1470/AB XXIII. GP

Eingelangt am 23.11.2007
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BM für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Anfragebeantwortung

 

 

 

 

 

JOSEF PRÖLL

Bundesminister

 

 

 

 

 

An die                                                                                    Zl. LE.4.2.4/0113 -I 3/2007

Frau Präsidentin

des Nationalrates

Mag.a Barbara Prammer

 

Parlament

1017 Wien                                                                                        Wien, am 22. NOV. 2007

 

 

 

Gegenstand:   Schriftl. parl. Anfr. d. Abg. z. NR Dr. Ruperta Lichtenecker,

            Kolleginnen und Kollegen vom 9. Oktober 2007, Nr. 1602/J,

            betreffend der wissenschaftlichen Kompetenz zur kritischen

            Befassung mit Nuklearfragen – kurz „nuklearkritischen

            Kompetenz“ – in Österreich

 

 

 

 

 

Auf die schriftliche parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen vom 9. Oktober 2007, Nr. 1602/J, betreffend der wissenschaftlichen Kompetenz zur kritischen Befassung mit Nuklearfragen – kurz „nuklearkritischen Kompe­tenz“ – in Österreich, beehre ich mich Folgendes mitzuteilen:

 

Eingangs halte ich fest, dass das Regierungsprogramm für die XXIII. Gesetzgebungsperiode den Ausbau der Risikoforschung vorsieht. Das Regierungsprogramm verweist allerdings explizit auf den Rahmen der budgetären Gegebenheiten. Weiters ist auf die grundsätzliche Zuständigkeit des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung sowie die verfassungsrechtlich verankerte Freiheit von Forschung und Lehre zu verweisen.

 

Ich füge hinzu, dass ich angesichts der Bedeutung der Risikoforschung für die Umsetzung der österreichischen Nuklearpolitik selbstverständlich bereit bin, meinen Beitrag zur Erhaltung und zum Ausbau nuklearkritischer Kompetenz zu leisten.

 

Die einzelnen Fragen beantworte ich wie folgt:

 

Zu den Fragen 1 und 2:

 

Hinsichtlich einschlägiger Universitätsinstitute sowie anderer wissenschaftlicher Einrichtun­gen im engeren Wortsinn verweise ich auf die Zuständigkeit des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung. Ich füge jedoch hinzu, dass die Behauptung der Anfrage­stellerin, dass die wissenschaftliche nuklearkritische Kompetenz ausschließlich vom Institut für Risikoforschung (IRF) getragen wird, nicht unwidersprochen bleiben kann. Zu erwähnen ist hier etwa das Umweltbundesamt, das insbesondere im Zusammenhang mit grenzüber­schreitenden UVP-Verfahren zu kerntechnischen Anlagen technisch-wissenschaftlich bera­tend für mein Haus tätig ist. Darüber hinaus gibt es, wie die Beantwortung der Fragen 4 und 5 zeigt, eine Reihe von Konsulenten und Institutionen, die einschlägig im Auftrag des BMLFUW tätig waren bzw. tätig sind.

 

Zu den Fragen 3 bis 5:

 

2005

Auftragnehmer

Projektbezeichnung

Institut für Risikoforschung der Universität Wien

Fachliche Unterstützung „Nukleare Sicherheit“ 2005

Institut für Meteorologie der Universität für Bodenkultur

Unterstützung des Vorsitzes des „Forums für Atom­fragen“ in ausgewählten Bereichen - 2005

Institut für Risikoforschung der Universität Wien

Fachexpertise im Rahmen der WPNS (Working Party on Nuclear Safety on Council Conclusions on Nuclear Safety and Safe Management of Spent Fuel and Radioactive Waste) Subgroup 3 concerning the financing of decommissioning of nuclear installations and safe management of spent fuel and radioactive waste

Institut für Risikoforschung der Universität Wien

Fachexpertise zur Vorbereitung thematischer Sonder­treffen im Rahmen des bilateralen "Nuklearinforma­tionsabkommns" mit Deutschland - Follow-up des Projektes FLAB-DID

Institut für Risikoforschung der Universität Wien

Mitwirkung im IAEA - Nuclear Safety Standards Committee (NUSSC)

ENCONET Consulting Ges.m.b.H.

Fachexpertise im Rahmen der WPNS (Working Party on Nuclear Safety on Council Conclusions on Nuclear Safety and Safe Management of Spent Fuel and Radioactive Waste) Subgroup 1 concerning the Safety of Nuclear Installations

Umweltbundesamt

Durchführung von Arbeiten zur Unterstützung der Abteilung Nuklearkoordination für das Jahr 2005

Univ. Prof. Dr. Steinhäusler

ENERSEC Konferenzreihe: NUSEC Konferenz Universität Salzburg, 20. – 23. Juli 2005

 

2006

Auftragnehmer

Projektbezeichnung

Institut für Risikoforschung der Universität Wien

Fachexpertise Impacts of NPP Life Management im Rahmen der Einführung von PLIM/PLEX/LTO in KKWs

Institut für Risikoforschung der Universität Wien

Fachliche Unterstützung "Nukleare Sicherheit“ 2006

Institut für Meteorologie der Universität für Bodenkultur

Unterstützung des Vorsitzes des „Forums für Atomfragen“ in ausgewählten Bereichen - 2006

Umweltbundesamt

Durchführung von Arbeiten zur Unterstützung der Abteilung Nuklearkoordination für das Jahr 2006

Österreichisches Ökologieinstitut

Erarbeitung von Grundlagen für eine Entscheidung des Ministeriums zur Vorgangsweise im Rahmen des ESPOO-Verfahrens zum Bau von Block 3 des KKW Cernavoda in Rumänien. Expertenbewertung der von der rumänischen Behörde vorgelegten Unterlage „Technical Report Cernavoda Unit 3“

Österreichisches Ökologieinstitut

NGO Survey 2006

Österreichisches Ökologieinstitut

Aktualisierung der im April 2006 im Auftrag des BMLFUW vom Ökologieinstitut erarbeiteten „Entscheidungsgrundlagen zur Vorgangsweise im Rahmen des ESPOO-Verfahrens zum Bau des Block 3 des KKW Cernavoda“ anhand der von der rumänischen Behörde neu vorgelegten Unterlage „Technical Report Cernavoda Unit 3 and 4“

Dr. Ernst Streeruwitz

Strategien zur Nuklearpolitik des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Otto Hug Strahleninstitut - MHM e.V.

Erstellung des Tagungsbandes zum Kongress "20 Jahre Leben mit Tschernobyl – Erfahrungen und Lehren für die Zukunft“ (14.-17.Sept.2006 in Feldkirch)

 

2007

Auftragnehmer

Projektbezeichnung

ENCONET Consulting Ges.m.b.H.

Fachberatung und Delegationsunterstützung für die vierte Überprüfungstagung zum „Übereinkommen über die nukleare Sicherheit“

Umweltbundesamt

Durchführung von Arbeiten zur Unterstützung der Abteilung Nuklearkoordination für das Jahr 2007

Österreichisches Ökologieinstitut

"Guidelines for the scoping stage of the Units 3 and 4 from Cernavoda NPP" – Begutachtung

Dr. Helmut Hirsch

Ausarbeitung einer Gegenüberstellung der Ziele laut Anhang I der „Schlussfolgerungen des Melker Pro­zesses und Follow-up“ mit den wichtigsten Ergeb­nissen im „Summary Monitoring Report“ zur ETE Road Map

Dr. Helmut Hirsch

Durchführung der inhaltlichen und organisatorischen Koordination des Auftretens der von der Bundes­regierung geladenen Experten auf der "Parlamen­tarischen Temelin-Konferenz" am 21. März 2007

Dr. Helmut Hirsch

Erstellung eines Berichtes über ausgesuchte Sitzungen und Vorträge auf der "Jahrestagung Kerntechnik 2007"

Dr. Helmut Hirsch

Überprüfung des tschechischen Berichtes zur Er­füllung des Melker Prozesses und der Beilage vom 30. April 2007 auf neue Gesichtspunkte, sowie von Anhang I des Brüsseler Abkommens auf die erfolgte Durchführung der „geplanten spezifischen Maß­nahmen“

Dr. Helmut Hirsch

Überprüfung der Erfüllung der im Anhang I der Verein­barung von Brüssel zu den sieben sicherheitsrele­vanten Punkten festgelegten Ziele

Dr. Helmut Hirsch

Strategische Beratung bei der Begleitung der Fertig­stellung der slowakischen Kernkraftwerke Mochovce-3 und -4

Dr. Helmut Hirsch

„Erstellung einer Replik auf das tschechische „Gegen­gutachten“ zu Temelín vom 03.07.2007, sowie die Durchführung der inhaltlichen und organisatorischen Koordination des Auftretens der von der Bundesre­gierung geladenen Experten auf der Sitzung der Inter­parlamentarischen Kommission am 17./18.09.2007 einschl. Präsentation eines Beitrages zum Überblick über die österr. Arbeiten auf dieser Sitzung

 

Im Jahre 2005 betrugen die gesamten Aufwendungen € 1,742.507,65 im Jahre 2006 € 532.114,63 und im Jahre 2007 bislang € 236.379,37. Der Vollständigkeit halber ist anzumerken, dass etliche Aufträge eine Laufzeit von mehr als einem Jahr aufweisen und sich die diesbezüglichen Aufwendungen somit über mehrere Budgetjahre erstrecken und dass die tatsächlich getätigten Aufwendungen auch Rücklagenentnahmen beinhalten und somit nicht direkt mit den Bundesvoranschlägen der einzelnen Haushaltsjahre korrelieren.

 

Weitere Aufträge und Zahlungen noch im Jahre 2007 sind insbesondere im Zusammenhang mit der fachlichen Unterstützung der gemischten parlamentarischen Kommission „Temelín“ zu erwarten.

 

Zu Frage 6:

 

Wie bereits eingangs ausgeführt, bin ich grundsätzlich bereit, meinen Beitrag zur Erhaltung der nuklearkritischen Kompetenz in Österreich zu leisten. Dies wird jedoch primär in der Form von konkreten Aufträgen erfolgen, da meinem Hause Fördermittel für diesen Zweck nicht zur Verfügung stehen.

 

Zu Frage 7:

 

Wie die Beantwortung der Fragen 4 und 5 zeigt, ist das IRF nicht der einzige Auftragnehmer, der im Bereich der nuklearen Sicherheit für das BMLFUW tätig ist. Eine allfällige Auflösung des IRF würde von mir keineswegs befürwortet und wäre in der Tat sehr zu bedauern. Aller­dings muss hier einmal mehr auf die Autonomie der Universitäten verwiesen werden.

 


Zu den Fragen 8 bis 10:

 

Unbeschadet des Entstehens eines europäischen Forschungsraumes ist eine unabhängige Forschungs- und Ausbildungsinstitution im Bereich nuklearer Sicherheit in Österreich wün­schenswert. Aus diesem Grunde wurde auch – im Rahmen der budgetären Gegebenheiten – der Ausbau der Risikoforschung im Regierungsprogramm verankert. Im Übrigen verweise ich auf die Zuständigkeit des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung.

 

 

Der Bundesminister: