404/AB XXIII. GP

Eingelangt am 27.04.2007
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BM für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Anfragebeantwortung

 

 

 

JOSEF PRÖLL

Bundesminister

 

 

 

 

An die                                                                                    Zl. LE.4.2.4/0013 -I 3/2007

Frau Präsidentin

des Nationalrates

Mag. Barbara Prammer

 

Parlament

1017 Wien                                                                                        Wien, am 25. APR. 2007

 

 

 

Gegenstand:   Schriftl. parl. Anfr. d. Abg. z. NR Gerhard Steier, Kolleginnen

und Kollegen vom 1. März 2007, Nr. 430/J, betreffend

 
klimaneutrale Dienstreisen

 

 

 

 

Auf die schriftliche parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Gerhard Steier, Kolleginnen und Kollegen vom 1. März 2007, Nr. 430/J, betreffend klimaneutrale Dienstreisen, beehre ich mich Folgendes mitzuteilen:

 

Zu den Fragen 1 und 2:

 

Die Entwicklung des Dienstreiseverkehrs im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) – Zentralstelle und Dienststellen – seit dem Jahr 2000 ist in der nachstehenden Tabelle dargestellt:

 

 

Anmerkung zu den KFZ-km: Für die per PKW zurückgelegten Dienstreisen wurde ein durchschnittlicher PKW aus dem Computermodell „Handbuch der Emissionsfaktoren des Straßenverkehrs“ herangezogen. Das Handbuch bietet für jedes Jahr einen durchschnittlichen PKW an, der sich über die Jahre 2000 bis 2006 stetig verbessert. Daher sind trotz steigender Fahrleistungen die Treibhausgasemissionen gesunken.

 

Die gesamten Treibhausgasemissionen wurden mittels GEMIS 4.3 berechnet.

 

Die höheren Flug-km ab dem Jahr 2005 sind trotz eines verbesserten Dienstreise-Managements durch die Vorbereitungen und Durchführung der österreichschen EU-Präsidentschaft im Jahr 2006 zu erklären.

 

Zu Frage 3:

 

Spezielle Untersuchungen generell zu Dienstreisen im öffentlichen Sektor sind mir nicht bekannt. In meinem Ressort wurden jedoch Untersuchungen durchgeführt (letzte Daten vom September 2005 verfügbar).

 

Auszug aus der Zusammenfassung der MitarbeiterInnenbefragung (n=300):

Die MitarbeiterInnen des BMLFUW verhalten sich am Arbeitsweg und auf Dienstreisen in Österreich sehr umweltbewusst. Gut 80% nutzen für den Arbeitsweg hauptsächlich öffentliche Verkehrsmittel. Der Anteil der regelmäßigen RadfahrerInnen hat sich seit 1999 sogar deutlich von 5 % auf 11 % (Sommer) erhöht. Der Anteil der regelmäßigen AutofahrerInnen liegt mit 5 % sehr niedrig. (Insgesamt 16 % fahren gelegentlich oder einen Teil des Arbeitsweges mit dem Auto.)

 

Die MitarbeiterInnen sind der Ansicht, dass die bereits praktizierte Umweltfreundlichkeit bei den Arbeitswegen nachhaltig stabilisiert werden könne. Ein wesentlich größeres Potential zur CO2-Einsparung besteht bei den Dienstreisen ins Ausland (88 % Flüge) und besonders nach Brüssel (98 % Flüge). Ein Brüssel-Flug (hin und retour) verursacht immerhin rund 450 kg CO2-Ausstoß pro Fluggast. Rund ein Drittel der Befragten macht mehrmals pro Jahr Dienstreisen mit dem Flugzeug, die Hälfte davon sogar über 10 mal pro Jahr. 44 % derjenigen, die Dienstreisen mit dem Flugzeug absolvieren, könnten sich die Bahn als Alternative vorstellen.

 

Im Jahr 2005 startete das BMLFUW ein Pilotprojekt unter dem Motto „Mobilitätsmanagement für das Lebensministerium“. Neben der MitarbeiterInnenbefragung wurden Mobilitätstage, Spritspartrainings und -wettbewerbe, eine Radständerevaluierung und bewusstseinsbildende Maßnahmen wie z.B. die Auszeichnung des Radfahrers des Jahres bereits umgesetzt bzw. sind zum Teil gerade in Planung.

 

Hier möchte ich weiters auf die vom BMLFUW initiierte Beratungs- und Förderschiene        klima:aktiv mobil „Mobilitätsmanagement in der öffentlichen Verwaltung“ (www.klimaaktivmobil.at) verweisen. Möglichst viele Verwaltungseinheiten in Österreich und deren MitarbeiterInnen sollen zu einem umweltfreundlichen und nachhaltigen Mobilitätsverhalten am Arbeitsweg und bei den Dienstfahrten, Transporten, etc. motiviert werden.

 

Zu den Fragen 4 bis 7:

 

Über den Fuhrpark des Bundes liegen dem BMLFUW keine Daten vor. Für die Dienstkraftwagen meines Ressorts (Zentralstelle) stellen sich die nachfolgenden CO2-Emissionswerte und die Fahrleistung in den Jahren 2000 bis 2006 wie folgt dar:

 

            

 

 

 

Zu den Fragen 8 bis 11 und 13:

 

Die Prüfung der Möglichkeit, klimarelevante Emissionen des Flugverkehrs durch finanzielle Beteiligung an klimafreundlichen Projekten zu kompensieren, hat zum damaligen Zeitpunkt ergeben, dass zunächst Einsparungseffekte durch Einschränkungen der Zahl der Dienstreisen bzw. durch möglichst weitgehende Wahl der Bahn als Verkehrsmittel erzielt werden sollen. Die Ursache, weshalb diese Intention in den Folgejahren noch nicht zum gewünschten Effekt geführt hat, liegt vor allem in der EU-Präsidentschaft Österreichs im Jahr 2006 begründet.

 

„Atmosfair“ wird grundsätzlich als begrüßenswerte Initiative angesehen. Es werden konkrete Überlegungen innerhalb des Ressorts angestellt, wie künftig mit dienstreisebedingten klimarelevanten Emissionen umgegangen werden soll. Dabei könnten grundsätzlich auch PKW-Fahrten mit einbezogen werden. Hinsichtlich der Bahnfahrten soll hingegen weniger die CO2-Belastung, sondern vielmehr die Entlastung im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern in den Vordergrund gerückt werden.

 

Zu Frage 12:

 

Es ist aber anzumerken, dass es bei der Mobilität nicht generell um Klimaneutralität gehen kann. Bei der Bahn ist, wie bei anderen öffentlichen Verkehrsmitteln (Bahn, Straßenbahn, Bus), die klimaeffizienteste Mobilität gegeben, die genannten Verkehrsmittel sind deshalb von Klimaneutralitätsüberlegungen auszunehmen.

 

Auf Basis der Reisegebührenvorschrift der Bundesbediensteten wird der Bahnfahrt Priorität eingeräumt. Darüber hinaus ist im Lebensministerium die Grundzielsetzung vorgegeben, dass Dienstreisen verstärkt mit der Bahn durchgeführt werden sollen. Dem wurde durch die Einführung der ÖSTERREICHcard Rechnung getragen. Ressortweit wurden 40 Karten von den ÖBB angekauft. Im Jahr 2005 wurden 493.342 Bahnkilometer und im Jahr 2006  528.262 Bahnkilometer beansprucht.

 

Zu Frage 14:

 

Das Instrument der Videokonferenz wurde während der EU-Präsidentschaft zumindest für Sitzungen mit geringer Teilnehmerzahl (z.B. Koordinierung für Coreper-Sitzungen etc.) durchaus erfolgreich erprobt. Es hat sich aber auch gezeigt, dass mit steigender Teilnehmerzahl auch die Nachteile zunehmen bzw. die Grenzen der Durchführbarkeit rasch erreicht sind. So ist etwa auf absehbare Zeit kaum damit zu rechnen, dass z.B. Ratsarbeitsgruppen oder Kommissionsausschüsse, an denen jeweils VertreterInnen aller Mitgliedstaaten teilnehmen, durch Videokonferenzen o.ä. ersetzt werden können.

 

 

Der Bundesminister: