27/AB XXIII. GP
Eingelangt am 29.12.2006
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BM für Finanzen
Anfragebeantwortung
GZ. BMF-310205/0094-I/4/2006
Frau Präsidentin
des Nationalrates
Mag. Barbara Prammer
Parlament
1017 Wien
Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Auf die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 5/J vom 30. Oktober 2006 der Abgeordneten DDr. Erwin Niederwieser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ihre Verwaltungskosten, beehre ich mich, Folgendes mitzuteilen:
Neben der Zielsetzung einer Entlastung von Unternehmen und Haushalten aus Konjunkturüberlegungen wird am Beispiel der Erbschaftssteuer sichtbar, dass es bei einer ganzheitlichen Budgetrestrukturierungs-Strategie auch gilt, in der Verwaltung bestehende Einsparungspotenziale zu erkennen und zu Gunsten der SteuerzahlerInnen zu realisieren. Derzeit wird das 80 unterschiedliche Steuersätze umfassende System auf mehr als 86.000 Fälle der Erbschafts- und Schenkungssteuer angewandt, wobei dem ein Aufkommen von rund € 150 Mio. gegenübersteht. Zum hohen Verwaltungsaufwand, welchen nicht nur mehr als 300 Bedienstete meines Ressorts, sondern auch Notariatsstellen und RechtsanwältInnen zu tragen haben, kommt noch hinzu, dass die bestehende Systematik als ungerechtes und kompliziertes System empfunden wird. Immerhin ist das zu versteuernde Vermögen bereits von den Schenkenden beziehungsweise von den Erblassern versteuert worden.
In Summe bedeutet die Erbschaftssteuer daher eine Belastung für die Verwaltung, für die Eigenheimübergabe und für die Betriebsnachfolge, welche durch die Aufkommenshöhe nicht mehr zu rechtfertigen ist. Eine Abschaffung hingegen bedeutet, dass die ÖsterreicherInnen ihr oftmals über Jahrzehnte erwirtschaftetes Eigenheim ohne weitere Belastungen an die Kinder übergeben können, dass die für die heimische Wirtschaft und den Arbeitsmarkt so bedeutsamen klein- und mittelständischen Familienbetriebe Erleichterungen in der Übergabe erfahren und zugleich eine Maßnahme zur Steigerung der Verwaltungseffizienz gesetzt wird.
Nun zu den konkreten Fragen:
Zu 1. und 2.:
Da in funktioneller Hinsicht auch NotarInnen und RechtsanwältInnen (eingeschränkt auf Erbrecht und Verlassenschaftsabhandlungen) an der Abgabenerhebung mitwirken, sind bei der Ermittlung des Verwaltungsaufwandes wohl nicht nur die MitarbeiterInnen im Bereich der Erbschafts- und Schenkungssteuer in der Finanzverwaltung zu berücksichtigen.
Neben den 301 MitarbeiterInnen beziehungsweise 274 Vollbeschäftigungsäquivalenten in der Finanzverwaltung, die in diesem Bereich österreichweit zum Einsatz kommen, sind daher auch die mit der Materie befassten 478 Notariatsamtsstellen und die 538 RechtsanwältInnen mit in die Betrachtung einzubeziehen.
Die Zahlen bei Notariaten und RechtsanwältInnen haben meine ExpertInnen der Homepage der jeweiligen Interessenvertretung (Notariatskammer und Rechtsanwaltskammer) entnommen. Bei den Notariatsamtsstellen wurde dabei pro Notariat lediglich ein Mitarbeiter beziehungsweise eine Mitarbeiterin zu Vollbeschäftigungsäquivalenten angenommen. Bei den RechtsanwältInnen wurde die Abfrage auf Erbrecht und Verlassenschaftsabhandlungen eingeschränkt. Damit dürfte durch diese Einschränkung ebenfalls ein eher unterer Wert angenommen worden sein. Eine konkrete Kostenbewertung ist angesichts des nicht vorhandenen Datenmaterials im Bundesministerium für Finanzen allerdings nicht möglich.
Zu den MitarbeiterInnen der Finanzverwaltung ist anzumerken, dass die derzeit 301 MitarbeiterInnen im Finanzamt für Gebühren und Verkehrssteuern in Wien sowie in den sechs Gebührenabteilungen in den Bundesländern tätig sind. Im Hinblick darauf, dass die Finanzämter in Teams organisiert sind und diese Teams umfassend für die Erhebung der Stempel- und Rechtsgebühren, der Erbschafts- und Schenkungssteuer, der Grunderwerbsteuer, der Versicherungssteuer, der Feuerschutzsteuer und der Spielbankabgabe zuständig sind, kann eine konkrete Aufteilung der Kosten auf die Erhebung der Erbschafts- und Schenkungssteuer derzeit nicht erfolgen.
Zu 3.:
Wie meine ExpertInnen mir versichern, kann nicht ausgewertet werden, wie hoch der Anteil einer Vermögensart an der Abgabe ist. Es wird daher in der Folge die Bemessungsgrundlage bekannt gegeben:
|
Bezeichnung der AKTIVA |
Bemessungsgrundlage in Euro |
|
Einheitswert des land- u. forstwirtschaftlichen Vermögens |
30.881.036 |
|
Einheitswert der übrigen Grundstücke |
792.828.687 |
|
Geld |
34.939.879 |
|
Lebensversicherung, Sterbegeld |
49.249.480 |
|
Guthaben bei Banken |
591.892.781 |
|
Guthaben bei Arbeitgeber |
6.082.210 |
|
Guthaben bei Finanzamt |
5.637.079 |
|
Darlehensforderungen |
2.416.777 |
|
Sonstige Forderungen |
44.439.627 |
|
Wertpapiere ErbStfrei |
253.900.467 |
|
Wertpapiere ErbStpflichtig |
7.585.928 |
|
Wertpapiere KESTfrei, ErbStfrei |
1.137.230 |
|
Aktien |
1.848.016 |
|
Ausländisches Vermögen |
16.861.876 |
|
Hausrat einschließl. Wäsche |
7.501.161 |
|
§ 15a ErbStG. |
14.357.960 |
|
Abfindung aus Verträgen |
1.972.615 |
|
Andere bewegliche Gegenstände (Schmuck, PKW) |
49.374.383 |
|
Wohnungsrecht u.a. |
18.970.963 |
|
Verlags-, Patent-, Urheberrechte |
135.150 |
|
Betriebsvermögen - Einzelfirma |
17.186.780 |
|
Betriebsvermögen - Anteil an Personengesellschaft |
26.188.474 |
|
Betriebsvermögen - Anteil an Kapitalgesellschaft |
31.266.767 |
|
Bezugsberechtigte Versicherung |
133.179.242 |
|
Pflichtteil |
49.622.738 |
|
Bezeichnung der PASSIVA |
Bemessungsgrundlage in Euro |
|
Bestattung |
116.666.557 |
|
Grabdenkmal |
17.299.534 |
|
Grabpflege |
253.749 |
|
Sonstige Kosten |
79.721.018 |
|
Nachlassregelung |
61.089.200 |
|
Rechtsstreit |
529.651 |
|
Begünstigung gemäß § 21 ErbStG. |
215.512 |
|
Verbindlichkeiten Banken |
113.279.381 |
|
Verbindlichkeiten Finanzamt |
6.113.125 |
|
Verbindlichkeiten Darlehen |
82.003.557 |
|
Sonstige Verbindlichkeiten |
105.242.558 |
|
Verbindlichkeiten betrieblich |
26.136.113 |
|
Legat |
45.215.030 |
|
Pflichtteilsanspruch |
64.188.079 |
|
Abfindung gemäß § 2 Abs. 2 Z. 4 ErbStG. |
2.662.397 |
|
|
|
|
vorgeschriebene Erbschaftssteuer |
93.701.473 |
|
Bezeichnung |
Bemessungsgrundlage in Euro |
|
Einheitswert des land- u. forstwirtschaftlichen Vermögens |
15.912.627 |
|
Einheitswert der übrigen Grundstücke |
205.428.489 |
|
Geld |
168.023.419 |
|
Sonstiges Vermögen |
32.037.025 |
|
Betriebsvermögen - Einzelfirma |
9.600.486 |
|
Betriebsvermögen - Anteil an Personengesellschaft |
30.394.160 |
|
Betriebsvermögen - Anteil an Kapitalgesellschaft |
568.160.424 |
|
§ 15a ErbStG. |
50.094.509 |
|
Frei gem. § 17 SchStG. |
11.384 |
|
Ausländisches Vermögen |
11.967.342 |
|
Hausrat einschließl. Wäsche |
44.466 |
|
Andere bewegl. Gegenstände (z.B. Schmuck, PKW) |
407.647 |
|
Wohnungsrecht u.a. |
31.370.628 |
|
Abfindung aus Verträgen |
3.416.235 |
|
Betrag zu 'Frei gem. diverser §§' |
30.372.396 |
|
|
|
|
vorgeschriebene Schenkungssteuer |
62.347.629 |
Zu 4.:
Die 2005 veranlagten Erbschafts- und Schenkungssteuerfälle teilen sich wie folgt auf Steuerklassen und Steuerbeträge auf:
|
|
|
Anzahl der Fälle nach Höhe der Steuer |
|
|
||||
|
Abgabenart |
Steuer- klasse |
0 |
<1000€ |
<5.000€ |
<10.000€ |
>10.000€ |
insg. |
mit Steuervor- schreibung |
|
Erbschafts- |
Stiftungen |
47 |
196 |
47 |
6 |
8 |
304 |
257 |
|
steuer |
1 |
8.555 |
25.678 |
7.348 |
938 |
661 |
43.180 |
34.625 |
|
|
2 |
516 |
1.272 |
395 |
42 |
47 |
2.272 |
1.756 |
|
|
3 |
827 |
2.232 |
980 |
187 |
153 |
4.379 |
3.552 |
|
|
4 |
818 |
2.185 |
812 |
174 |
144 |
4.133 |
3.315 |
|
|
5 |
1.025 |
2.678 |
1.380 |
416 |
332 |
5.831 |
4.806 |
|
|
Summe |
11.788 |
34.241 |
10.962 |
1.763 |
1.345 |
60.099 |
48.311 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Schenkungs- |
Stiftungen |
174 |
187 |
219 |
51 |
204 |
835 |
661 |
|
steuer |
1 |
10.071 |
18.134 |
3.751 |
348 |
272 |
32.576 |
22.505 |
|
|
2 |
518 |
734 |
246 |
25 |
8 |
1.531 |
1.013 |
|
|
3 |
831 |
1.168 |
361 |
33 |
23 |
2.416 |
1.585 |
|
|
4 |
1.159 |
1.426 |
407 |
36 |
19 |
3.047 |
1.888 |
|
|
5 |
4.958 |
1.205 |
384 |
64 |
44 |
6.655 |
1.697 |
|
|
Summe |
17.711 |
22.854 |
5.368 |
557 |
570 |
47.060 |
29.349 |
Zu 5.:
Diesbezüglich wurden keine Überlegungen angestellt.