1250/AB XXIII. GP

Eingelangt am 05.09.2007
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BM für Verkehr, Innovation und Technologie

Anfragebeantwortung

 

 

 

 

 

GZ. BMVIT-10.000/0029-I/PR3/2007     DVR:0000175

 

 

 

An die

Präsidentin des Nationalrates

Mag. Barbara Prammer

 

Parlament

1017  W i e n

 

Wien,  am    4. September 2007

 

Sehr geehrte Frau Präsidentin!

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 1128/J-NR/2007 betreffend ungenügende Bereitstellung von Sitzplätzen bei den ÖBB, die die Abgeordneten Dr. Eder-Gitschthaler, Kolleginnen und Kollegen am 4. Juli 2007 an mich gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt zu beantworten:

 

Frage 1 und 2:

Ist Ihnen diese aktuelle Situation bekannt?

 

Welche Maßnahmen werden Sie diesbezüglich setzen?

 

Antwort:

Ich teile Ihr Anliegen, dass Bahnreisende für die Dauer Ihrer Inanspruchnahme der Leistungen der Österreichischen Bundesbahnen einen entsprechenden Reisekomfort vorfinden und in Anspruch nehmen können sollten. Dazu zählt sicherlich auch die ausreichende Bereitstellung von Sitzgelegenheiten.

Grundsätzlich ist anzumerken, dass ein großer Vorteil im herkömmlichen Bahnreisen darin liegt, dass man mit einem einmal gekauften Ticket unabhängig von einem bestimmten Zug

reisen kann.  Somit  ergeben  sich  in  Spitzen  naturgemäß  Engpässe,  die  in  der  restlichen Woche nicht vorhanden sind. Es gibt u. a. aus diesem Grund bei anderen europäischen Bahnen (z.B. Eurostar im Dreieck Paris, London bzw. Brüssel) nunmehr nur noch die Möglichkeit eines Mitfahrens mit einer gültigen Fahrplatzreservierung analog zum Flugverkehr. Somit muss sich der Bahnreisende vorab bereits für eine fixe Uhrzeit entscheiden,  wann  er seine Reise antreten will. Dieses System bringt Vorteile (Kunden haben fixe Plätze, Bahnunternehmen kann exakt kalkulieren), aber auch Nachteile (keine kurzfristige, individuelle freie Auswahl eines passenden Zuges). Neben  Verbesserungen und Attraktivierungen gehört auch, zusätzlich Vorkehrungen bei zu erwarteten Verkehrsspitzen  zu treffen. Daher wurden in den Gremien der ÖBB-Personenverkehr AG diese Probleme mit dem Ziel besprochen, in Zukunft solche Situationen professioneller abzuwickeln und damit das Entstehen derartiger Verhältnisse zu vermeiden.

 

Fragen 3 und 4:

Bis wann ist mit dem Einsatz von weiteren Zugsgarnituren zu rechnen?

 

Wie kann der Service für Reisende mittelfristig verbessert werden, um den Werbeaussagen gerecht zu werden und Menschen umweltgerecht von A nach B zu bringen?

 

Antwort:

Die Erneuerung und Modernisierung der ÖBB-Zugsflotte zählen zweifelsohne zu wichtigen Maßnahmen, um den ständig sich verändernden Ansprüchen der Bahngäste bestmöglich zu entsprechen und dem technischen Fortschritt Rechnung zu tragen.

Laut aktueller Information der Österreichischen Bundesbahnen belaufen sich die  Investitionen für die Modernisierung der Nah- und Fernverkehrsflotte bis 2010 auf rund 1,2 Milliarden Euro. Davon fließen rund 800 Millionen in den Nahverkehr, rund 400 Millionen in den Fernverkehr.

 

Im Nahverkehr konnte somit laut Information der ÖBB bis Ende 2006 bereits jeder dritte Sitzplatz erneuert werden. Die neue Nahverkehrsflotte umfasst u.a. 171 Talent (Elektrotriebwagen), 60 Desiro (Dieseltriebwagen) und 312 Doppelstockwagen. Über 100 Züge der neuen „Talent“-Flotte sind bereits ausgeliefert worden.

 

Des Weiteren führen die ÖBB im Fernverkehr seit Dezember 2006 drei ICE-Züge und erzielten damit eine wesentliche Verbesserung der Reisequalität. Mit dem Upgrading-Programm, das seit 2002 läuft, werden bis 2008 insgesamt 800 Fernverkehrswagen des bestehenden Fuhrparks von Grund auf erneuert. 600 Wagen sind bereits umgebaut und  wieder auf Schiene.

 

Mit dem „railjet“ wird ein neuer Standard im Fernverkehr gesetzt. Beginnend ab 2008 werden insgesamt 67 neue, zusätzliche Züge mit je sieben Wagen zwischen München und Budapest (über Wien) und ab 2009 zwischen Wien und Bregenz unterwegs sein. Bei diesem völlig neu konzipierten Zug gehören modernes Design und Ausstattung dazu. Die railjet werden mit regulären ÖBB-Tickets verwendbar sein.

 

Als wirtschaftlich zu führendes Unternehmen erachten es die ÖBB als wichtig, das Sitzplatzangebot im Zug der zu erwartenden Nachfrage möglichst genau anpassen. Den Bedarf an Wagen und somit Sitzplätzen wird nach regelmäßigen Frequenzzählungen sowie auf Grund der im Vorfeld getätigten Reservierungen eruiert.

 

Es ist richtig, dass es auf Grund des großen Andrangs zum Donauinselfest - dieses Jahr besuchten rund 2,6 Mio. Menschen das Festival - im An- bzw. Abreiseverkehr zu einigen Probleme gekommen ist. Laut Auskunft der ÖBB wurde schon Wochen zuvor auf der Homepage informiert, dass es sich bei diesem Wochenende um besonders starke Reisetage handle und wurden die Reisenden aufgefordert, nach Möglichkeit Plätze zu reservieren.

Insgesamt sind bei den ÖBB täglich 270 Züge im Fernverkehr unterwegs, am  Donauinselfest-Wochenende wurden mehr als 20.000 Sitzplätze zusätzlich bereitgestellt. Um die Kapazität zu erhöhen, haben die ÖBB die Züge bis zur Grenze des Möglichen verlängert. Aufgrund der technischen Gegebenheiten  (Zugkraft des Triebfahrzeugs)  sowie der Länge der Bahnsteige in den Haltebahnhöfen  (max. 14 Wagen)  ist es aber nicht möglich, unbegrenzt Wagen aneinanderzureihen.

Wie  bereits Eingangs erwähnt, werden in den Gremien der ÖBB-Personenverkehr AG zukünftige Lösungsmöglichkeiten angesprochen.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

 

 

 

Werner Faymann