2621/AB XXIII. GP

Eingelangt am 06.02.2008
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BM für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Anfragebeantwortung

 

 

 

 

 

 

JOSEF PRÖLL

Bundesminister

 

 

 

 

 

An die                                                                                    Zl. LE.4.2.4/0146 -I 3/2007

Frau Präsidentin

des Nationalrates

Mag.a Barbara Prammer

 

Parlament

1017 Wien                                                                                        Wien, am 5. FEB. 2008

 

 

 

Gegenstand:   Schriftl. parl. Anfr. d. Abg. z. NR Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber,

Kolleginnen und Kollegen vom 10. Dezember 2007, Nr. 2645/J,

betreffend Alarm um „Genmaisbecher“

 

 

 

Auf die schriftliche parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen vom 10. Dezember 2007, Nr. 2645/J, betreffend Alarm um „Genmaisbecher“, teile ich Folgendes mit:

 

Zu den Fragen 1 und 2:

 

Die Entscheidung, welche Becher in den EM-Stadien während der UEFA EURO 2008TM zum Einsatz kommen, wird von der UEFA bzw. der Euro 2008 SA getroffen.


Um bei der Entscheidung auch die ökologisch verträglichste Lösung zu berücksichtigen, wurde vom Lebensministerium im Jahr 2007 eine trinationale Studie mitbeauftragt, die von drei Instituten aus Österreich (Österreichisches Ökologie-Institut), der Schweiz (Carbotech) und Deutschland (Öko-Institut) durchgeführt wurde. Dabei wurde eine Ökobilanz für alle in Frage kommenden Bechervarianten durchgeführt.

 

Untersucht wurden die ökologischen Auswirkungen verschiedener Bechersysteme (Einweg und Mehrweg). Grundlagen der Studie bei Stückzahl, Umlaufzahlen und Transportdistanzen bildeten die Bedingungen im Rahmen der UEFA EURO 2008. Verglichen wurden verschiedene Einwegbecher aus den Materialien PET, Polystyrol, Karton, PLA (biologisch abbaubares Material auf Basis von Mais) sowie ein Spezialkunststoff, die unterschiedlich entsorgt werden, mit einem Mehrwegsystem, bei dem unterschiedliche Umlaufzahlen für die Becher angenommen wurden (abhängig von der Anzahl ausgetragener Spiele und der Zahl der als Andenken nach Hause mitgenommenen Becher).

 

Aus ökologischer Sicht sprechen die Resultate eine eindeutige Sprache:

 

·            Alle Mehrwegszenarien weisen gegenüber den betrachteten Einwegszenarien deutlich geringere Umweltbelastungen auf.

·            Für das beste Einwegszenario ergeben sich doppelt soviel Umweltbelastungspunkte wie für das ungünstigste Mehrwegszenario, bei dem aufgrund des Brandings eine Nachnutzung der Mehrwegbecher nicht möglich ist.

·            Auch in der Wirkungskategorie Treibhausgaspotential (GWP) zeigen sich alle Mehrwegszenarien klimaverträglicher als die Einwegszenarien.

·            Die Studie bestätigt die auch in anderen Untersuchungen gewonnene Erkenntnis, dass kompostierbare Einwegbecher aus nachwachsenden Rohstoffen (wie z.B. PLA-Becher) ökologisch nicht besser abschneiden als herkömmliche Einwegbecher aus PET.

·            Innerhalb der Einwegszenarien zeigt der Kartonbecher bei den angewendeten Bewertungsmethoden und der Wirkungskategorie GWP die niedrigsten negativen Umweltauswirkungen und wäre daher den bioabbaubaren Materialien vorzuziehen.

 

Die Resultate der Studie können nicht ohne weiteres auf die Verhältnisse in den Fanzonen außerhalb der Stadien übertragen werden, da hier teilweise andere Rahmenbedingungen gelten. Zudem werden dort Systeme diskutiert, die in den Stadien nicht zum Einsatz kommen können (z.B. Ausgabe der Getränke ohne Becher).

 

Im Bereich der offiziellen Fanzonen liegt die Entscheidungskompetenz bei den Austragungsstädten (Host Cities). Die Stadt Wien hat sich für ihre Fanzone (die mit Abstand größte der EM) auch auf Grundlage der Ergebnisse der ho. Studie auf den Einsatz von Mehrwegbechern festgelegt. In Salzburg soll für alkoholfreie Getränke auf Becher verzichtet werden (direkte Ausgabe von PET-Flaschen ohne Verschluss). In Innsbruck und Klagenfurt sind die Entscheidungen noch ausständig.


Nach letzten Informationen wird der Einsatz von PLA-Bechern (Rohstoffe kommen aus den USA, weshalb die Verwendung von gentechnisch verändertem Mais nicht ausgeschlossen werden kann) aufgrund der Studienergebnisse seitens der EURO 2008 SA nicht prioritär weiterverfolgt.

 

Seitens der EURO 2008 SA werden derzeit neben den ökologischen Argumenten auch logistische und Platzgründe analysiert.

 

Die Überprüfung in den Stadien und die Einholung von Angeboten sollten Ende Jänner 2008 abgeschlossen sein, weshalb mit einer Entscheidung im Februar 2008 zu rechnen ist.

 

Zu Frage 3:

 

Im Nachhaltigkeitskonzept wird für den Becher-Bereich ausgeführt, „Mehrwegbecher oder ökologisch vergleichbare Gebinde“ einzusetzen. Aufgrund der Studienergebnisse bedeutet dies, dass entsprechend dem Nachhaltigkeitskonzept und im Sinne der Abfallvermeidung jedenfalls Mehrwegbecher Verwendung finden sollten.

 

Dies gilt nicht nur für die Stadienbereiche, sondern im Wesentlichen auch für die ausgewiesenen Fanzonen, auch wenn sich hier die Situation teilweise anders gestaltet wie in den Stadien.

 

Zu Frage 4:

 

Im gemeinsam mit der Schweiz ausgearbeiteten Nachhaltigkeitskonzept werden im Bereich „Ressourcen und Abfall“ folgende Maßnahmen vorgeschlagen:

 

·            Mehrwegbecher oder ökologisch vergleichbare Gebinde

·            „Wrap in“ / „Packs ins Brot“

·            Abfall-Trennsysteme (PET, Papier etc.)

·            Einschränkung der Abgabe von Werbematerialien

·            Informationskampagne zur Vermeidung und Verminderung des Abfallaufkommens

 

Der Bundesminister: