Zu 3685/AB XXIII. GP
Eingelangt am 07.05.2008
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Zurückziehung
Anfragebeantwortung
Beilage zu S91143/35-PMVD/2008
Vorwort
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nie Nachrichtendienst doch noch eine
gewisse |
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M |
it dem Ende des Kalten Krieges und
dem Zusammenbruch der meisten
kommunistischen Diktaturen ist die
Machtbalance der früher bipolaren Welt
er-
heblich aus dem Gleichgewicht geraten. Die
Sicherheitsrisiken sind aber keineswegs ver-
schwunden, im Gegenteil: Sie haben sich seit
dem 11. September 2001 erheblich
vergrößert.
Die Lage wurde komplizierter und ist
auch
äußerst schwer zu
kontrollieren.
Eroberungs-
und Bürgerkriege flackern
weltweit auf, ethnische Zwiste und
religiöser
Haß münden in Völkermord,
Zusammen-
bruch staatlicher Strukturen, Verarmung und
Verelendung ganzer Regionen. Terror be-
herrscht die Welt. Große Gefahr droht der un-
kontrollierten Verbreitung atomarer und an-
derer Massenvernichtungswaffen, deren Be-
drohungspotential verheerend ist. In
Wirk-
lichkeit ist die vor wenigen Jahren euphorisch
angekündigte neue Weltordnung zu einer
Welt-Unordnung mutiert.
Genau das ist
die Stunde der Spezialeinhei-
ten. In allen Epochen war man stets bestrebt,
innerhalb der Armeen über
Spezialeinheiten
zu verfügen, um im
„Graubereich" reaktions-
fähig zu bleiben. Oftmals werden
Kommando-
unternehmen als Erfindung des 20. Jahrhun-
derts dargestellt, was nicht richtig ist. An die-
ser Stelle lohnt ein Blick zurück in
die Ge-
schichte, in die Zeit von Gneisenau,
Scharn-
horst und Clausewitz. Die spätere
Wehr-
macht sah in diesen Offizieren die
Verkörpe-
rung bester preußisch-deutscher
Soldatentu-
genden, und eine dieser
Tugenden war nach
dem Verständnis vieler,
daß der deutsche Soldat
mit offenem Visier
kämpft - eine Auffas-
sung, die auch Feldmar-
schall Erwin Rommel
vertrat. Er untersagte in
Afrika zunächst Kom-
mandoeinsätze, änderte
dann allerdings seine
Meinung - nicht zuletzt,
nachdem ein englisches
Kommando in deutscher
Uniform versucht hatte,
sein Hauptquartier aus-
zuheben. Aber für viele
hatte und hat der gehei-

Brigadier Josef Paul
Puntigam,
Kommandant der
Jägerschule und
Infanteriechef des
Österreichischen
Bundesheeres
Beilage zu S91143/35-PMVD/2008
Geheime Krieger
dergleichen
auszuführen, wird auch leicht auf
andere Mittel kommen, welche die Umstände
in jedem besonderen Fall in die Hand
geben."
Die Erwähnung von Wagen und
Schiffen weist
auf die Kriegslist hin, Soldaten unter
dem
Stroh von Bauernwagen oder im Rumpf
eines
Schiffes versteckt, durch die
feindlichen Posten
hindurchzuschleusen.
Weiter ist dort
vom Tarneinsatz der Soldaten
in fremden Uniformen die Rede. In dem Plan
Gneisenaus für einen Volksaufstand und
der
darauf weitgehend basierenden
preußischen
Verordnung über den Landsturm
von 2813
heißt es darauf bezogen:
„Diese Späherei, weit
entfernt, verächtlich zu sein,
ist Pflicht gegen
den Feind und vom höchsten Wert
und muß
daher überall aufgemuntert
werden. Keine
Unternehmung kann ohne sie
gelingen." Wei-
ter heißt es: „Ist eine Legion in Gefahr, aufge-
hoben zu werden, so zerstreut sie
sich, ver-
steckt ihre Waffen, Mützen und
Schärpen und
erscheint so als Bewohner des Landes (...) Je-
de Partei muß einige vollständige Bauernklei-
dungen bei sich haben, damit sie
verkleidete
Leute abschicken kann."
Aufgaben,
Möglichkeiten und Grenzen des
Einsatzes von Spezialeinheiten sind auch
heute
in der Öffentlichkeit nur schemenhaft
bekannt
und nicht unumstritten. In den demokratischen
Staaten geraten sie hin und wieder in die
Schlagzeilen und damit auch in das
Kreuzfeuer
der Kritik. Es besteht gelegentlich
Angst vor
ihrem
Mißbrauch durch radikale politische
Kräfte. Man fürchtet einen
„Staat im Staate".
Viele
abenteuerliche Vorstellungen ranken
sich um Elitetruppen, sowie ein wildroman-
tischer Mythos von Heldentum und
äußer-
ster Härte. Dieses Buch bringt Licht in die
Welt deutscher Kommandoverbände. Es er-
scheint wichtig zu erfahren, welch hohe Ver-
haltensqualität, Vaterlandsliebe im
positiven
Sinn, Kameradschaft, Durchhaltefähigkeit
und professionelles Handwerk notwendig
sind, um Mitglied einer Spezialeinheit zu
werden. Darüber hinaus zeigen die Autoren
die ungebrochene Traditionslinie auf, die von
den legendären
„Brandenburgern" der Wehr-
macht über die
Antiterrorspezialisten der
GSG 9 bis zum jüngsten deutschen
Kom-
mandoverband, dem KSK, reicht. Mit Wil-
helm Walther, Ulrich Wegener und Reinhard
Günzel haben sich drei Offiziere aus
den drei
Einheiten zusammengefunden, die dem
Le-
ser einzigartige Innenansichten ihrer
jeweili-
gen Truppe bieten.
Kommandotrupps
müssen zu oft politische
Fehler korrigieren und erfüllen meistens
eine
undankbare soldatische Pflicht Daher danke
ich dem Verlag und den Autoren, daß sie
einer
breiten Öffentlichkeit das wahre Gesicht
die-
ser Idealisten und die Konzeption dieser
Kommandoverbände der Gegenwart, Vergan-
genheit und Zukunft vorstellen.
Brigadier Josef Paul Puntigam