3398/AB XXIII. GP
Eingelangt am 27.03.2008
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BM für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
Anfragebeantwortung
JOSEF PRÖLL
Bundesminister
An die Zl. LE.4.2.4/0030 -I 3/2008
Frau Präsidentin
des Nationalrates
Mag.a Barbara Prammer
Parlament
1017 Wien Wien, am 25. MRZ. 2008
Gegenstand: Schriftl. parl. Anfr. d. Abg. z. NR Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen
und Kollegen vom 29. Jänner 2008, Nr. 3405/J, betreffend Fortschritte
der Klimastrategie im Bereich Raumwärme/Energie

Auf die schriftliche parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen vom 29. Jänner 2008, Nr. 3405/J, betreffend Fortschritte der Klimastrategie im Bereich Raumwärme/Energie, teile ich Folgendes mit:
Zu Frage 1:
Die thermisch-energetische Sanierung von Gebäuden stellt einen wesentlichen Schlüssel zur nachhaltigen Reduzierung der CO2-Emissionen dar. Aus diesem Grund wurden bereits seit Annahme der Klimastrategie 2002 Initiativen von Seiten des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) im Sinne der Anreizsetzung für Sanierungsmaßnahmen gesetzt. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang etwa die Contracting-Initiative für Bundesgebäude, die 2002 gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit und der Bundesimmobiliengesellschaft gestartet wurde und jetzt im Rahmen der Klimaschutzinitiative des BMLFUW klima:aktiv läuft.
Weiters besteht seit etlichen Jahren die Möglichkeit, thermisch-energetische Sanierungsmaßnahmen an betrieblichen Dienstleistungsgebäuden (z.B. Beherbergungsstätten) aus Mitteln der Umweltförderung des Bundes zu unterstützen.
Der weitaus überwiegende Großteil des Raumwärmebedarfs entfällt jedoch auf Wohngebäude. Hier sind v.a. die Länder gefordert, attraktive Förderungsbedingungen für die thermisch-energetische Sanierung zu schaffen. Der Bund hat daher unter der Federführung des BMLFUW eine Vereinbarung nach Art. 15a B-VG über gemeinsame Qualitätsstandards für die Errichtung und die Sanierung von Wohngebäuden mit dem Zweck der Reduzierung der Treibhausgasemissionen ausverhandelt, welche seit Anfang 2006 in Kraft ist. Eine erste Analyse der Maßnahmensetzungen der Länder im Sinne dieser Vereinbarung zeigt eine noch sehr unterschiedliche Vorgehensweise der Länder in diesem Bereich, es kann aber festgestellt werden, dass bereits 2006 deutliche CO2-Emissionsreduktionen in den Ländern auf Maßnahmen in Wohngebäuden zurückzuführen waren, konkret deutlich über 400.000 t CO2.
Zur Realisierung einer Sanierungsquote von 3 % sind aber selbstverständlich noch erhebliche Anstrengungen zu unternehmen, insbesondere von Seiten der zuständigen Bundesländer. Der Bund unterstützt diese Anstrengungen nach Kräften, aktuell durch die neu aufgenommenen Verhandlungen zur Revision der bestehenden Art. 15a B-VG Vereinbarung. Künftig soll der Bereich der Sanierung deutlich stärker in den Vordergrund gestellt werden, einerseits durch Attraktivierung der Förderungsbedingungen und andererseits durch noch stärkere Qualitätsanforderungen hinsichtlich der Senkung des Heizwärmebedarfs sowie der Modernisierung von Heizungsanlagen.
Zu Frage 2:
Das Ziel, wonach bis zum Jahr 2010 100.000 Haushalte (bis 2020 400.000 Haushalte) auf erneuerbare Energieträger umgestellt werden sollen, erscheint angesichts der Trends der vergangenen Jahre als durchaus erreichbar. Folgende Fakten belegen dies:
· Im Jahr 2006 wurden 72.300 Heizkessel (inkl. Gasthermen) in Österreich installiert. Während Biomassekessel im Kleinanlagenbereich um 13 % auf 21.300 zulegen konnten, wurden 15 % weniger Ölkessel (7.500 Stück) sowie 5 % weniger Gaskessel und -thermen (43.500 Stück) errichtet. Bemerkenswert ist, dass rund dreimal so viele Biomassefeuerungen wie Ölheizungen installiert wurden.[1]
· Die in Österreich installierten Wärmepumpenanlagen lagen im Jahr 2005 bei 9.900 Anlagen und im Jahr 2006 bei 13.637 Anlagen (Jahres-Zuwachsrate 37,7 %). Die Heizleistung der in Österreich installierten Wärmepumpen-Anlagen betrug im Jahre 2005 81.412 MWthermisch und im Jahre 2006 127.862 MWthermisch.[2]
· Im Jahre 2006 wurden in Österreich 292.700 m2 Flach- und Vakuumrohr-Kollektoren neu installiert (2005: 237.000 m2). Damit wurden 22.500 Solaranlagen zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung errichtet, das Marktwachstum 2006 betrug 24 %.[3]
Der Trend in Richtung erneuerbare Energieträger bei der Wärmebereitstellung der österreichischen Haushalte ist unter anderem auf die folgenden Maßnahmen zurückzuführen:
· klima:aktiv: Die Initiative des BMLFUW ist Teil der Österreichischen Klimastrategie und trägt mit seinen maßgeschneiderten Programmen zur Forcierung des Einsatzes erneuerbarer Energiequellen auch im Haushaltsbereich bei.
Um den Umstieg auf erneuerbare Energie weiter zu unterstützen, startet der Klima- und Energiefonds eine Förderaktion für Holzheizungen. Privathaushalte können vom 1.4. bis 30.11.2008 eine Förderung für den Tausch und die Errichtung von Holzheizungen mit Umweltzeichen in Anspruch nehmen. Die Aktion aus den Mitteln des Klima- und Energiefonds (KLI.EN) fördert Hackgut- oder Stückholzheizungen mit € 400,- und mit Holzpellets befeuerte Anlagen mit € 800,-. Voraussetzung ist, dass die Anlagen die modernsten und fortschrittlichsten Anforderungen der „Umweltzeichenrichtlinie UZ 37 für Holzheizungen“ des Lebensministeriums erfüllen.
Zu Frage 3:
Österreich ist bei der Entwicklung von Passivhäusern und den entsprechenden Technologien führend. Das BMLFUW sowie diverse Forschungsprogramme des Bundes unterstützen diese Entwicklung seit mehr als 10 Jahren mit maßgeblichen Summen. In allen Bundesländern wird die Passivhausbauweise über erhöhte Wohnbauförderung unterstützt. Wir sind bemüht, im Rahmen der laufenden Art. 15a B-VG Verhandlungen weitere Verbesserungen der Anforderungen sowohl in der Wohnbauförderung als auch in den Bauordnungen zu erreichen. Letztlich fällt aber der gesamte Bereich des Bauwesens in die Kompetenz der Länder. Zu dem sei angemerkt, dass die großen CO2-Einsparpotenziale in der Sanierung liegen und v.a. hier Maßnahmen sowie energetische Anforderungen für Sanierungen wichtig sind.
Zu Frage 4:
Das BMLFUW arbeitet bereits an der Umsetzung des laut Regierungsprogrammes geplanten Energiechecks. Ziel ist es, die Arbeiten rasch zu finalisieren und den Check flächendeckend zur Anwendung zu bringen.
Der Bundesminister: