1386/AB XXIII. GP

Eingelangt am 13.11.2007
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

BM für Land –und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

 

 

Anfragebeantwortung

 

JOSEF PRÖLL

Bundesminister

 

 

 

 

An die                                                                                    Zl. LE.4.2.4/0102 -I 3/2007

Frau Präsidentin

des Nationalrates

Mag.a Barbara Prammer

 

Parlament

1017 Wien                                                                                        Wien, am 12. NOV. 2007

 

 

Gegenstand:   Schriftl. parl. Anfr. d. Abg. z. NR Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber,

            Kolleginnen und Kollegen vom 17. September 2007, Nr. 1373/J,

betreffend Maßnahmen zur Erhaltung der pflanzengenetischen

Ressourcen

 

 

Auf die schriftliche parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen vom 17. September 2007, Nr. 1373/J, betreffend Maßnahmen zur Erhaltung der pflanzengenetischen Ressourcen, beehre ich mich Folgendes mitzuteilen:

 

Zu Frage 1:

 

Das nationale österreichische Programm zur nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen folgt den Intentionen der Konvention über die biologische Vielfalt sowie des internationalen Vertrages über pflanzengenetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft. Beide internationale Verträge wurden ratifiziert und im österreichischen Bundesgesetzblatt verlautbart. Sie sind damit in Österreich auch geltende Rechtsmaterie.

 

Folgende konkrete Maßnahmen wurden bereits gesetzt:

-                      Erstellung einer nationalen Datenbank für Pflanzengenetische Ressourcen;

-                      Ex-situ Erhaltung genetischer Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft durch die landwirtschaftlichen Bundesanstalten und Bundesämter (Obst und Wein in Klosterneuburg, Gemüse in Schönbrunn, Futterpflanzen durch Raumberg-Gumpenstein, andere durch die AGES);

-                      Internationale Zusammenarbeit – Österreich ist Mitglied des ECPGR (European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources) und in deren Netzwerken und Arbeitsgruppen vertreten - bilaterale Zusammenarbeit mit anderen Genbanken.

 

An der Höheren Bundeslehranstalt und am Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg werden zahlreiche Projekte zur Erhaltung alter Sorten bei Wein und Obst durchgeführt.

 

An der HBLFA für Gartenbau werden zahlreiche Projekte zur Erhaltung alter Sorten bei Gemüse durchgeführt.

 

In-situ-Erhaltung:

Die nachhaltige Nutzung von genetischen Ressourcen im österreichischen Weinbau zielt vor allem bei den traditionellen Sorten auf die genetische Breite und Vielfalt innerhalb der Sorte ab. Umso älter eine Sorte ist, umso größer ist üblicherweise die genetische Vielfalt und umso eher lassen sich individuelle Eigenschaften auffinden. Daher erscheint es wichtig, eine Sorte nicht nur von einigen wenigen Klonen abdecken zu lassen, sondern eine repräsentative Vielfalt für die Vermehrung bereit zu halten. Laufende Aktivitäten betreffend Selektion aus Sorten  autochthoner Herkunft sollen diese Vielfalt sicherstellen. Andererseits wird ständig an der Verbesserung der Sorten, vor allem auch in Hinblick auf ökologische Produktion gearbeitet. Neuzüchtungen sollen die Reduktion von Pflanzenschutzmittel ermöglichen. In diese Zuchtprogramme werden auch alte Nischensorten aufgenommen. Insgesamt über 600 Kernobstsorten (davon incl. Klone ca. 500 Apfelsorten), etwa 200 Steinobstsorten, 40 Beerenobstsorten und ca. 120 Obstsorten seltener Obstarten werden in Klosterneuburg erhalten und sortenkundlich bearbeitet. Alte Sorten werden auch unter dem Aspekt möglicher neuer Nutzungsformen geprüft.

 

Ex-situ-Erhaltung:

Die Betreuung der Gemüse-Genbank erfolgt in der AGES Linz.

Ziel der Genbank bei Wein in Klosterneuburg ist nicht nur die Erhaltung der genetischen Vielfalt für mögliche zukünftige Nutzungen, sondern auch die Bewertung sämtlicher Sorten in einem zeitgemäßen Pflanzsystem hinsichtlich Fruchtqualität, Frischmarkteignung, Verarbeitungseignung und Gesundheitswert der Früchte und Krankheitsanfälligkeit.

 

Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen:

Die Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen wird durch die Entwicklung von Kulturanleitungen für untergenutzte Gemüsearten, -sorten und für Gemüseraritäten sowie Beratung von Vielfaltsbetrieben gefördert, inkl. Capacity Building.

 

Die Durchführung von Vielfaltsprojekten an der HBLFA für Gartenbau (je eine Gemüsegruppe wird pro Jahr in ihrer Vielfalt angebaut; alte Landsorten sind dabei in die Versuche integriert; in den „Schönbrunner Seminaren der Gemüsevielfalt“ wird diese Gruppe Multiplikatoren im Lebensmittelbereich präsentieren) ist hier als Aktivität zu nennen.

 

Zu den Fragen 2 und 3:

 

Österreich ist bei der Regelung des Inverkehrbringens von Saatgut an die Vorgaben der EU gebunden. Gemäß RL 98/95/EG hat die EU-Kommission in Durchführungsbestimmungen jene Voraussetzungen festzulegen, unter denen pflanzengenetische Ressourcen in Verkehr gebracht werden dürfen.

 

Die Verordnungsermächtigung des § 5 Abs. 4 SaatG 1997 zur Festlegung der Voraussetzungen für das Inverkehrbringen von pflanzengenetischen Ressourcen wurde im Zuge des Agrarrechtsänderungsgesetzes 2000 in das SaatG 1997 aufgenommen, um diesbezügliche gemeinschaftsrechtliche Bestimmungen rasch in innerstaatliches Recht umsetzen zu können. Sobald die EU-Kommission die Durchführungsbestimmungen auf Basis der RL 98/95/EG erlässt, wird von der genannten Verordnungsermächtigung Gebrauch gemacht werden.

 

Der Austausch von Saatgut nicht zugelassener Sorten zum Schutz pflanzengenetischer Ressourcen zwischen Landwirten und Saatgutanwendern ist unter bestimmten Voraussetzungen aber auch jetzt schon zulässig (§ 4 Abs. 3 Saatgutverordnung 2006).

Es gibt auch die neue Möglichkeit einer vereinfachten Zulassung von Erhaltungssorten und Amateursorten. Der Entwurf der Kommission für den Gemüsebereich wurde bis dato noch nicht beschlossen.

 


Zu Frage 4:

 

Die Maßnahme „Seltene landwirtschaftliche Kulturpflanzen“ im ÖPUL 2000 ist als effizient anzusehen; siehe Evaluierungsbericht (auf der Homepage des Lebensministeriums – www.landnet.at – „Leistungsabgeltung und Förderungen“, „Ländliche Entwicklung (ÖPUL)“. Ziel der Maßnahme ist der Anbau und die Vermehrung von an die lokalen Bedingungen angepassten und von der genetischen Erosion bedrohten Kulturpflanzen des Ackerlandes.

 

Der geförderte Anbauumfang beträgt im Jahr 2006 im ÖPUL 2000 rund 15.430 ha. In Summe nehmen im Jahr 2006 etwa 2.472 Betriebe an der Maßnahme teil, wobei ein Betrieb auch mehrere Sorten anbauen kann. Nach durchschnittlich 10 bis 20 Teilnehmern im ÖPUL 95/98 betrug die Zahl der teilnehmenden Betriebe im ÖPUL 2000 im Jahr 2001 rund 900 Betriebe. Somit hat diese Maßnahme die erwünschte Akzeptanz in der Praxis gefunden. Das Prämienvolumen stieg von 1998 mit € 0,01 Mio auf € 2,76 Mio im Jahr 2006 sehr deutlich an.

 

Es ist gelungen, den Anbau verschiedener Arten und Sorten wesentlich auszuweiten. Hinsichtlich der Biodiversität ist dies ein großer Fortschritt. Weiters hat die Förderung dazu beigetragen, auch das Wissen um die Kultivierung verschiedener Arten und Sorten zu verbreiten. Nicht zuletzt wurden dadurch bestimmte Produktionslinien (wie z.B. der Biologische Anbau) und die Erzeugung von Raritäten und Spezialitäten, wie z.B. Dinkel, unterstützt.

 

Für das ÖPUL 2007 wurden Förderungsauflagen und Sortenliste überarbeitet. Die Beratung und Information erfolgt auf dem gleich hohen Niveau wie für jede andere ÖPUL-Maßnahme.

 

Es wird festgehalten, dass die entsprechende ÖPUL-Maßnahme „Seltene landwirtschaftliche Kulturpflanzen“ sowohl der In-Situ-Vermehrung und dem Anbau von Landsorten, als auch der Artenvielfalt im Kulturpflanzenbereich dient.

 

Zu Frage 5:

 

Gemäß Gesundheits- und Ernährungssicherheitsgesetz (GESG) erhält die AGES eine Basisfinanzierung. Von dieser werden die Kosten der Genbank in Linz sowie die Abteilung Pflanzengenetische Ressourcen (Siehe Homepage der AGES – Pfad: Das Unternehmen/Organisation der AGES/Personal- und Geschäftseinteilung) finanziert.

 


Zu Frage 6:

 

Mit der Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen sind im Bereich des Ressorts überwiegend die landwirtschaftlichen Bundesanstalten und Bundesämter befasst, einerseits über laufende Aktivitäten im Genpoolerhaltungsbereich, andererseits über konkrete Forschungsarbeiten, die aus dem jeweils der Dienststelle zur Verfügung stehenden Budget bestritten werden und die über die jährlich dem Ressort vorgelegten Kostenrechnungsergebnisse zahlenmäßig dargestellt werden.

 

Im Bereich der Dienststellen und der externen Forschungsbeauftragung ergab sich in den Jahren 2002 – 2006 ein Betrag von € 8.977.332,- (Übersicht über die Projekte siehe Beilage).

 

Weiters wurden bzw. werden auch noch folgende (Gemüse)Projekte für private Unternehmen (Arche Noah) mit insgesamt € 315.200,- finanziert:

 

§                     Diversität von Kulturpflanzen in Österreich: Module der Öffentlichkeitsarbeit,

§                     Etablierung eines Netzwerkes für die Vermarktung von Sortenraritäten,

§                     Vorarbeiten zum Aufbau einer repräsentativen Sammlung von pflanzengenetischen Ressourcen von Gemüse in Österreich,

§                     Strategien zur Integration komplementärer Erhaltungsmaßnahmen bei pflanzengenetischen Ressourcen von Gemüse,

§                     Absicherung einer für Österreich repräsentativen Auswahl von Gemüsesorten im in situ /on farm Erhalternetzwerk.

 

In den letzten 5 Jahren wurden für die „Erhaltung von Genmaterial“ im Rahmen der Dienstleistungsrichtlinie des BMLFUW € 55.230,- an Bundesmitteln an privatwirtschaftliche Organisationen bereitgestellt.

 

Somit wurden in den Jahren 2002 bis 2006 in Summe € 9,347.762,- an Forschungsmitteln im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen eingesetzt.

 

Die in Bearbeitung befindlichen Projekte zum Themenkomplex „Feuerbrand“, die gemeinsam mit den Bundesländern finanziert werden, zielen durch Untersuchung geeigneter Maßnahmen zur Eindämmung des Feuerbrands ebenso auf die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen (Streuobstbestände) ab. Folgende Projekte wurden zum Themenkomplex „Feuerbrand“ beauftragt:


§                     Projekt 1296 „Molekulare und biochemische Untersuchungen der Resistenz­mechanismen von Apfel gegen Feuerbrand (Erwinia amylovora)“ Laufzeit 2003-2006 (Finanzierungsvolumen BMLFUW € 306.174,93),

 

§                     Projekt 1404 „Risikoabschätzung und Strategien zur Bekämpfung von Feuerbrand  (Erwinia amylovora)“ (Projektteil der AGES ohne Finanzierung durch BMLFUW),

 

§                     Projekt 1428 „Prüfung selbstbewurzelter Birnenbäume im Vergleich zu wichtigen gängigen Unterlagen unter besonderer Berücksichtigung der Widerstandsfähigkeit gegen Feuerbrand (Erwinia amylovora) Laufzeit 2004-2008 (Finanzierung BMLFUW bisher € 64.000,- ; Finanzierung BMLFUW geplant € 20.891,72),

 

§                     Projekt 100049 „Aufklärung der Feuerbrandresistenz und Entwicklung von Resistenzmarkern“ Laufzeit 2006-2009 (Finanzierung BMLFUW bisher € 139.480,-; Finanzierung BMLFUW geplant € 212.000,-),

 

§                     Projekt 100060 „Untersuchungen ausgewählter Parameter im Hinblick auf die Verbesserung der Möglichkeiten zur Vorbeugung und Bekämpfung von Feuerbrand (Erwinia amylovora)“ Laufzeit 2006-2008 (Finanzierung BMLFUW bisher € 60.000,-; Finanzierung BMLFUW geplant € 61.334,49),

 

§                     Projekt 100127 „Feuerbrand auf Kernobst: Blattoberflächenchemie und sortenspezi­fische Resistenz“ Laufzeit 2006-2008 (Finanzierung BMLFUW bisher € 37.926,-; Finanzierung BMLFUW geplant € 37.926,50).

 

Zu den Fragen 7 und 8:

* Finanzierung ab 2007

 

Es wurden somit ca. € 2,32 Mio an Bundesmitteln für landwirtschaftliche Projekte zum Themenbereich „Züchtung unter ökologischen Bedingungen“ bereitgestellt.

 

Zu den Forschungsprojekten der HBLFA Raumberg-Gumpenstein wird darauf hingewiesen, dass sich diese Projekte nicht gänzlich mit Züchtung beschäftigen, jedoch gewisse züchterische Aspekte Berücksichtigung finden, welche nicht genau quantifizierbar sind.

 

Zu den Fragen 9 und 11:

 

Die Aktivitäten in der Züchtungsforschung sind letztlich Investitionen in eine ökologisch orientierte Züchtung.

 

Die HBLFA Raumberg-Gumpenstein führt im Grünlandbereich laufend Züchtungsarbeit durch. Gräser und Kleearten für die Begrünung mit artgerechten und angepassten Samen­mischungen resultieren aus dieser Züchtungsarbeit und sind in den am Markt angebotenen Samenmischungen enthalten.

 

Die Finanzierung der Entwicklung von Ökosorten erfolgt v.a. durch die bodenständigen Züchterfirmen in Österreich. In Form von 2 Projekten wurden insbesondere für die Züchtung im biologischen Landbau, Entwicklung von Ökosorten, sowie die Grundlagenforschung und Methodenentwicklung dazu Bundesmittel von € 717.469,- bereitgestellt. Diese Mittel teilen sich wie folgt auf:

 

1)      Im Rahmen der Innovationsförderung wurde das Forschungsprojekt „Saatgut für den biologischen Landbau – Österreichische Biosortenzüchtung“ vom BMLFUW mitfinanziert (Laufzeit: 2002-2005, Bundesmittel von € 187.800,-).

 

2)      Dem Innovationsprojekt der BIO AUSTRIA nachfolgend wurde das Forschungsprojekt „Grundlagen zur Züchtung, Vermehrung und Sorten-/Saatgutprüfung für den Biolandbau“ vom damaligen Ludwig Boltzmann Institut für Biologischen Landbau und angewandte Ökologie (jetzt Bio Forschung Austria) initiiert (Laufzeit: 23.12.2004 bis 1.6.2008, Bundesmittel von € 529.669,-).

 

Seit 2002 gibt es darüber hinaus in Österreich eine Biowertprüfung, die das Bundesamt für Ernährungssicherheit durchführt.

 

 

Die Züchtung von Öko-Rebsorten wird zur Gänze vom BMLFUW getragen. Es gibt eine Initiative der HBLFA Schönbrunn/Außenstelle Zinsenhof, durch eine Teilumstellung 2007 Freilandflächen für wissenschaftliche Fragen und Sortenprüfungen im Biogemüsebau zu nutzen. Die Gründung eines Bioforums ist geplant.

 

Zu Frage 10:

 

Siehe auch die Beantwortung der Fragen 6 bis 9 und 11. Zur Beurteilung der Gemeinnützigkeit sind die Detailinformationen den externen Projekten bzw. Projekten privater Unternehmen zu entnehmen. Bei einigen Projekten arbeiten öffentliche und private Stellen eng zusammen, wodurch eine Gemeinnützigkeit in jedem Fall gegeben scheint.

 

Zu Frage 12:

 

Alle österreichischen Landsorten werden von den öffentlichen Genbanken unter  Einhaltung der international vereinbarten Standards erhalten.

 

Betreffend der Erhaltung und Weiterentwicklung arbeitet die AGES mit privaten Initiativen und anderen Einrichtungen zusammen (Beispiele: Betreuung der Erhaltungszüchtung des Schlägler Roggens; Beteiligung an Initiative für den Wiederanbau des „Lungauer Tauern­roggens“ und des „Sippachzeller Weizens“).

 

Im Rahmen der Dienstleistungsrichtlinie des BMLFUW gibt es eine eigene Förderungssparte (2.4.7.4) mit dem Titel „Erhaltung von Genmaterial“, in welcher speziell Maßnahmen zur Erhaltung alter nicht mehr zugelassener Sorten gefördert werden, um deren Identität zu erhalten (siehe auch Antwort zu Frage 6).

 

Bestehende Landsorten im Weinbau werden durch Anbauversuche auf ihr Reaktivie­rungspotential hin überprüft. Bei der Rebe ist es allerdings so, dass die meisten der Nischensorten zu geringe Widerstandskraft gegen Mehltaupilze aufbringen oder sie entsprechen in keiner Weise der verlangten Qualität.

 

Weiters besteht eine Kooperation der HBLFA in Schönbrunn mit Institutionen und Vereinen, die sich mit der Erhaltung und Nutzung von Gemüse-Vielfalt befassen (zB. Verein Arche    Noah).

 


Bei dem Projekt „Biologischer Anbau alter Apfelsorten“ geht es darum, die positive Besetzung von Apfel und Biologischer Produktion in Hinblick auf wesentliche Aspekte der Gesundheit mit alten Sorten zugeschriebenen Assoziationen wie etwa regionale Herkunft, hoher Genusswert und interessante Geschmacksrichtung zu verbinden.

 

Weiters werden rund 50 Apfelsorten und 50 Birnensorten (überwiegend Mostbirnen) auf 14 Standorten in Österreich getestet. Es sollen Aussagen über die Verarbeitungseignung, Eignung für extensiven Anbau sowie Anfälligkeit der Sorten gegenüber Feuerbrand gewonnen werden. Gleichzeitig wird dadurch ein repräsentativer Querschnitt heimischer Mostapfelsorten und Mostbirnensorten zwecks Risikostreuung auf mehreren Standorten langfristig erhalten.

 

Mit dem „Bio-Mostbirnenprojekt“ soll untersucht werden, ob ein kleinkroniger Anbau typischer heimischer Mostbirnen einen Weg darstellt um die Versorgung mit regionalen, bäuerlichen Spitzenprodukten garantieren zu können. Da abgesehen vom Feuerbrand diese Sorten als relativ robust gegenüber Krankheiten und Schädlingen gelten, erfolgt die Pflege entsprechend den Richtlinien für Biologische Obstproduktion.

 

Etwa 60 Kirschen- und Weichselsorten – österreichische Lokalsorten sowie alte Standardsorten und Neuzüchtungen – wurden auf der neuen, schwachwüchsigen Unterlage Gisela 5 als Spindel erzogen und werden hinsichtlich wichtiger Ertrags-, Fruchtqualitäts-, Resistenz- und Wuchseigenschaften verglichen.

 

Ein besonderes Anliegen ist die Erhaltung und Leistungsprüfung alter Typen der Sortengruppe Klosterneuburger Marille bzw. Ungarischer Beste, da diese geschmacklich hervorragend, aber schwierig zu produzieren sind und mehr und mehr durch neue, geschmacklich weniger wertvolle Massenträgersorten ersetzt werden. Zu diesem Zweck wurden etwa 25 solcher Typen von alten Bäumen aus der Wachau und dem Raum Kittsee ausgelesen und 2002 in Klosterneuburg gepflanzt.

Ein weiterer Schwerpunkt mit Bezug zu Obstsortenerhaltung ist die Suche, Beschreibung und Erhaltung interessanter Typen wilder oder seltener Obstarten etwa der Quitte, der Kornelkirsche, des Speierlings oder Weingartenpfirsichs und eine Selektion leistungsstarker Klone der in den 60-er Jahren in Klosterneuburg selektionierten Holunderhauptsorte Haschberg.

 

Zu Frage 13:

 

Im Sortenschutz existiert keine Definition zum „Allgemeingut“. Daher kann auch keine unmittelbare Bezugnahme aus der Sicht des Sortenschutzes erfolgen. Gemäß dem österreichischen Sortenschutzgesetz endet der Sortenschutz einer Sorte spätestens nach 25 Jahren (bei Kartoffeln, Bäumen, Reben und Hopfen nach 30 Jahren), aber jedenfalls, wenn der Sortenschutzinhaber seinen Sortenschutz nicht verlängert.

 

Im Weinbau ist es üblich, dass sich eine Sorte, die in der Praxis Eingang gefunden hat, natürlich auch dort vermehrt werden kann.

 

Zu Frage 14:

 

Die Effizienz der Arbeit ist bereits gegeben.

 

Zu Frage 15:

 

European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources ECPGR: Österreich ist seit Jahren im europäischen Kooperationsprogramm (UNDP, FAO und EUCARPIA, mit Sekretariat bei Biodiversity International) zur Sicherung pflanzengenetischer Ressourcen Mitarbeiter. Es besteht dabei eine Vertretung und Mitarbeit in der Netzwerkkoordinierung und in den einzelnen Netzwerken selbst.

Netzwerke: Getreide, Futterpflanzen, Obstpflanzen, Öl- und Eiweißpflanzen, Zucker/Stärke und Faserpflanzen; Gemüse/Medizinal- und Aromapflanzen;

Spezielle Netzwerke sind für In-situ and On-farm Conservation und Inter-regional Cooperation Network Coordinating Group eingerichtet.

 

DG-AGRI – Conservation, Characterisation, Collection and Utilisation of Genetic Resources in Agriculture (RL 870/2004):

In diesem Förderungsprogramm der DG-AGRI sind alle landwirtschaftlichen Ressourcen (Nutztiere, Fische, Bienen, Kulturpflanzen und Forstgehölze) angesprochen.

 

DG-Environment - Directorate B – Quality of Life, Health, Nature & Biodiversity

ENV.B2 - Nature and Biodiversity: Im EU Biodiversity Action Plan ist auch ein Segment Landwirtschaft enthalten.

 

Darüber hinaus gibt es bilaterale Beziehungen mit anderen Genbanken und Institutionen, daraus ein paar Beispiele:


-          AGES-Genbank Linz mit der Genbank in Wageningen (NL), gegenseitige Sicherheitslagerung von Weizen;

-          Sicherheitslager von Mustern der ICARDA (International Center for Agricultural Research in the Dry Areas – Syrien) in der AGES-Genbank im Rahmen der Zusammenarbeit mit den Internationalen Agrarforschungszentren;

-          Materialaustausch mit den Genbanken in Gattersleben (D), Tschechien und anderen Genbanken zur Sicherung der österreichischen Herkünfte;

-          Materialaustausch in Erfüllung der Verpflichtungen der CBD und des International Treaty;

-          Führung von 2 zentralen Europäischen Datenbanken (Gartenbohnen, Kuhbohnen);

-          Anbindung des nationalen Katalogs für Pflanzengenetische Ressourcen an den Europäischen Suchkatalog;

-          Zusammenarbeit im Rahmen der EU-Koordinationsgruppe „Legislation on seeds“, subgroup „Plant genetic resources“ mit allen Mitgliedstaaten.

 

Weiters besteht eine Kooperation mit allen Weinbau treibenden Ländern Europas, insbesondere mit den Nachbarstaaten Ungarn, Tschechien, Slowakei, Kroatien, Italien und Deutschland. Die Zusammenarbeit erfolgt auch über das EU-Projekt Grapegen (BWO 073222), welches heuer gestartet wurde und bis 2010 läuft.

Die HBLFA in Schönbrunn arbeitet zudem in europäischen Arbeitsgruppen von Biodiversity International/ECPGR mit.

 

Zu Frage 16:

 

Ein Biodiversitäts-Monitoring gibt es im Hinblick auf die Produktion mit nicht klassifizierten Sorten. Nicht gemeldete Flächen sind jedoch schwer erfassbar.

 

Der Global Plan of Action wurde erst Mitte 2006 ratifiziert.

 

In Erfüllung der Verpflichtungen Österreichs zur CBD‚ Konvention zur Erhaltung der genetischen Ressourcen’ hat das BMLFUW den Forschungsauftrag Österreichisches Biodiversitätsmonitoring MOBI-E für die Überwachung der Biodiversität in Österreich beauftragt (2003-2006).

Im Juni 2007 erschien erstmalig der Bericht der Interpretation ausgewählter Indikatoren, mit der Auswertung von 14 Indikatoren aus den Bereichen: Arten und Lebensräume, Wald, Alpen, Kulturlandschaft, Gewässer, Boden, Naturschutz, Fragmentierung.

 

An der Vervollständigung der weiteren Indikatoren und der Interpretation wird derzeit gearbeitet. http://www.umweltnet.at/article/articleview/48562/1/6914.

 

Das BMLFUW hat die Ausarbeitung eines Konzepts zum Monitoring von Biodiversität in Österreich beauftragt. Das Projekt ist abgeschlossen, eine Liste von Indikatoren, die eine Beobachtung der Veränderungen ermöglichen liegt vor, siehe http://www.umweltnet.at/article/articleview/­48562/1/6914. „Genetik“ ist ein Bereich, für den sechs Indikatoren vorgeschlagen werden.

Derzeit werden die Indikatoren schrittweise umgesetzt. Ein erster Bericht, in dem die Entwicklung mit Hilfe dieser Indikatoren dargestellt ist, wurde herausgegeben.

 

Zu Frage 17:

 

Öffentlichkeitsarbeit des BMLFUW:

Im Zusammenhang mit Öffentlichkeitsmaßnahmen sind folgende Artikel zu nennen:

Artikel über „Die Konvention über die biologische Vielfalt“

Artikel über „Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft“

 

Broschüren des Lebensministeriums:

 

Internet:

www.biolebensmittel.at

www.nachhaltigkeit.at

 

 


Veranstaltungen:

„Eine Welt frei von Hunger – das aufgeschobene Versprechen?“, 10. Oktober 2007

 

Öffentlichkeitsarbeit der AGES:

-          Homepage und Gendatenbank im Netz

-          Führungen durch die AGES-Genbank (von Schulen, Exkursionen etc. in Linz)

-          Betreuung von Diplomarbeiten (z.B. bei der HBLA St. Florian etc.) – wurden auch im Internet veröffentlicht

-          diverse Vorträge der AGES bei Biodiversitätsveranstaltungen

-          diverse Artikel in Fachzeitschriften

-          Beiträge in den Arbeitsgruppen des ECPGR (im Internet veröffentlicht)

 

In vielen Bereichen werden laufend Aktivitäten durch die landwirtschaftlichen Bundesanstalten und Bundesämter gesetzt. Es handelt sich dabei um öffentliche Veranstaltungen (Teilnahme meist kostenlos), die sich sowohl an landwirtschaftliches Fachpublikum, als auch an die interessierte Öffentlichkeit wenden.

 

Als Beispiel seien folgende Aktivitäten angeführt:

Die HBLFA Raumberg-Gumpenstein führt regelmäßig Feldtage im Grünland und Praxisseminare durch, die von in der Landwirtschaft tätigen Personen in großer Zahl besucht werden.

Die HBLA Klosterneuburg veranstaltet Seminare zum Themenbereich Obstsorten und Verarbeitungsprodukte und ist im Weinbaubereich im ständigen Kontakt mit der landwirt­schaftlichen Praxis.

Von der HBLFA Schönbrunn werden die „Schönbrunner Seminare“ abgehalten, die jeweils einer bestimmten Gemüsesorte gewidmet sind (Tomate, Paprika, Spinat, Rübe, Gurke u.w.) und die sich über den Anbau, die Vermarktung bis zur Verarbeitung und Verwendung dieser Gemüsegruppe erstrecken.

 

Im Zeitraum 2002-2005/06 wurden folgende Projekte des Vereins „Arche Noah“ unterstützt, deren Zielsetzung insbesondere auch die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen von Gemüse war und die jeweils auch durch entsprechende Öffentlichkeitsarbeit begleitet wurden:

 

2002:               Projekt „Diversität von Kulturpflanzen in Österreich: Module der Öffentlichkeitsarbeit“ (Förderbetrag: € 20.000,00)

2003/04:          Projekt „Aufbau einer repräsentativen Sammlung pflanzengenetischer Ressourcen von Gemüse in Österreich“ (Förderbetrag: € 30.000,00)

2005/06:          Projekt „Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen von Gemüse“, Publikation: „Bluaza, Köch & Umurken: Auf den Spuren traditioneller Gemüsesorten in Österreich“ (Förderbetrag: € 15.000,00)

 

Weiters soll noch im Jahr 2007 ein Projekt mit Arche Noah gestartet werden, deren Ziel es ist, durch Aufbau eines ‚in-situ/on-farm Erhalternetzwerks’ eine repräsentative Auswahl von alten Gemüsesorten zu erhalten. Auch dieses Projekt soll durch Öffentlichkeitsarbeit begleitet werden. Durch Errichtung eines Internetforums sollen die Projektergebnisse (Daten zum Erhalternetzwerk) auch von der breiten Öffentlichkeit genutzt werden können.

Der Bundesminister:

 

 

 

 

 

 

 

 


Beilage zur Parl. Anfrage 1373/J  Forschungsmittel pflanzengenetische Ressourcen 2002-2006

 

Proj.Nr.

 

Titel

2002

2003

2004

2005

2006

Summe gesamt

1236

extern

Ökologische Funktionalität von Streuobstbeständen und deren betriebliche Sicherung

15.668

0

0

0

0

 

1256

extern

Bestimmung, Beschreibung und Kartierung alter Kernobstsorten in der nördlichen Steiermark einschließlich von Untersuchungen über die Variabilität von Fruchtinhaltsstoffen

12.350

7.410

4.949

4.997

0

 

1272

extern

Lokales bäuerliches Wissen über Pflanzenarten aus Wildsammlung für die Fütterung und Heilkunde bei landwirtschaftlichen Nutztieren in Tirol (Osttirol)

0

25.000

20.000

0

5.000

 

1385

extern

Entwicklung eines Konzepts für ein Biodiversitäts-Monitoring in Österreich MOBI-E

0

99.000

137.872

23.594

41.138

 

10046

HBLFA Schönbrunn

Sichtungsgarten der HBLFA Schönbrunn - Erhaltung

111.301

142.482

152.953

153.420

158.292

 

10051

HBLFA Schönbrunn

Sichtung von Pflanzen und Gehölzen (Zwergflieder, Kleinstrauchrosen, Clematis, immergrüne Laubgehölze, Sedum, Euphorbia u.a.) an der HBLFA Schönbrunn

47.074

68.174

59.622

55.032

37.450

 

10145

HBLFA Schönbrunn

In vitro Etablierung und gezielte Selektion von Rhododendron ferrugineum und Rhododendron hirsutum. Erfassung der genetischen Vielfalt mittels Mikrosatelliten

23.886

26.627

35.086

0

0

 

10149

HBLA Klosterneuburg

Die Aurebe Vitis vinifera ssp.sylvestris der Donau/Marchauen (Projektteil BA für Wein- und Obstbau)

8.972

27.561

1.934

0

0

 

10152

Bundesamt für Weinbau

Die Aurebe Vitis vinifera ssp.sylvestris der Donau/Marchauen (Projektteil BA für Weinbau)

3.547

9.544

639

0

0

 

10277

HBLFA Schönbrunn

Entwicklung von Pflanzsortimenten und Kulturverfahren für Wild­stauden heimischer Trockenstandorte unter Berücksichtigung von Aspekten des Artenschutzes und der Biodiversitätskonvention (CBD)

0

0

0

3.526

11.290

 

10327

HBLA Klosterneuburg

Genbankpflanzen Weinbau am Bundesamt für Wein- und Obstbau

550.709

774.858

879.256

815.739

719.259

 

10328

HBLA Klosterneuburg

Genbankpflanzen Obstbau am Bundesamt für Wein- und Obstbau

62.932

104.198

106.290

113.081

70.470

 

10457

Bundesamt und Forschungszentrum für Wald

Naturwaldreservate - Forschung

13.334

0

0

0

0

 

10524

Bundesamt und Forschungszentrum für Wald

Erhaltung forstlicher Genressourcen

312.685

354.913

0

0

0

 

10525

Bundesamt und Forschungszentrum für Wald

Naturwaldreservate-Programm (Management und Systemerhaltung)

131.652

256.719

0

0

0

 

10569

HBLA Klosterneuburg

Österreichischer Beitrag zum EU-Projekt RESGEN - European network for grapevine genetic resources - conservation and characterisation

14.879

907

282

235

0

 

10645

HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Entwicklung und Erhaltung standortgerechter Gräser und Leguminosen für die Grünlandwirtschaft und den Landschaftsbau im Alpenraum

233.749

257.313

1.966

0

0

 

10260

HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Erhaltungszüchtung standortgerechter Arten

0

0

242.803

276.655

289.903

 

10334

HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Kulturwert von Ackerkulturen

73.084

133.255

172.208

67.270

0

 

100108

HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Kulturwert von Bio- Ackerkulturen

0

0

0

0

225.786

 

10588

HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Seed propagation of indigenous species and their use for restoration of eroded areas of the alps (EU-Projekt ALPEROS)

139.594

45.958

0

0

0

 

Summe

 

 

1.755.416

2.333.919

1.815.860

1.513.549

1.558.588

8.977.332

 

 

 

 

 

 

 

 

 

100255 *)

HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Wiedereinführung des Tauernroggens im Ennstal (Start 2007)

 

 

 

 

 

 

100256 *)

HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Beschreibung des Steirerklees sowie dreier Herkünfte von Lens culinaris nach UPOV und CPVO (Community Plant Variety Office) (Start 2007)

 

 

 

 

 

 

 

*) Im Jahr 2007 begonnen, noch keine Beträge bekannt.