2215/AB XXIII. GP
Eingelangt am 17.01.2008
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möglich.
BM für Unterricht, Kunst und Kultur
Anfragebeantwortung
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Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
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Frau Präsidentin des Nationalrates Mag. Barbara Prammer Parlament 1017 Wien
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Geschäftszahl: |
BMUKK-10.000/0248-III/4a/2007 |
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Wien, 16. Jänner 2008 |
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Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 2624/J-NR/2007 betreffend „Aktion seitens des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Gründung des Staates Israel“, die die Abg. Franz Morak, Kolleginnen und Kollegen am 6. Dezember 2007 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:
Zu Fragen 1 bis 4:
Der 60. Jahrestag der Gründung des Staates Israel und das Gedenken an die Opfer des Holocaust sind Schwerpunktthemen zahlreicher Maßnahmen des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, darunter auch der Aktionstage Politische Bildung 2008. Zu den angesprochenen Themen werden Schulen vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur jedoch das ganze Jahr über durch das „Zentrum polis – Politik Lernen in der Schule“, das auch beratend zur Verfügung steht, umfangreiche Materialien angeboten und auf der Website www.politik-lernen.at – für alle Schulpartnerinnen und Schulpartner unentgeltlich zugänglich – über Veranstaltungen, Workshops u.v.m. informiert.
Ergänzt wird dieses Informationsangebot durch das Gegenstandsportal Politische Bildung, das ebenfalls die historisch-politische Bildung entsprechend berücksichtigt und ua. folgende Themendossiers (www.politische-bildung.schule.at/themendossiers) bereit stellt:
- Holocaust Education
- Zeitzeuginnen und Zeitzeugen im Unterricht
- Nahost-Konflikt
- Nationalsozialismus
- Rassismus und Vorurteile
- Völkermorde im 20. Jahrhundert
Zu den Aktionstagen Politische Bildung vom 23. April bis 9. Mai 2008 (www.aktionstage.politi-sche-bildung.at) wäre im Besonderen darauf hinzuweisen, dass heuer der Interkulturelle Dialog Schwerpunkt der jährlich bundesweit stattfindenden Initiative ist. In den Veranstaltungszeitraum fallen ua. auch der „Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus“ (am 5. Mai) und der israelische Unabhängigkeitstag. Im Rahmen einer österreichweiten Filmwoche für Schulklassen Anfang Mai 2008 wird auf die Geschichte Israels ua. durch die Thematisierung der israelisch-palästinensischen Beziehungen eingegangen. Kooperationspartnerinnen und -partner wie das Projekt www.erinnern.at, das Jüdische Museum Hohenems oder das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands werden zu Themen der Holocaust Education und der Gedächtnisarbeit Beiträge anbieten. Das Seminar für Zeitzeuginnen und Zeitzeugen („ZeitzeugInnentage“ vom 2. bis 4. Mai 2008) wird die Gedenk- und Jahrestage ebenfalls besonders berücksichtigen.
Das Projekt „Nationalsozialismus und Holocaust: Gedächtnis und Gegenwart“- kurz „erinnern.at“ (www.erinnern.at) des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur fördert seit Jahren erfolgreich den Transfer von historischem und methodisch-didaktischem Wissen und reflektiert seine Bedeutung für die Gegenwart. Ziel ist die Intensivierung und Strukturierung der Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Holocaust im Bildungswesen. Das Lernen über Holocaust und Nationalsozialismus soll für die Gegenwart der Lernenden relevant werden können, ohne dass das Thema durch Pädagogisierung gefällig oder beliebig wird. Die Struktur des Projekts entspricht den drei Ebenen, auf denen heute die Themen Nationalsozialismus und Holocaust diskutiert werden:
- auf der lokalen/regionalen Ebene arbeiten die Dezentralen Netzwerke in den einzelnen Bundesländern (regionale Seminare, Lehr- und Lernmittel),
- für die Diskussion auf der nationalen Ebene bilden die Zentralen Seminare den Rahmen (7. Seminar im Herbst 2008),
- Bei den Seminaren in Israel werden Dimensionen des internationalen Diskurses deutlich (14. und 15. Seminar im Sommer 2008),
- Die Entwicklung von Lehr- und Lernmaterial in Kooperation mit Forschung und Unterrichtspraxis.
2008 werden bei den „3. Strobler Schulbuchgesprächen“ (18. bis 20. April 2008, Bildungshaus Strobl am Wolfgangsee; Internationale Konferenz unter Beteiligung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Lehrkräften aus der Schweiz, Deutschland und Österreich) zu Gebrauch fotografischer Repräsentationen des Nationalsozialismus in den Schulbüchern fotohistorische und didaktische Überlegungen angestellt. Fotos zum Themenbereich Nationalsozialismus spielen in Geschichtsbüchern, in der Geschichtskultur allgemein wie auch in den Medien eine immer wichtigere Rolle. Insbesondere in den jüngeren Lehrbüchern ist ein vermehrter Einsatz von Bildmaterial zu beobachten.
Die Österreichisch-Israelischen Beziehungen werden intensiv im Rahmen der Zusammenarbeit mit der israelischen Holocaustgedenkstätte Yad Vashem gepflegt. Fortbildungsseminare zu „Holocaust education“ für österreichische Lehrerinnen und Lehrer in Israel werden im Sommer 2008 durchgeführt („erinnern.at“ in Kooperation mit Yad Vashem und dem Center for Humanistic Education in Lohamei Hagetaot).
In Bezug auf vorstehend angesprochenes Lehr- und Lernmaterial wird im Besonderen aufmerksam gemacht auf:
- polis aktuell Nr. 1/2008: Die „8er Jahre“ in der österreichischen Geschichte sind das Thema der ersten Ausgabe der Monatsschrift polis aktuell. Sowohl der Gründung des Staates Israel als auch dem Holocaust wird in diesem Heft breiter Raum gegeben. Für beide Themen wird es auch Tipps für die Umsetzung im Unterricht geben.
- Aus Anlass der beiden Jahrestage werden im Jahr 2008 sowohl Bücher aus dem Bereich der Holocaust Education als auch zum Thema Israel angekauft und den Schulen zur Verfügung gestellt.
- Darüber hinaus ist beabsichtigt aus der Reihe „Informationen zur Politischen Bildung“ das Heft „Wendepunkte und Kontinuitäten – Zäsuren der demokratischen Entwicklung in der österreichischen Geschichte“ elektronisch zugänglich zu machen.
- DVD „Mutterland – Vatersprache“ (mit Lernprogramm): Auf Basis von in Israel geführten Interviews mit aus Österreich stammenden Überlebenden des Holocaust, die am Aufbau Israels beteiligt waren, ist dieses Medium für den schulischen Einsatz von „erinnern.at“ erarbeitet worden.
- DVD „Das Vermächtnis“ (mit Lernprogramm): Auf Basis von 13 Überlebenden-Interviews aus dem von Steven Spielberg begründeten Shoah Foundation Institute for Visual History and Education (VHF) ist dieses Medium für österreichische Schulen von „erinnern.at“ erarbeitet worden. Die DVD enthält Ausschnitte aus den Interviews mit Ilse Aschner, Helga Feldner-Busztin, Ingeborg Guttmann, Sophie Haber, Dorli Neale, Elisabeth Jäger, George Kovacs, Richard Schoen, Sonja Waitzner, Elisabeth Scheiderbauer, Franz Rosenbach, Kurt Rosenkranz und Oskar Schiller („Wenn meine Eltern überlebt hätten und meine Geschwister, dann hätten wir gesagt: Das war eine schlimme Zeit, aber sie ist vorbei. Aber das kann ich nicht vergessen!“ - Oskar Schiller 1998). Schiller war einer von über 5 000 Überlebenden des Holocaust, die von VHF interviewt wurden. Interviews, die jeden Tag wichtiger werden, weil immer weniger Zeitzeugen in der Lage sind, persönlich über ihre Erlebnisse zu berichten. Die in den Interviews erzählten Geschichten berichten von vergangenem österreichisch-jüdischem Leben, von Leid und vom Sterben, vom Überleben, von Verfolgung und manchmal auch von Menschlichkeit und Hilfe, von Vertreibung oder Flucht. Es ist die Erinnerung an die zerstörten Familien und an die Geretteten, an das zerstörte jüdische Leben und den Wiederaufbau von Gemeinden. Drei Jahre lang hat ein Expertinnen- und Expertenteam aus Österreich, dem Historikerinnen und Historiker, Medienfachleute, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Didaktikerinnen und Didaktiker angehörten, ein Konzept erarbeitet, mit dem der Schatz, der in den Archiven in Los Angeles gelagert ist, für die österreichischen Schulen aufbereitet wird. In ein umfangreiches Erprobungsprogramm waren 13 Schulklassen unterschiedlicher Schultypen in ganz Österreich eingebunden. Insgesamt zeigt sich ein ganz eindeutiges Bild: Die Berichte der Überlebenden können den Schülerinnen und Schülern wichtige und bewegende Einsichten vermitteln und sie regen zu weiter gehender Auseinandersetzung an.
Als weitere Aktivitäten für 2008 sind zu benennen:
- Entwicklungsprozess der Vermittlungsarbeit an der Gedenkstätte Mauthausen, initiiert durch das Internationale Forum Mauthausen, organisiert und unterstützt durch „erinnern.at“ (Neuaufbau der Vermittlung sichtbar im Frühjahr 2008).
- Seminar „Kunst in Wien“, April 2008 (Unterstützung eines Studierenden-Austausches in Kooperation mit dem Center for Austrian Studies an der Hebrew University Jerusalem in Kooperation mit dem Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung).
- „The Concepts of Home and Homeland and their contribution to the perceptions of the other within one’s own society: an international comparison between Austria and Israel” (Kooperationsprojekt der Universität Innsbruck und der Ben Gurion University mit Unterstützung des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur).
- “Educators in the Service of Peace” (Projekt des IPCRI [Israel-Palestine Center for Research and Information] für israelische, österreichische und deutsche Multiplikatorinnen und Multiplikatoren mit Unterstützung des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur).
Österreich übernimmt 2008 erstmals den Vorsitz in der Task Force on International Cooperation on Holocaust Education, Remembrance and Research. Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur ist sowohl in der österreichischen Regierungsdelegation als auch in der Education Working Group vertreten. Unter dem ITF-Vorsitz Österreichs werden zwei Plenartagungen abgehalten:
- Linz, 15. bis 18. Juni 2008 (mit Besuchen der Gedenkstätten Mauthausen, Hartheim und Ebensee und Diskussion der dort entwickelten Bildungsprogramme);
- Wien, Dezember 2008 (mit Konferenz zum Thema „Lehren und Lernen über den Holocaust im internationalen Vergleich“, zugleich 7. Zentrales Seminar von „erinnern.at“ – siehe oben).
Im Schuljahr 2007/08 wird die Schulaktion „Kulturelles Erbe. Tradition mit Zukunft“ in Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt und der Österreichischen UNESCO-Kommission durchgeführt. Diese Schulaktion befasst sich aktiv mit dem materiellen und immateriellen kulturellen Erbe. Im Rahmen dieser Aktion wurden die Schulen angeregt, sich in ihren Projekten insbesondere mit den Themen „60-Jahr-Jubiläum der Staatsgründung Israels“ und dem „Gedenken an die Opfer des Holocaust“ auseinanderzusetzen.
Derzeit läuft die Einreichfrist; die Auswahl der Projekte, die finanziell unterstützt werden, erfolgt in einer kommissionellen Sitzung Mitte Jänner 2008. Ende Februar 2008 können auf der Projekt-Homepage www.kulturleben.at/tradition-zukunft Kurzbeschreibungen der unterstützten Projekte abgerufen werden.
Die Abschlusspräsentationen der Projekte erfolgen in vielfältiger Form, zB. an den Schulen direkt, in den Gemeinden und bei der Abschlussveranstaltung der Schulaktion im Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur.
Seitens des Bundesministeriums
für Unterricht, Kunst und Kultur werden im Rahmen des
„60-Jahr-Jubiläums der Staatsgründung Israels“ folgende
Aktivitäten unter besonderer Berücksichtigung
künstlerischer Aspekte finanziell unterstützt:
- Aufführung szenischer Texte des österreichischen Schriftstellers „Martin Buber“ an der Universität in Jerusalem;
- Aufführung „Kantoralkonzert unter der Leitung von Rami Langer „Franz Schubert – Salomon Sulzer eine musikalische Freundschaft““ in der israelischen Staatsoper;
- Auftritte von Topsy Küpers in Israel;
- Paulus Manker – „Alma“ (Aufführung in Jerusalem);
- Gastspiel der Tanzkompanie Batsheva mit dem Stück „Max“ im Tanzquartier Wien.
Die Bundesministerin:
Dr. Claudia Schmied eh.