUR 3.542.600;
•
Renovierung von Gesundheitszentren im Gaza Streifen;
Budget:
EUR 357.000;
•
Beschäftigungsprogramm für arbeitslose
Universitätsabsolventlnnen;
Budget: EUR 368.000;
•
Zusätzlich
unterstützte Österreich im Vorjahr eine Reihe von humanitären
Nothilfeprogrammen in Zusammenarbeit mit UNICEF, Islamic Relief
(Ernährungsprogramm) und der
palästinensischen Handelskammer in Gaza.
Österreich
unterstützt UNRWA bei der humanitären Grundversorgung der
palästinensischen
Flüchtlinge in der West Bank, im Gaza Streifen und in Ostjerusalem. Unter
anderem wurden
auch zerstörte
Wohnhäuser im Rafah Flüchtlingslager (südlicher Gaza Streifen)
wieder
aufgebaut. Die freiwilligen Beiträge
Österreichs betrugen € 488.797,14 (2004); € 735.626,07
(2005) und € 744.266,83 (2006). In den Bundesvoranschlägen
2007 und 2008 stehen jeweils
€ 745.000 zur Verfügung. Darüber hinaus leistet Österreich
2007 eine Unterstützung von
€ 750.000 zum UNRWA Emergency Appeal
2007.
Die
Schlussfolgerungen des Rats der EU-Außenminister vom 23. Juli d.J.
bekräftigen, dass
die EU alles unternehmen wird, um die Versorgung der Bevölkerung im
Gaza-Streifen mit
humanitärer
Hilfe zu gewährleisten. Alle betroffenen Parteien werden aufgefordert, die
Öffnung aller Grenzübergänge für humanitäre und
kommerzielle Güter zu ermöglichen.
Insbesondere verweisen die EU-Außenminister auf die Notwendigkeit der
Öffnung des
Grenzübergangs in Rafah, wo die EU
Border Assistance Mission jederzeit bereit steht, ihre
Tätigkeit wieder aufzunehmen. Zu dieser Mission leistete Österreich
durch die Entsendung
einer Zollexpertin bis Ende Juni 2007 einen direkten Beitrag.
Während des
österreichischen EU-Vorsitzes 2006 wurde zur Abwendung der drohenden
humanitären
Katastrophe der Temporary International Mechanism (TIM) geschaffen.
Österreich unterstützt im Rahmen von TIM den Gesundheitssektor
(Bereitstellung von
Medikamenten und Gebrauchsgütern
für die medizinische Versorgung) mit € 1.000.000,-
(2007).
EU-Sonderbeauftragter
Marc Otte und der Hohe Beauftragte für die Gemeinsame Außen- und
Sicherheitspolitik,
Javier Solana unterhalten ebenso wie Kommissarin Dr. Benita Ferrero-
Waldner regelmäßigen Kontakt zu israelischen Regierungsstellen, um
die Versorgung der
Bevölkerung in Gaza sicher zu stellen.
Im Rahmen einer „Task Force
on Project Implementation", die seit 1997 besteht, führt die
gesamte Gebergemeinschaft einen
regelmäßigen Dialog mit Israel, um die Durchführung aller
Hilfsprojekte, insbesondere der ausreichenden humanitären Versorgung zu
gewährleisten. Die
EU-Mitgliedstaaten sind dabei vollinhaltlich eingebunden.
Zu den Fragen 3 und 4:
Gemeinsam mit Dänemark,
Schweden und der Schweiz unterstützt Österreich
Menschenrechtsorganisationen in den
Palästinensischen Gebieten im Rahmen des Programms
„Mu'ssasat". Direkte Kooperationspartner in diesem Programm sind das
„Al-Mezan Center
for Human Rights", die „Al-Dameer Association for Human Rights"
und das „Palestinian
Centre for Human Rights". Diese Organisationen erhalten sowohl finanzielle als auch
personelle Unterstützung bzw. Beratungsleistungen. Ihre Anliegen werden
gegenüber den
israelischen Behörden in gesammelter und koordinierter Weise vorgetragen
und vertreten.
Die Frage der Bewegungs- und
Reisefreiheit dieser und anderer unabhängiger Hilfs- und
Menschenrechts-NGOs werden von der EU gegenüber Israel
regelmäßig angesprochen,
einschließlich im Rahmen der
während der österreichischen EU-Präsidentschaft initiierten
informellen Menschenrechtskonsultationen zwischen der EU und Israel.
Zu Frage 5:
Das
BMeiA verfolgt die Situation der Medien in Gaza über das
Vertretungsbüro in Ramallah,
das Gaza mitbetreut. Medien und Medienfreiheit waren auch zentrale Themen im
Rahmen der
Ende Mai d.J. von mir
veranstalteten internationalen Konferenz „Women Leaders -
Networking for Peace and Security in the
Middle East". Die Teilnehmerinnen des im Rahmen
der Konferenz stattfindenden Medien-Workshops verabschiedeten Empfehlungen
für weitere
Initiativen zu Medienkooperation und Pressefreiheit. Diesbezügliche
Projekte sind dzt. im
Planungsstadium und werden die Situation in Gaza ebenfalls
berücksichtigen.
Im
Juli 2007 startete die EU ein Projekt zur Unterstützung
palästinensischer JournalistInnen
mit einem Budget von
€ 850.000. Das Projekt involviert 220 JournalistInnen und Medien-
Fachleute und hat zum Ziel, die Kooperation und gegenseitige Unterstützung
von
JournalistInnen aus Gaza und aus dem
Westjordanland zu verstärken, weiters wird es um die
Rolle von Medien in demokratischen Gesellschaften gehen. Durchgeführt
wird das Projekt
vom BBC World Service Trust.